Montagmorgen, ich kam runter in die Küche und da saß meine Familie auch schon. Papa las damals schon am Morgen die Zeitung, während Mama, Andreas und Sylvia etwas aßen. Ich setzte mich still daneben und aß auch etwas. Ich verstand damals die Reaktion meines Vaters nicht, oder warum auch Andreas in die Zeitung schaute. Ich aß etwas und trank ein wenig.
Sylvia schaute in die Zeitung als sie wieder nach oben musste. Sie lachte und lächelte etwas, schaute noch einen Moment zu meinem Bruder und ging danach zur Treppe und auch nach oben. Ich schenkte dem zuerst keine Beachtung. Ich war damals dreizehn Jahre alt und auch wenn ich stolz auf meinem Bruder bin, aber was war da bitte los und was hatte ich nicht mitbekommen? Ich saß auf meinen Platz, aß die letzten Sachen von meinem Frühstück und schaute zu Andreas, der sich aber auch fertigmachen wollte. Papa musste bald zur Arbeit und legt die Zeitung daher ab. Dort sah ich auch den Artikel in der Zeitung, die wir hier halt bekamen. Örtliche Zeitung.
„Andreas Reinelt erreicht bei Zauberwettstreit in Düsseldorf den dritten Platz"
Danach musste auch ich lächeln. Ich konnte die Reaktionen der anderen natürlich verstehen und freute mich für ihn. Er hatte so viel Zeit und Energie da reingesteckt, dass er sich das auch verdient hatte. Papa und Mama lasen den Artikel, an den kann ich mich nicht mehr erinnern, vielleicht hatte ich ihn auch gar nicht komplett gelesen. Ich sah das Bild und die Überschrift und konnte mir ja denken, was da stehen würde. Ich war dabei und habe gesehen, was mein Bruder abgeliefert hatte.
Ich war wie immer spät dran und lief daher die Treppe rauf und in das Zimmer von mir und meiner Schwester. Diese Tage waren für uns so anstrengend. Ich hatte nicht viel in der Schule zu tun und sie bereitete sich auf die Oberstufe vor...war wirklich eine gute Kombination, die nie zu irgendwelchen Streitereien führte...Bevor die beiden sich beschweren könnten, dass ich trödle und wir deswegen zu spät loskommen, schnappte ich mir damals meine Sachen und lief wieder in den Flur. Andreas und Sylvia zogen sich schon die Schuhe an und beeilte mich, dass ich das auch machen kann.
C: Ich habe den Artikel eben gesehen Andreas."
Er sagte damals darauf nichts. Diese Art der Aufmerksamkeit war für ihn sehr fremd und seltsam. Es war ihn teils auch unangenehm, dass wir ihn darauf angesprochen hatten, dass er sowas von uns zu hören bekam. Andreas war eben auch nur der Junge aus der 12. Klasse, der keine Probleme machen und der seine Ruhe haben wollte.Unsere Schwester erinnerte uns damals daran, dass wir zur Schule müssten, da wir ansonsten den Bus verpassen. Wir waren trotzdem noch weit vor der Zeit, aber Sylvia war immer schon die von uns, die zu früh kam. Mein Bruder kam immer pünktlich und ich immer zu spät. Drei Geschwister und wenn wir uns treffen, muss jeder immer auf jemanden warte...außer man kommt als letzter, weil man eben immer zu spät ist. Der Weg zur Busstation war jetzt auch nicht so lang und weit, als das wir uns dort hätten massiv verspäten können. Wir waren wie jeden Morgen mehr als gut in der Zeit, aber unsere Schwester musste und hetzen, da sie neben ihrer Freundin Anna sitzen wollte. Und auf keinen Fall sollte es auch nur die Möglichkeit geben, dass wir den Bus ansatzweise verpassen könnten. Wir standen immer so lange an der Station, ich habe es gehasst.
Andreas sprach zu seinen Freunden, die den Artikel am Morgen auch gelesen hatten. Sylvia redete mit ihrer Freundin Jenny, da sie sich fürs Lernen treffen wollten und ich stand eben allein am Rand der Straße und wartete auf den Bus. In der Schule wartete Julia wie immer auf mich und ich muss am Morgen eben nur die Fahrt bis dahin überstehen. Einige Jahre würden es noch sein, das sagte ich mir damals gefühlt jeden Morgen. Aber vielleicht würde ich, wenn die Klassen neu zusammengesetzt werden, auch andere Freunde finden, sodass ich hier nicht immer allein stehe und später im Bus alleine sitze.
Im Bus saß ich immer am Fenster und schaute wie jeden Tag und wie bei jeder Fahrt raus auf die Straße. Ich verfolgte die Gespräche der anderen und hörte dort halbwegs zu, wenn sie über allgemeines sprachen oder über das, was jetzt gerade eben anstand oder passierte. Zumeist langweilte ich mich aber einfach und saß die Zeit ab, die ich dort im Bus sitzen musste. Bei der Schule angekommen sah ich immer Julia, die auf der Bank saß und wartete...außer im Winter. Da wartete sie drinnen, wenn es zu kalt wurde. Wir hatten aus den Vorfall in der Grundschule gelernt. Als ich wie immer als letzter ausstieg, lächelte sie mich schon an.
J: Guten Morgen Chris."
Ich lächelte danach auch sofort. Es war ein guter Tag, er hatte doch schon gut begonnen. Heute hatten wir in einen Raum Vertretung, mussten daher wo anders hinlaufen. Die Chemieräume waren in einen speziellen Trakt und da hatte auch mein Bruder heute Morgen Unterricht. Er lächelte kurz, als er mich sah, aber ich musste zu meinem Raum gehen.Ich bemerkte da schon manche Blicke seiner Mitschüler. In der 12. Klasse gab es keine Klassen im eigentlichen Sinne mehr, da man Kurse angewählt hatte. Die Jungs kannte ich nicht, sie wussten, dass das mein Bruder ist. Dass ich sein kleiner Bruder Christian bin. Irgendwie wusste jeder an dieser Schule, wer zur Familie Reinelt gehört und vor allem Andreas und ich hatten es nicht so leicht bei denen.
Unser Lehrer war schon da, ich vergas die Blicke der Schüler und ging mit Julia in den Raum. Wir suchten uns einen Platz, wo wir nebeneinander sitzen konnten.
J: Ich habe gehört, dass dein Bruder gut abgeschnitten hatte am Wochenende."
Ich lächelte sie zufrieden an und nickte auch etwas.
C: Er ist dritter geworden."
Auch Julia lächelte. Sie und mein Bruder hatten zu diesen Zeitpunkt noch nicht so viel miteinander zu tun, aber sie freute sich für das, was er erreichen konnte.
J: Ich hatte es heute Morgen in der Zeitung gelesen, die Papa mitgebracht hatte. Klang sehr gut, was er gemacht hatte."
C: Es war von ihm mehr als gut. Ich bin unfassbar stolz auf meinen Bruder."Julia lächelte und ich schaute unsicher und leicht verlegen weg. Geschwisterliebe, aber trotzdem fand ich es manchmal seltsam sowas über ihn zu sagen. Aber ich weiß, er hätte sowas auch über mich gesagt. Wenn ich dort gewesen wäre und ich hätte so abgeschnitten, dann hätte er sich auch für mich gefreut. Er ist mein Bruder. Er hätte alles für mich getan, was er mir nach der ersten Doppelstunden auch bewies...
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Meine beste Freundin
Fanfiction"Hätte ich gewusst, was ich dir bedeute, was meine Worte angerichtet haben und was meine Taten in dir auslösten, hätte ich mich für dich verändert..." Chris kennt seine beste Freundin bereits seit der Grundschule. Schule, Studium, eigene Wohnung, er...