Kapitel 113

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Sicht Julia...

Ich wusste schon als ich zugestimmt hatte, dass ich zur Aufzeichnung mit herkomme, dass Chris weniger Zeit für mich haben wird. Er muss hier eben arbeiten, die Crew koordinieren, zu den Proben erscheinen und was weiß ich noch nebenbei erledigen. Ich bin immer wieder auch bei den Proben, aber für Außenstehende sind die technischen Durchläufe nicht sonderlich interessant. Daher bin ich oft auch bei Levi, Andrea oder Manu, die ich in den letzten Tagen auch alle etwas besser kennenlernen durfte.

Gerade sitze ich hinter der Bühne bei Levi, die sich mal wieder um die Mikrofone der beiden kümmert.
J: Ist irgendwie ein Talent von den beiden, dass sie die immer wieder verknoten, oder?"
Levi fängt an zu lachen und schaut mich zugleich auch mit einen finsteren Blick an. In den letzten Tagen durfte sie das tatsächlich fast immer machen, wenn Andreas und Chris diese abgelegt hatten.
L: Es sind jetzt die letzten Stunden, bevor wir morgen die erste Aufzeichnung haben. Bei jeden liegen langsam die Nerven blank, glaub mir."
J: Kann ich dir irgendwie helfen?"
L: Sei nur vorsichtig damit."
J: Wenn ich am Nervensystem von Menschen arbeiten kann, sollte ich auch mit Kabeln von einem Mikrophron klarkommen."
Lachend und kopfschüttelnd überreich mir Levi das Mikro von Chris. Das kann man an der Farbe erkennen. Sie hockt sich auf den Boden und versucht das von Andreas wieder in Ordnung zu bekommen.
L: Einen Monat läuft das jetzt schon mit Chris? Wie...ist das so?"
J: Ja, fast einen Monat sind wir jetzt zusammen. Und...naja...wir kennen uns schon Ewigkeiten, da hat sich nicht sehr viel verändert."

Außer halt eben die Punkte, die beste Freunde nicht machen, sondern nur Paare. In den letzten Tagen war ich abends auch oft allein im Zimmer, weil Chris noch bis spät nachts hier sein musste. Heute Abend hatte er mir versprochen, dass wir nochmal was zusammen machen werden. Dabei weiß ich selbst mittlerweile nicht mehr, auf was diese Abende rauslaufen.
L: Ich finde, er ist anders, seitdem er dich hat."
Ich hoffe nicht schlecht anders. Definitiv wäre meine Absicht niemals, dass ich Chris verändern will. Sei es auch nur unbewusst.
J: Wie...meinst du das genau?"
L: Also definitiv nicht abwertend Julia."
Sie schaut danach sofort zu mir auf, um mir das Gefühl von Sicherheit zu geben.
L: Er wirkt irgendwie ruhiger, ausgeglichener, zufriedener. Man sieht ihn an, dass er...sicherer wirkt, nicht mehr so verloren und allein. So kommt es mir zumindest vor."
Ich habe auch mittlerweile gemerkt, dass Chris sehr viel Nähe sucht und braucht irgendwo. Wir haben mehr Zeit als je zuvor miteinander verbracht und jegliche kleine Berührung genießt er sehr. Sei es meine Hand zu halten, bei mir zu sitzen oder zu liegen und scheinbar kann er es doch leiden, wenn man ihm durchs Haar streicht.
J: Ja...ich lerne ihn in dieser Hinsicht auch noch wieder neu kennen."

Ich habe das Mikro von Chris gerade fertig, als Levi wieder zu mir rauf schaut. Kurz darauf steht sie selber auf, damit sie mir das abnehmen kann. Ich hätte das auch zur Seite gelegt, hätte sie mir etwas gesagt, allerdings werden kurz darauf zwei Arme um mich gelegt und dann hat sich das auch wieder erledigt. Ich schaue auf und gleich in die dunklen Augen von Chris. Dieser lächelt mich an und gibt mir einen flüchtigen Kuss.
J: Hallo Chrissy..."
Levi lacht leise im Hintergrund und ich weiß, dass es wegen dem Namen ist. Aber niemals im Leben werde ich aufhören ihn so zu nennen.
J: Musst du nicht noch bei der Probe sein."
A: Wir haben alles fertig!"
Andreas kommt um die Ecke und erschreckt mich dadurch. Chris legt einen Moment seine Arme noch etwas enger um mich, bis wir beide zu seinem Bruder hinschauen.
A: Wir haben morgen Vormittag die letzte Probe noch angelegt und machen daher heute nicht wieder mitten in der Nacht Schluss. Etwas Schlaf wird auch uns ganz guttun."
L: Das glaube ich auch."

Ich nicke nur leicht und schaue wieder zu Chris auf. Kurz darauf verabschiedet sich Andreas, da er noch etwas mit seiner Frau machen will. Auch ich will aufstehen und gehen, das lässt Chris aber nicht zu.
C: Warte hier bitte einen Moment Maus..."
Bevor er geht, küsst er mich nochmal und lässt mich dort allein zurück. Mein Blick geht zu Levi, die nur mit den Schultern zuckt und danach ihre Sachen packt und auch den Flur runtergeht. Einige Arbeiter laufen an mir vorbei und schauen mich immer wieder an. Das machen sie, bis Chris wiederkommt. Aber er kommt nicht allein. Neben ihm läuft eine andere Frau und ich kann an seiner Haltung und Körpersprache sehen, dass er nervös ist.
C: Maus...du solltest die Illusion mit Alina schon aus dem Stadion kennen...oder auch von deiner letzten Show"
Ich erinnere mich. Er hatte sie damals beinahe unterbrochen, Andreas hatte sich danach mit ihm gestritten. Ich nicke.
C: Julia...das ist Alina. Mit ihr führe ich diese Illusion auf. Ich weiß, ich habe sie dir damals schon flüchtig vorgestellt, aber jetzt...da du meine Freundin bist..."

Alina und ich merken beide, dass es Chris gerade sehr unangenehm ist. Ich lächle, stehe vom Tisch auf und gehe zu Alina hin.
J: Hey Alina, schön dich kennenzulernen."
Al: Ich freue mich auch, dass ich die Freundin von Chris endlich etwas besser kennenlernen kann."
Chris lächelt leicht und atmet auch aus, bis er uns beide wieder anschaut.
C: Ich ziehe mich schnell um, dann können wir los Maus."
Ich nicke und er lässt uns beide einen Moment allein.
Al: Ich würde niemals etwas mit ihm anfangen, das verspreche ich dir. Dafür liebe ich meinen Verlobten zu sehr."
Ich lache etwas und schaue zu ihr hin. Ja, ich konnte sie nicht wirklich leiden, bin eventuell etwas eifersüchtig, aber das ist seine Arbeit und Chris hatte sie mir vorgestellt.
Al: Es wird für dich wohl seltsam sein, dass ich aber so nahe bei ihm bin."
J: Schon etwas, aber...wenn ich dich jetzt etwas besser kennenlerne, wird das auch besser werden. Es ist nur ein Job, ein Auftrag."
Al: Es ist nur eine Illusion und mehr nicht. Für mich ist er nur mein Chef und mehr nicht. Ein lieber und netter Chef, aber eben nur mein Vorgesetzter."
Mein Blick geht wieder den Flur runter, wo Chris gleich wiederkommen müsste, wonach ich wieder zu Alina schaue.
J: Vielleicht...können wir uns mal irgendwann treffen und...das Gespräch vertiefen. Immerhin werden wir uns wohl öfters sehen."
Al: Da du wohl die Zukünftige meines Chefs sein wirst, denke ich das auch."
Ich kann dazu nichts sagen, da mich diese Aussage sehr aus der Bahn wirft. Als solche bezeichnet zu werden, lässt mich rot werden. Alina bekommt das nicht mit, da sie sich nebenbei verabschiedet, da ihr Handy klingelt und dann geht sie auch schon.

Bevor ich wieder aufschauen kann, wird nach meiner Schulter gegriffen und dann werde ich umgedreht. Dabei schaue ich wieder zu Chris rauf.
C: Was ist mit dir denn los?"
J: Nichts...rein gar nichts...es ist vielleicht nur etwas seltsam, wenn deine Arbeiterin sagt...ich sei deine Zukünftige."
C: Was ist denn daran so seltsam?"
Ist das wirklich sein Gedanke? Ist das am Ende wirklich irgendwann sein Ziel? Dieser Mann bringt mein ganzes Leben durcheinander. Aber bei dem Gedanken, dass er das auch für mich sein könnte, muss ich leicht anfangen zu lächeln...

Meine beste FreundinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt