Ich stehe im Schlafzimmer vorm Spiegel und schließe die letzten Knöpfe meines Hemds. Hose und Schuhe habe ich bereits angezogen, die Haare liegen auch...okay. Julia sitzt hinter mir auf dem Bett und wartet, da ich mal wieder zu spät dran bin. Sie trägt heute einen knielangen Rock und ein Crop Top in beige. Darüber trägt sie später noch einen weißen und zugleich durchsichtigen Kimono.
Als letztes schaue ich, ob in meiner Tasche mein Ausweis ist, den brauchen wir später. Habe ich, meine Schwester sollte gleich hier sein, wir müssen runter. Ich drehe mich zu ihr um und schaue sie an. Ich schaue sie an, wie Julia auf ihren Koffer starrt und meinen Blick erst nach einen kurzen Augenblick mitbekommt.
J: Ich habe mir meinen Hochzeitstag etwas anders vorgestellt..."
Sie steht auf und kommt zu mir, damit sie den Kragen meines Hemds nochmal ordentlich hinlegen kann. Ja, auch ich habe mir den anders vorgestellt. Vor allem, dass ich nicht im Hinterkopf habe, dass sie in knapp 15 Stunden nicht mehr bei mir sein wird. Daran sollte ich gerade aber nicht denken, da mir das den ganzen Tag, die letzte Zeit mit ihr, nur ruinieren würde. Als sie ihre Hände an meine Schultern legt, greife ich wieder danach und halte sie fest, schaue zuerst auf diese und danach wieder in ihre Augen.
C: Wir müssen runter Maus..."
Wie kann der schönste Tag, den man mit der Person, die man über alles liebt, auch zugleich der bedrückendste sein? Die gesamte Stimmung hier in der Wohnung ist seit Tagen nicht auszuhalten.
J: Deine Schwester soll ja nicht auf uns warten müssen."
Ich ringe mir ein Lächeln ab, bevor wir beide das Zimmer verlassen. Sie nimmt ihre letzten Sachen vom Schrank und danach verlassen wir unsere Wohnung, gehen runter und tatsächlich wartet meine Schwester dort schon, sodass wir nur noch ins Auto einsteigen müssen.Wir beide sitzen nebeneinander, sie hält die ganze Fahrt über meine Hand fest, aber wir beide schauen uns nicht einmal an. Ich habe mir diesen Tag so anders vorgestellt, aber ich kann ihn nicht mehr ändern. Ich kann nur das Beste aus dieser Situation machen. Ich sollte nicht an morgen denken, sondern an jetzt und gleich. Dass diese Frau, die neben mir sitzt, die ich seit 34 Jahren kenne und an meiner Seite habe, gleich meine Ehefrau sein wird. Dieser Gedanke bringt mich auch das erste Mal am Tag zu einem ehrlichen Lächeln und das bekommt auch Julia mit, als ich zu ihr rüber schaue. Meine freie Hand lege ich an ihren Kopf und betrachte sie einen Moment. Dadurch wird sie nur leicht verlegen und lächelt auch endlich wieder. Vielleicht denkt sie an das gleiche.
Detmold, etwa zwanzig Minuten später sind wir hier vor dem Standesamt. Die anderen aus unserer Familie sind auch schon dort. Bevor diese kurze Zeremonie beginnen kann, müssen wir beide, Julia und ich, und unsere Trauzeugen, mein Bruder und seine Frau, da Julia nicht die größte Wahl am Ende hatte, uns ausweisen. Danach werden wir auch reingelassen. Vor dem vorderen Tisch stehen zwei Stühle, da setzen wir uns hin, unsere Familie sitzt hinter uns. Ich bin etwas erstaunt, dass ihre Mutter wirklich gekommen ist. Vielleicht hatte Thomas sie aber auch dazu gezwungen.
J: Das ist schlimmer als im mündlichen Abitur damals."
Ich muss lachen und schaue zu Julia rüber. Wie kann sie jetzt an diese Situation denken? Aber ich bin ihr dankbar, da sie mir etwas die Nervosität nimmt.
Sprecher: Wenn die Herrschaften nichts dagegen haben, würde ich anfangen."
Wir beide nicken nur stumm, da wir beide auch nichts weiter mehr zu sagen haben. Normal haben wir beide immer zu allem etwas zu sagen, aber das gehört zu den Momenten, wo es nichts mehr gibt. Wir beide wollten das hier, aber jetzt wirklich hier zu sitzen nach so wenig Vorbereitung, macht uns nervös.Ich habe mich vorher belesen, was der Ablauf ist, denn immerhin ist die letzte Hochzeit, wo ich anwesend war, auch schon zehn Jahre her. Kurze Ansprache durch den Standesbeamten. Die meiste Zeit hatte auch er nicht, aber dennoch hat er sich für uns beide etwas ausgedacht, was auf uns passt. Danach kommt nur noch der Vortrag der Personalien, auch noch mit Julias alten Namen. Das fühlt sich auch noch so fremd an. Dass „Rose" jetzt ihr alter Name ist...
Sprecher: So frage ich Sie, Christian Reinelt, möchten Sie die hier anwesende Julia Reinelt, geborene Rose, zu ihrer Ehefrau nehmen?"
Meinen Blick wende ich jetzt von dem Mann ab und schaue zu ihr hin. Ich brauche einen Ort der Sicherheit und den gibt sie mir, indem sie mich wieder lieblich und verlegen anlächelt, sodass meine Sorgen verfliegen.
C: Ja, ich will."
Sprecher: Und dann frage ich auch Sie, Julia Reinelt, geborene Rose, möchten Sie den hier anwesenden Christian Reinelt zu ihrem Ehemann nehmen?"
J: Ja, ich will."
Sprecher: Dann dürfen Sie zuerst die Ringe tauschen."Als Julia mir meinen Ring ansteckt, schaue ich einen kurzen Moment ziemlich perplex auf meine Hand. Mein Bruder, meine Freunde, mein Papa, alles okay...aber ich? Daran muss ich mich gewöhnen. Als ich das bei ihr gleichmache, halte ich ihre Hand danach fest und lasse meinen Blick gleich bei ihr.
Sprecher: Jetzt darf sich das frisch ernannte Ehepaar küssen."
Zuerst schaut mich Julia verlegen und unsicher an, da hinter ihr ihre Mutter sitzt, aber mir ist das egal. Ich komme ihr näher und küsse sie vorsichtig, bevor wir uns wieder anschauen. Danach folgt nur noch der Eintrag und die schriftliche Bestätigung in der Heiratsurkunde, wo auch mein Bruder und Steffi unterschreiben müssen. Darunter kommt mein Name und zuletzt gebe ich Julia den Stift. Wie immer schreibt sie den ersten Buchstaben ihres Namens, den Punkt zur Kürzung und das „R". Dann stoppt sie und ich sehe wieder das selbe Lächeln bei ihr, was so viel sagt wie „Ich muss betrunken sein, dass ich das hier mache", aber sie schreibt dann unseren Familiennamen. Familie Christian und Julia Reinelt.Ein letzter Blick, uns wird alles übergeben und es ist vorbei. Knappe dreißig Minuten und ich habe jetzt eine Ehefrau an meiner Seite. Ich bin verheiratet. Die Realisation dafür dauert noch etwas, aber das wird auch noch in den nächsten Tagen kommen. Wir gehen raus, meine Familie spricht zuerst mit mir, ihr Vater freut sich und ihre Mutter tut zumindest so. Als wir beide uns wieder gegenüberstehen, nehme ich ihre beiden Hände und schaue zu ihr. Ihr Blick verweilt kurz auf meiner Hand, auf meinem Ring, bevor sie mir in die Augen schaut und sanft lächelt.
C: Ich liebe dich Julia Reinelt...
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Meine beste Freundin
Fanfikce"Hätte ich gewusst, was ich dir bedeute, was meine Worte angerichtet haben und was meine Taten in dir auslösten, hätte ich mich für dich verändert..." Chris kennt seine beste Freundin bereits seit der Grundschule. Schule, Studium, eigene Wohnung, er...