Julia und ich stehen im Eingang zum Saal, wobei ich noch immer ihre beiden Hände halte, damit ich sie mir nochmal genauer anschauen kann. Als ich meinen Blick wieder zu ihr richte, bekomme ich auch mit, dass sie mich die gesamte Zeit angeschaut und gewartet hat, bis wir uns wieder anschauen.
Eine ihrer Hände löst sie aus meiner, damit sie mit dieser über mein Jackett gehen kann, mich danach einen Moment mustert, bis ich nicht mehr schweigend vor ihr stehen kann.
C: Warum hast du nichts von all dem gesagt Julia?"
Sie lacht, nimmt die Hand wieder zu sich zurück und schaut danach zu mir rauf.
J: Dann wäre die Überraschung aber nicht so schön gewesen Chrissy. Dann hätte ich gestern nicht deinen Blicke sehen können."
Ich konnte es auch einfach nicht glauben, dass sie zu Hause ist, dass sie wieder in unserem Haus ist und nicht mehr tausende Kilometer entfernt ist. Und ein Teil von mir kann es eventuell noch immer nicht glauben und begreifen.
C: Wie lange bist du hier?"
Sie schweigt, sagt darauf nichts und legt ihren Kopf nur leicht zur Seite. Als würde ich hier eine dumme Frage stellen, dabei habe ich von all dem hier keine Ahnung.
C: Wie lange kannst du hier bleiben. Du meintest, dass es massive Verschiebungen gibt und dass das alles länger dauern wird, als ihr es euch gedacht habt...also...wann musst du wieder gehen?"
Eine ihrer Hände halte ich noch fest, aber die andere legt sie nun an meinen Kopf und fängt währenddessen an zu lächeln.
J: Ich muss niemals wieder von hier weg Chrissy..."
C: Aber..."
J: Kurz nachdem du in September gegangen bist, war das schon klar."30. September
Vor mir sitzen Professor Claasen und Professor Heinicke und neben mir Frederic. Ich hasse noch immer solche Konstellationen. Erst recht, ich weiß nicht, warum die Leiter der Organisation hier sind.
Professor Heinicke: Frau Doktor Julia Reinelt, wie geht es Ihnen?"
J: Im Grunde ganz okay, ich vermisse nur mein zu Hause sehr."
Professor Heinicke: Und vermutlich auch Ihren Ehemann. Es tut mir sehr leid, dass man Sie knapp nach Ihrer Hochzeit hierher gebracht hat."
Während sie diesen Satz ausspricht, schaut sie gezielt zu Claasen, der so kleinlaut neben ihr sitzt und sich nicht traut etwas zu sagen.
Professor Heinicke: Die Termine werden nicht sehr zeitgerecht eingehalten, aber das wissen Sie vermutlich auch bereits. Das Projekt wird länger dauern, als wir es angesetzt haben. Vermutlich bis April oder Mai sogar."
Das versetzt mir einen Stich ins Herz. Bis eventuell Mai soll ich hier bleiben? Dann wäre ich fast ein Jahr von Chris getrennt. Das halte auch ich nicht mehr aus. Aber das muss sie auch an meinem Blick sehen, da sie mich danach anlächelt.
Professor Heinicke: Aber nicht mehr unter Ihrer Leitung. Sie werden Anfang Dezember in Ihre Heimat gesendet und den Vertrag werden wir vorher auch nochmal neu aufsetzen. Ein solcher Einsatz wird Ihnen nicht mehr vorkommen. Außer, Sie erklären sich dafür bereit."
Egal, was danach gesagt wurde, es war so egal. Ich konnte in knapp einen Monat wieder nach Hause. In einen Monat würde ich wieder in Herford sein. Ich könnte in einem Monate wieder bei Chris sein. Endlich nach Hause, nur etwas über einen Monat noch.Heute
Nie hatte sie mir erzählt, was beim Gespräch rauskam. Sie meinte, dass sie eines mit der Organisation hätte und das da halt raus kam, dass es sich verzögert, aber das alles...
J: Ab dann habe ich den Plan mit Andreas gehabt und habe alles organisiert, damit wir den Tag zusammen doch haben können...ich hoffe, dass ich dir..."
Ich küsse sie. Als würde sie Angst haben, ich würde sie deswegen hassen. Niemals im Leben, da sie mir den schönsten Tag in meinem Leben beschert hat. Und zu wissen, dass sie mich niemals wieder für eine derart lange Zeit verlassen muss, ist alles, was ich wissen und haben muss. Nur sie, für immer.
J: Chris..."
Nur widerwillig löse ich mich von ihr und schaue ihr in die Augen, aber ich weiß, dass sie nicht mehr geht und dass wir noch genug Zeit zusammen haben werden.
C: Darf ich Frau Reinelt dann darum bitten, mit mir zum Auto zu gehen, damit wir diesen Tag ausgiebig feiern können?"
Zuerst muss sie lachen, da ich mich so niemals ausdrücken würde. Danach greift sie allerdings nach meiner Hand und schaut wieder zu mir rauf.
J: Sehr gerne Herr Reinelt. Ich würde mir nichts lieber wünschen, als einen mehr als perfekten Abend mit meinem Ehemann zu haben."Waren wir eventuell wieder die letzten, die bei unserer eigenen Feier ankamen, da wir etwas getrödelt haben und der Fahrer sich verfahren hat? Eventuell. Haben es die Gäste aber mit einen Schmunzeln hingenommen, da wir beide mittlerweile nicht mehr die pünktlichsten sind? Vielleicht und dass ich so schlecht abfärbe gefällt mir ja auch nicht unbedingt. Alles im Saal war so hergerichtet, wie wir es haben wollten. Die Musik war so, wie wir sie haben wollten. Das Essen war das, was wir uns vorgestellt hatten. Es war so, wie es sein sollte. Es war schön und alles, was wir haben wollten.
Als es später am Abend ist, als wir beide schon ein bisschen was getrunken haben, gehe ich irgendwann auf sie zu, als sie bei ihren Eltern ist und reiche ihr eine Hand hin.
J: Du weiß, dass ich eine grauenhafte Tänzerin bin Chrissy."
C: Ich führe und kann es doch auch nicht. Aber komm, die anderen schauen schon."
Sie nimmt meine Hand an und steht von ihrem Platz auf. Ihr Vater lächelt, während Bianka es wohl von mir unangebracht findet, dass ich sie von ihren Eltern wegreiße. Ich glaube, wir beide werden niemals miteinander auskommen, aber das ist okay. Hauptsache sie beeinfluss Julia nicht. Ich muss nur sie lieben und nicht meine Schwiegermutter. Als wir auf der Mitte der Fläche stehen, schaut Julia sich zuerst im Saal um, bevor ich eine Hand hinter ihren Kopf lege, damit ich ihren Blick zu mir richten und den Tanz mit ihr beginnen kann. Dabei legt sie nach kurzer Zeit ihren Kopf gegen meine Brust und das, was um uns los ist, ist ihr dann wohl auch egal.
J: Ich liebe dich Chris...der Tag ist eigentlich zu perfekt für unsere Verhältnisse."
Ich kann den nur zustimmen und richte ihren Blick zu mir rauf.
C: Darf ich mir nach der Feier noch eine Stunde mit meiner Frau nehmen?
J: Ich gehörte immer nur dir Chris. Ich habe nur gebraucht, bis ich das begreifen und mich auf dich einlassen konnte...
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Meine beste Freundin
Fanfiction"Hätte ich gewusst, was ich dir bedeute, was meine Worte angerichtet haben und was meine Taten in dir auslösten, hätte ich mich für dich verändert..." Chris kennt seine beste Freundin bereits seit der Grundschule. Schule, Studium, eigene Wohnung, er...