Sicht Chris...
Ich war drei Tage später schon im Stadion. Zwei Tage zuvor bin ich in Düsseldorf angekommen, hatte das Hotelzimmer bezogen und hatte hier im Stadion die ersten Gespräche. Mit meinem Bruder musste ich ein paar Sachen noch durchgehen, die Crew hatte fragen und allgemein hatten wir beide unfassbar viel zu tun. Nicht falsch verstehen, ich hatte mich sehr auf diesen Auftritt gefreut, aber war zugleich auch froh, wenn das wieder geschafft war.
Mit Andreas saß ich in der Kabine und schaute auf meinen Mac. Ich hatte einige Unterlagen und Notizen darauf, musste mich selbst noch um ein paar Sachen kümmern und Andreas regelte etwas mit einigen Arbeitern.
A: Es ist schon spät geworden."
Beiläufig schaute ich damals auf meine Uhr am Mac und sah, dass es beinahe 20 Uhr war. Eigentlich noch nicht zu spät für uns beide.
C: Wolltest du jetzt zur Probe gehen?"
Ich schaute nur kurz zu ihm hin, da ich meine Aufgaben hier nicht erledigen wollte. Ich wusste, dass ich das dringend an Manu schicken müsste und daher keine Zeit verlieren sollte. Oft hatten wir noch spät abends einige Proben angesetzt, da wir am Tag auch noch andere Termine hatten. Zum Teil mit der Crew, aber genauso mit Fernsehen oder der Presse. Anderes wurde dann an den Abend verschoben. Ich freute mich dort schon wieder auf eine erholsame Nacht in meiner Wohnung.
A: Wir sollten, oder nicht? Wir liegen etwas im Rückstand."
Ich nickte nur einen Moment, tippte kurz auf mein Handy und sah, dass ich noch keine Nachricht bekommen hatte. Ich seufzte kurz, tippte dann am Mac weiter.
A: Alles gut bei dir Bruder?"
C: Ja...alles okay Bruder..."Julia hatte sich an den Tag noch nicht gemeldet. Eigentlich sollte sie morgen kommen, heute war diese OP, die sie noch hatte. Seit dem Abend, wo wir beide weg waren, ist sie etwas stiller gewesen, schrieb nicht mehr so häufig wie zuvor. Ich schob es aber auf diese OP, die für sie mehr als wichtig war. Um sie machte ich mir aber immer schon Sorgen. Ich wollte nicht, dass mit ihr etwas passieren würde und außerdem...ich brauchte sie hier. Ich wollte sie unbedingt wieder bei mir haben. Ich vermisste sie. Das sollte aber mein Bruder bitte nicht wissen. Er zog mich damals schon immer damit auf, dass ich mehr in ihr sehen würde. Sie war aber einfach nur meine beste Freundin und mehr nicht...hoffnungslos...
Ich klappte damals meinen Mac zu und schaute danach zu Andreas hin.
C: Wir könnten eben losgehen Andreas. Ich wäre hier erstmal fertig. Es wäre aber sehr gut, wenn es nicht wieder vier Uhr am Morgen sein würde."
Er lachte damals, nickte und schnappte seine Jacke. Wir beide wussten, dass wir bei der Show zumindest nicht übermüdet sein sollten. Etwas Schlaf sollten wir daher in den kommenden Tagen noch abbekommen.
A: Ist gut, lass uns eben gehen. Vielleicht schaffen wir noch ein bisschen was, bevor wir gehen sollten. Steffi versucht mich auch immer noch zurecht zu halten."
C: Ansonsten würdest du dich noch überarbeiten Bruder."
Ich nahm meine Jacke, spürte aber zugleich den Blick von Andreas auf mir, daher schaute ich nicht mehr zu ihm zurück. Ich zog mir die Jacke noch über und ging daher als erster zur Tür und er folgte mir.
A: Du hast aber immerhin Julia."
Aber da war das Thema wieder aufgekommen. Ja, da wo Steffi war, war auch immer Julia. Wir kannten uns auch schon 30 Jahre und ich wusste, was sie für mich ist...und was ich eben nur für sie bin.
C: Irgendjemand muss ja auch auf mich aufpassen."Bei der Bühne wurde er damals zum Glück von einen Arbeiter angesprochen, sodass er dieses Thema erstmal wieder vergessen konnte. Ich wollte mit ihm darüber auch nicht sprechen, da ich mir meiner Gedanken, Gefühle und Empfindungen doch selbst nicht sicher oder klar war. Ich wollte raus. Raus aus all dem und kam aber mit jedem Tag nur weiter rein und wusste irgendwann auch nicht mehr, wie ich noch entkommen sollte. Der Höhepunkt dazu sollte aber erst noch kommen...konnte ich zu den Zeitpunkt, an den Abend, aber niemals erahnen.
Knapp fünf Stunden waren wir beide noch auf der Bühne, sind einige Illusionen durchgegangen und haben einige Sachen noch mit der Crew besprochen. Einige Illusionen schoben wir zu den Zeitpunkt noch immer hin und her. Aber es war an den Abend zu spät. Wir brauchten Schlaf und unsere Crew erst recht. Andreas verabschiedete sich, da er schon zum Hotel lief. Ich wollte mir meine Sachen aus der Kabine noch holen. Da lag noch mein Mac und sollte ich gleich nicht schlafen können, hätte ich noch etwas arbeiten können.
Damals lief ich den Flur runter in Richtung meiner Kabine, lief an einigen Arbeitern vorbei und war mit den Gedanken so abwesend, dass ich sie beinahe nicht gesehen hätte.
C: Julia?"
Sie drehte sich um und schaute mich an. Julia lächelte und kam auf mich zu, nahm mich sofort fest in Arm. Noch etwas perplex legte ich damals meinen Kopf auf ihren ab und genoss ihre Nähe...die Nähe von meinem zu Hause...
J: Ich hatte gleich den ersten Zug nach Düsseldorf genommen, als ich durch war."
Sie ließ mich los und ich schaute sie mir wieder an. Genauso perplex wie zuvor. Julia sagte nichts, schaute danach langsam aber zum Boden und ich griff vorsichtig nach ihrem Haar.
C: Du hast deine Haare abgeschnitten..."
Nachdem Hannes das mal abgeschnitten hatte, trug sie es niemals wieder kurz. Ihre langen blonden Haare, die ihr damals noch bis zur Hüfte reichten, waren dort aber bis knapp über die Schulter abgeschnitten.
C: Dir waren sie immer so wichtig..."
Es war etwas, was für sie so typisch war, was Julia eben ausmachte. Julias blonde Haare und ihre klaren blauen Augen, das war typisch Julia.
J: Für den Beruf aber sehr unpraktisch Chrissy. Sie sind nur im Weg und werden nach einer stundenlangen OP auch sehr schwer."
Ich lachte leicht und nickte, brachte auch sie zum Lachen. Egal, wie sie diese trug, sie war für mich immer eine wunderschöne Frau. Und das schönste an ihr war sowieso schon immer ihr Lachen und ihre Art. Dieses „Typisch Julia" eben.
C: Wir können auch gleich gehen. Wir sind hier für den Tag fertig. Ich hatte unser Zimmer schon bezogen. Hoffentlich fühlst du dich da auch wohl."
J: Wenn mein bester Freund da ist, dann immer...
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Meine beste Freundin
Fanfiction"Hätte ich gewusst, was ich dir bedeute, was meine Worte angerichtet haben und was meine Taten in dir auslösten, hätte ich mich für dich verändert..." Chris kennt seine beste Freundin bereits seit der Grundschule. Schule, Studium, eigene Wohnung, er...