Kapitel 133

61 6 0
                                    

Sicht Julia...

Am Donnerstag habe ich wieder Nachtschicht. Ich sitze zuerst im Schwesternzimmer, werde gegen Mitternacht zur Notaufnahme gerufen, allerdings übernimmt Doktor Heinrich, sodass ich nach der Aufklärung wieder ins Zimmer komme. Zu den Zeitpunkt sitzt auch Kathy wieder im Zimmer.

Schweigend sitzen wir beide vor unseren Unterlagen oder vor dem, an dem wir gerade arbeiten. Ich schaue die Fälle durch, arbeite ein bisschen was vor, was ich am Wochenende nicht kann und sie sitzt wie immer vor ihrem Laptop. Ob sie an etwas aus der Klinik arbeitet oder an etwas privaten, kann ich zwar nicht sagen, es interessiert mich aber nicht und geht mich auch nichts an. Da es mittlerweile mitten in der Nacht ist, kann ich mein Handy auch zum Laden legen, da Chris sich jetzt sowieso nicht mehr melden würde. Bevor er sich schlafengelegt hatte, schrieb er mir noch eine kurze Nachricht. Natürlich hatte er am Mittwochabend gleich die Notiz gesehen und hatte daher gleich am nächsten Morgen etwas geschrieben. Ich habe Überstunden, die ich absitzen soll und dieses eine Wochenende kam dort mehr als gelegen. Chris hatte ich nichts gesagt, da wir hier auch gucken mussten, dass das alles am Ende passt. Jetzt steht es aber und ich freue mich, dass ich ihn wieder auf Tour besuchen kann und darf.

Da ich meine Unterlagen bald durch habe und für weitere in mein Zimmer müsste, schaue ich auf meinem iPad nach den Zugticket nach Berlin, was ich Samstag brauche. Mein Papa bringt mich zum Bahnhof, damit mein Auto dort nicht stehen muss und die kommenden Tage bleibe ich dann bei Chris. Ich werde bei denen mitfahren und komme so auch wieder nach Hause.
K: Darf ich fragen, was du da machst Julia?"
Ich habe nicht wirklich den größten Plan, wann und wie ich nach Berlin fahren sollte. Ich bin für einige Versammlungen und Tagungen mal nach Berlin gefahren, aber dort meist mit dem Auto.
J: Ich fahre am Samstag mit der Bahn nach Berlin und ich versuche gerade eine gute Verbindung zu finden. Ich fahre selten solche Strecken."
K: Wirklich? Dabei bist du doch öfters bei den Versammlungen der...wie heißen sie denn nochmal? Diese Hilfsorganisation, das habe ich bei deinen Sachen neulich gesehen."
J: Du meinst vermutlich »Ärzte ohne Grenzen«, da bin ich seit Jahren schon ein Teil von. Ich wurde bei einige Einsätzen in Afrika schon eingesetzt, war dort dann mal zwei oder drei Wochen und spende regelmäßig auch Beträge dahin. Und ja, deswegen war ich ab und an wieder in Berlin, aber immer mit meinem Auto und das geht dieses Mal nicht."
K: Wieso das denn nicht? Wenn es doch für dich einfach wäre, mach das doch."
J: Ich...gehe dort Chris auf Tour besuchen und fahre dort dann mit."

Bevor Kathy mitbekommen könnte, dass mir das unangenehm ist darüber zu sprechen, schaue ich wieder auf meinen Bildschirm. Ich will nur eine Verbindung finden und mehr nicht. Bevor sie oder ich wieder etwas sagen, steht sie auf und kommt um den Tisch zu mir. Sie stellt sich hinter mich und schaut mit auf den Bildschirm.
K: Lass mich dir eben helfen. Ich habe das so oft schon für meinen Mann getan, da der so oft mit der Bahn nach Köln fahren muss."
Ein paar Minuten später hatte ich endlich mein Ticket für die Bahn und ich konnte mich wieder auf anderen Sachen konzentrieren, so auch Kathy. Bevor ich in meinen Raum gehen würde, schaue ich ihr dabei zu, wie sie auf ihren Laptop etwas eintippt. Aber als sie mitbekommt, dass ich zu ihr schaue, hört sie allmählich damit auf.
J: Wie weit bist du denn mit dem Buch? Ich bin da ja schon etwas neugierig."
Kathy lacht, dreht danach etwas zögernd ihren Laptop zu mir und dennoch kann ich bei ihr ein schwaches Lächeln erkennen.
K: Ich gebe es gerade in den Druck, da es fertig ist."
J: Es würde mich ja schon interessieren, was du da geschrieben hast. Aber wenn es nur für dich sein soll..."
Ich stehe auf und greife zugleich meine Sachen, damit ich die anderen Unterlagen aus dem Zimmer holen könnte.
K: Ich würde mich freuen, wenn du es lesen willst Julia."
J: Ich bezahle es dir natürlich, aber lesen muss ich das ja, immerhin habe ich die Entstehung auch mitbekommen."

Kathy lacht und nickt, während ich ihr zeige, dass ich sie nochmal alleinlassen muss, weil ich in ein Zimmer gehe. Auf den Fluren ist nichts los. Es ist unfassbar still, die Schwestern sind nur teils in manchen Zimmern. Es ist dunkel und still, aber an das gewöhnt man sich mit der Zeit, denn immerhin laufe ich nicht zum ersten Mal um knapp drei Uhr nachts zu meinem Zimmer. Als ich dort ankomme, schließe ich die Tür auf und gehe gleich rein. Die Unterlagen sind alphabetisch im Schrank sortiert, sodass ich nur nach den Nachnamen suchen muss, wobei es immer Nachnamen gibt, die regional zu viel vorkommen, sodass ich dort dann doch wieder etwas genauer hinschauen muss.
Frederic: Dann treffe ich Sie hier also doch noch an."

Ich schreie kurz auf, da ich mit ihm überhaupt nicht gerechnet habe und dadurch erschreckt sich auch Frederic wieder.
J: Schleich dich mitten in der Nacht doch nicht so an!"
Frederic: Ich hätte zwar gesagt, ich bin ganz normal hergelaufen, aber natürlich weiß ich mich zu entschuldigen."
Ich verdrehe gespielt meine Augen, da das eben so typisch für Frederic ist. Das ist seine seltsame Art, sein merkwürdiger Humor.
Frederic: Ich wollte dir eigentlich nur ein schönes Wochenende wünschen, da ich die nächsten Tage in Düsseldorf sein werde. Verband der Ärzte trifft sich dort, um über einige Gelder und Erneuerungen zu besprächen. Ich schicke dir vielleicht am Montag ein bisschen was zu."
J: Ist gut, danke dir Frederic."
Danach lächelt er und will das Zimmer scheinbar wieder verlassen, aber Frederic dreht sich nochmal um und zeigt mir sein freches Grinsen.
Frederic: Genieß die Zeit bei deinen Freund, vergiss aber bitte nicht, dass wir dich hier auch noch in einigen Monaten gebrauchen werden."
Ich gebe ihm nur einen Blick, sodass er danach endlich das Zimmer verlässt und die Tür auch hinter sich schließt.
J: Warum muss gerade ich so einen seltsamen Chef haben...warum muss es gerade ER sein."
Nichts gegen Frederic...man muss nur mit seinen Humor auskommen...

Meine beste FreundinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt