Kapitel 23

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Nachdem es klingelte, gingen wir wieder rein. Am liebsten wollte ich gar nicht in die Schule gehen. Ich wollte nicht zum Raum. Ich wollte dieses Referat nicht halten. Wenn ich heute an damals zurückdenke, frage ich mich schon, wie ich bitte hier gelandet bin und heute das mache, was ich eben fast jeden Abend mache.

Wir standen vor dem Raum und warteten auf den Lehrer. Die anderen ließen uns fast immer in Ruhe und allein. Unsere Klasse wollte mit uns nichts zu tun haben. Die, die uns Probleme machten, waren die Schüler aus der Klasse meines Bruders...also mir machten sie Probleme und da Julia eben immer bei mir war, bekam sie das immer mit und auch immer wieder etwas ab. In den Jahren konnte ich sie noch nicht schützen, ich war zu klein und zu schwach...hier musste sie mich schützen, weil sie für sich einstehen konnte. Ich würde gerne so viel ändern, was ich getan habe...

Herr Heyne kam endlich den letzten Flur bis zu unseren Klassenraum runter. Julia merkte, dass ich angespannt und nervös war, nahm kurz meine Hand, sodass ich sie anschaute.
J: Alles wird gut Chris, mach dir keine Sorgen."
Ich lachte, lächelte und nickte noch einen Moment. Sie drückte einen Moment meinen Hand und ließ diese dann wieder los.
Herr Heyne: Entschuldigt die Verspätung. Der Schulleiter hatte mich abgefangen, sodass ich nochmal mit ihm sprechen musste."
Er schloss unsere Klasse auf und ging als erster rein. Julia und ich warteten immer, bis alle im Raum waren, dann gingen wir. Irgendwie merkte ich schon, dass Hannes etwas lachte und grinste. Ich bemerkte es, ignorierte es und dachte mir nichts dabei, bis ich bei meinen Platz war. Julia saß bereits auf den Platz und schaute zu mir rauf.
J: Chris..."

Ich nahm damals die Schnipsel von meinem Stuhl auf und zeigte ihr diese. Sie wusste, was es ist, suchte aber dennoch nach meinen Karteikarten. Da wusste ich, was Hannes gemacht hatte, warum er grinste. Er war nicht in der Klasse, bevor die Pause begann, weil er etwas vergessen hatte, sondern weil er meine Karten zerreißen wollte. Ich habe diesen Typen gehasst, ich hasse ihn heute noch. Was hatten Julia und ich ihm nur getan? Erst schnitt er ihr Haar ab, mir in die Hand und da sabotierte er unser Referat.

Ich ließ mich ohne ein weiteren Kommentar nieder, legte die Schnipsel vor mir auf den Tisch und hörte erstmal zu, was Herr Heyne zu sagen hatte. Julia schaute aber die ganze Zeit auf meine zerrissene Karte, ich war damals einfach nur wütend auf diesen Typen. Ich hätte ihn...nein...ich blieb ruhig. Wir bekamen als Gruppe, also auch Hannah und Sarah , noch ein paar Minuten Zeit. Die beiden gingen damals raus, Julia und ich ebenfalls, da ich mich sonst vermutlich über Hannes aufgeregt hätte.

Julia und ich gingen nur in einen Ruhigen Teil des Flures, wo uns keiner stört und wo wir keinen stören würden.
J: Was machen wir denn jetzt?"
Julia schaute mich damals panisch und unsicher an. Sie hatte ihre Karten und ihre Notizen, ich stand hier jetzt mit leeren Händen.
J: Vielleicht können wir mit Herr Heyne sprechen. Wenn wir ihm die Situation erklären, dann würde er das verstehen."
C: Nein."
Julia schaute mich verwirrt an. Uns blieb kaum Zeit, wir hatten keinen Moment mehr, wo ich das hätte aufarbeiten können.
J: Chris, wenn wir nur zwei Tage mehr bekommen, dann könntest du..."
C: Nein."
Julia wurde still. Ich war damals nicht so. Ich war nicht stur, ich war nicht selbstsicher oder nur ein Funke selbstbewusst. Sie schaute mich daher unverständlich, nervös und etwas unsicher an. Ich atmete durch und ging zu ihr, legte meine Hände auf ihre Schultern.
C: Ich will nicht, dass Hannes gewinnt. Wenn wir das jetzt machen, dann bekommt er doch das, was er will. Das gönne ich ihm nicht."

Ich wollte mich gegen ihn stellen und mich wehren. Das hatte er einfach nicht verdient. Ich hatte dort das erste Mal das Gefühl, dass ich mich nicht fertigmachen lasse und alles über mich ergehen lassen muss. Ja, ich war damals zehn Jahre alt und in der fünften Klasse, aber dort begann es, dass ich nicht alles mit mir machen lasse. Julia war nicht begeistert von dem, was ich ihr sagte und was ich machen wollte.
C: Bitte Julia, vertrau mir. Ich schaffe das auch so...bitte..."
Ich schaute sie die ganze Zeit an, sie seufzte und nickte danach leicht. Jetzt lag es an mir. Ich musste ihr jetzt noch beweisen, dass das alles kein Fehler war.
C: Alles wird gut, mach dir keine Sorgen Julia, bitte."
Ich umarmte sie damals noch einen Moment, danach rief uns Herr Heyne in die Klasse.

Zuerst waren Hannah und Sarah an der Reihe. Die Referate gingen damals nicht lange, nur etwa fünf Minuten. Jetzt war Julia nervöser als ich. Ich war einfach nur wütend auf Hannes und konnte merken und teils hören, dass er das unfassbar lustig fand. Rückmeldung zu der ersten Gruppe, kurz ein bisschen über das Thema gesprochen und dann waren Julia und ich auch schon dran.

Wir gingen nach vorne, kümmerten uns um das Plakat und ich sah die ganze Zeit den selbstsicheren und gehässigen Blick von Hannes. Ich reagiere darauf einzig mit einem Grinsen, was ihn etwas einschüchtert.
C: Julia und Ich werden euch heute etwas zur Höhlenmalerei, ein Genre der Malerei, der Steinzeit erzählen, die über 60.000 Jahren erhalten geblieben sind."
Von seinen dummen Blicken ließ ich mich nicht ablenken. Ich habe diese Karten so unfassbar oft gelesen, dass ich das Thema auswendig kann. Das erste Mal stehe ich selbstsicher vor der Klasse, rede meinen Taxt da runter, Julia redet über ihre Themen und das Referat lief ohne Probleme.
J: Gibt es noch Fragen?"
Ich hatte den Blick von Hannes genossen und habe ihn auch irgendwie geliebt. Er war beleidigt, genervt und hatte verloren. Er konnte es nicht schaffen.
Herr Heyne: Scheinbar ja nicht. Danke ihr beiden. Das Referat war sehr ausführlich und informativ. Ihr beide habt frei gesprochen, aber dass du das auswendig konntest, Christian, das hatte mich sehr beeindruckt."
Hannes ärgert sich, da er mich dadurch nicht behindert hatte, sondern den Vortrag nur verbesserte. Wenn es denn nur bei den Vorfall geblieben wäre...

Meine beste FreundinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt