Kapitel 120

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Hinter der Bühne trinken wir noch ein Glas Sekt, immerhin steht morgen noch eine Show an, also ist es noch lange nicht vorbei. In der Zeit sprechen wir allerdings auch über das, was morgen noch ansteht, was wir nochmal besprechen sollten und worauf geachtet werden muss.

Einige aus der Crew stehen bei uns, andere haben sich bereits schlafen gelegt. Auch nach dem Stadion oder allen anderen Shows, die für uns wichtiger und größer waren, machten wir das nach der Show immer wieder. Wenn Julia dabei war, und das war sie bei fast allen Shows, stand sie immer bei mir. Dieses Mal kann ich ohne seltsame Blicke meinen Arm um sie legen und sie die ganze Zeit bei mir halten. Das erste Mal kann ich meine Freundin bei mir halten. Immer wieder schaue ich Julia dabei auch an, die mir dann ein verlegenes Lächeln gibt. Dabei bekomme ich auch mit, dass die andere uns immer wieder anschauen. Aber das ist mir jetzt egal, da ich sie bei mir habe. Mehr brauche ich nicht.

Ich bin mit der letzte, der sein Glas austrinkt und mit zur Seite stellt. Die Crew ist fast komplett weg, nur Manu und Levi stehen bei uns noch.
A: Also, morgen dann wieder um zehn hier in der Arena?"
Der Blick, den Andreas nochmal durch die Runde schweifen lässt, gilt besonders mir, da ich heute immerhin „zu spät" gekommen bin.
J: Ich werde aufpassen, dass er pünktlich hier ist."
Für die anderen nicht sichtbar stupse ich ihr kurz an die Taille, wobei Julia versucht, darauf keinen Kommentar abzugeben.
A: Sehr gut. Wir sehen uns dann morgen, für heute ist Schluss."
Die drei, die noch bei uns waren, gehen danach den Gang runter und auch Julia will gerade mit mir gehen, aber ich ziehe sie wieder zurück, lege meine Arme eng um sie und fange an sie zu ärgern.
J: Chris!"
C: Du sollst nicht so frech sein Mäuschen."
Wir beide lachen, sie dreht sich in meinen Armen, sodass wir uns kurz darauf auch wieder anschauen können. Meine Arme liegen noch immer um Julia und dabei drücke ich sie an meinen Körper. Einen Moment zögert sie noch, bevor sie ihre Hände wieder gegen meine Brust legt und zu mir raufschaut.
J: Wollen wir auch gehen Chrissy?"

Ich merke dort schon, dass ich überhaupt nicht mehr bei der Sache bin. Dass ich noch auf ihre Frage mit einem Nicken reagieren kann, aber ich fühle mich nicht mehr derartig gut. Julia gibt mir einen Kuss auf die Wange, sodass ich sie danach auch wieder anschaue. Ich habe gerade nichts mehr zu sagen. Julia greift schweigend nach meiner Hand und geht vor zu den Fluren. Ich muss immerhin nichts mehr aus meiner Kabine holen, sodass wir gleich zum Hotel gehen können. Auf den Weg laufe ich auch nur still schweigend neben Julia her. Ich bekomme ihre ängstlichen Blicke durchaus noch halbwegs mit, aber eigentlich denke ich nur noch an das Zimmer und an das Bett. Ich kann nicht mehr.

Natürlich ließ mich Julia zuerst ins Bad gehen, während sie nochmal ihre Mails checken wollte. Ich glaube zumindest, dass sie das sagte. Wir tauschen danach, sodass Julia ins Bad geht und ich kann danach meine Sachen noch ausziehen, nur meine Shorts lasse ich an. Bevor sie wieder aus dem Zimmer kommt, lege ich mich bereits ins Bett und lege mir die Decke über die Hüfte.
J: Chrissy..."
Ich gebe nur stöhnend einen Kommentar darauf und denke, dass Julia mich auch lassen wird. Einen Moment später spüre ich allerdings ihre kühle Hand auf meinem Rücken, wo sie vorsichtig rüber streicht.
C: Du hast mich nicht mal gestern Nacht angefasst..."
J: Daran denke ich jetzt überhaupt nicht Chris."
Ich merke gleich, dass sie ein paar Schritte wieder von mir und vom Bett weggeht. Ich öffne danach wieder meine Augen und setze mich auch auf, damit ich zu ihr schauen kann.
C: Was ist los?"
Ich kann ihren Blick, den sie mir gerade gibt, überhaupt nicht leide. Er kommt mir so prüfend rüber, als säße ich in Behandlung bei ihr und darauf kann ich wirklich verzichten.

Julia schaut mich die ganze Zeit an und ich finde es seltsam, als sie anfängt mich zu mustern. Gestern hätte ich mir das noch gewünscht und jetzt fühle ich mich unwohl. Bevor ich allerdings etwas sage, kommt Julia zu mir zum Bett und krabbelt mit drauf, damit sie sich genau vor mich setzen kann. Ich schaue sie einfach nur an, während sie mir kurz über die Stirn streicht und danach ihre Hand gegen meine Brust legt.
J: Du bist heiß Chris..."
Meinen skeptischen und verwirrten Blick bekommt sie auch gleich mit, was sie mit einem leicht genervten und dennoch lachenden Blick erwidert.
J: Körpertemperatur Chris...du bist wärmer als normal."
Wieder legt sie eine Hand an meine Stirn und lässt diese auch dort liegen. Ich schließe einen Moment meine Augen, als ich ihre kühle Hand dort spüre.
J: Du wirst krank..."
C: Bitte nicht...ich muss morgen auf der Bühne stehen...danach ist mir das egal, morgen muss ich aber die Show spielen..."
J: Kannst du nochmal aufstehen Chris? Noch ein paar Minuten."
Sie geht als erste wieder vom Bett runter und geht zu ihren Sachen. Ich hingegen atme nochmal durch, nehme die Decke von mir runter und stehe vorsichtig auf, bevor ich zu Julia gehe. Mimisch zeigt sie mir, dass ich mich setzen soll, was ich auch wieder mache, wo ich im selben Zug auch an mir herabschaue.
C: Sollte...ich mir noch was anziehen?"
J: Ist egal Chris."

Julia stellt eine kleine Tasche vor mir ab und wühlt kurz etwas darin rum, bevor sie mir etwas auf den Tisch legt.
J: Etwas gegen grippale Infekte. Vielleicht ist es nur der Stress und der Druck, der jetzt abfällt, aber das ist kein starkes Medikament."
Sie steht auf und geht zu einem kleinen Kühlschrank, damit sie mir etwas zu trinken holen kann. Das stellt sie mir vor, damit ich das Medikament nehmen kann. Danach schaue ich sie an, während ich mein Glas noch in der Hand halte.
C: Warum hast du das alles mit?"
J: Falls etwas sein sollte..."
Ich merke gleich, dass da mehr hinter steckt und zeige ihr das auch mit meinem Blick. Julia wird sichtlich nervöser, lässt sich aber nicht unterkriegen.
C: Warum hast du die Sachen wirklich dabei?"
J: Ich habe sie immer dabei, seitdem das mit deinem Vater war. Hätte ich das an den Abend schon bei mir zu Hause gehabt, dann hätte ich ihm besser helfen können. Ich hätte irgendwas für ihn tun können, dann hätte er dort nicht bereits ins Krankenhaus gemusst. Aber ich hatte nichts dabei und auch nichts mitgenommen, dabei wusste ich doch, dass er krank ist und ich hätte mir auch denken können, was war, als du mich an den Abend angerufen hast."
C: Julia..."

Dieses Mal steht sie knapp vor den Tränen und steht danach von ihrem Platz auf und geht von mir weg. Flucht war immer schon unsere Lösung. Ich drehe mich zu ihr um und will die ganze Zeit immer aufstehen, lasse sie aber zuerst.
J: Ich wusste, was die Krankheit mit sich bringt und ich hatte immer daran gedacht, dass ich euch hätte etwas geben müssen. Es gab etwas und ich konnte mir denken, dass es so kommen müsste. Ich hätte etwas tun können und habe es nicht, weil ich nichts dahatte. Ich war Oberärztin in der Klinik und habe nichts machen können!"
Dann stoße ich mich doch vom Platz weg und laufe zu ihr, damit ich sie im nächsten Moment zu mir ziehen und an meinen Körper drücken kann. Dabei liegt ihr Kopf zwangsmäßig gegen meiner Brust und ich spüre auch ihre vereinzelten Tränen.
C: Du konntest nichts davon wissen oder ahnen. Du hast alles getan, was in deiner Macht stand, du hast ihm Zeit gegeben...auch wenn ich es dir vielleicht nie gesagt habe...ich bin dir so dankbar, dass du für ihn da warst...mit ihm in die Klinik gefahren bist...bis zum Morgen..."

Meinen Kopf lege ich danach auf ihren ab und versuche erstmal durchzuatmen, damit ich mich hier auch nicht vergessen kann. Ich merke jetzt auch erst, dass ich Julia, die mich nicht anfassen oder anschauen mag, gegen meinen beinahe nackten Körper drücke und lasse sie deswegen wieder los.
C: Tut mir leid...ich habe nicht darüber nachgedacht, dass..."
Ich will meine Arme von ihr komplett wegnehmen, als sie sich wieder an mich anschmiegt und mich daher zum Erstarren bringt.
J: Lass mich bitte nicht los..."
Meine Arme lege ich wieder enger um sie und packe eine Hand hinter ihren Kopf. Ihre Hände spüre ich an meiner Brust, ihre Hände sind noch immer kälter als meine Haut, daher seufze ich nochmal leise auf und lasse meinen Kopf wieder hängen.
J: Ich wünschte, ich hätte damals mehr getan, aber ich weiß...es ging nicht...tut mir leid...auch mir geht das manchmal nahe, da ich ihn...so lange begleitet habe..."

Die Diagnose, sie hatte es damals entnommen, das hatte sie mir später gesagt, alles was kam...ich greife nach ihren Schultern und danach schauen wir uns wieder an.
C: Es ist okay...danke, dass du jetzt für mich da bist...ich liebe dich..."
Zuerst schaut sie einen Moment zum Boden, lacht kurz, dann lässt sie ihren Blick über mich wandern, bevor wir uns wieder in die Augen schauen.
J: Und ich liebe dich..."
Danach küsst sie mich, hält meinen Kopf bei sich, bevor wir uns anschauen, uns kanpp wieder lösen.
J: Wir sollten schlafen gehen...du brauchst Ruhe..."
C: Ist gut Frau Doktor Rose...

Meine beste FreundinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt