Wir waren den Abend über bei meinem Bruder, wie wir es auch besprochen hatten. Zusammen haben wir gegessen, geredet, etwas gefeiert und was getrunken. Gegen Mitternacht haben Julia und ich uns ein Taxi gerufen. Wir beide haben wenig getrunken, und da sie morgen los muss, müssen wir nach Hause. Auch derartig früh, denn um sieben Uhr morgens geht ihr Flug nach Südafrika.
Ich stehe im Schlafzimmer vorm Spiegel und kämme mir die Produkte aus dem Haar. Während ich das mache, kommt Julia auch wieder ins Schlafzimmer. Sie war eben kurz im Badezimmer und steht jetzt hinter mir, bis sie zu mir kommt. Sie nimmt mir den Kamm aus der Hand und dreht mich an den Schultern zu sich. Bevor ich etwas sagen kann, drückt sie mir einen Kuss auf die Lippen, wo ich gleich merke, dass sie für ihre Verhältnisse etwas zu viel getrunken hat. Sie geht an den Kragen meines Hemds, bevor sie mir dieses langsam aufknöpft. Ich will etwas sagen, mich von ihr lösen, werde von ihr aber nur gegen den Spiegelschrank gedrückt, sodass sie mich weiterhin küssen und mir das Hemd vollständig ausziehen kann. Erst dann schaffe ich es meine Hände gegen ihre Schulter zu legen und sie von mir wegzubekommen.
C: Julia..."
Ich kann ihren Blick nicht einschätzen. Ob es wirklich Verlangen ist, nach einen letzten Moment zusammen, oder pure Verzweiflung, da es unsere letzten Stunden sind.
J: Ich will noch einen Moment mit meinem Ehemann haben..."
Bevor sie mich küsst, kann ich meinen Kopf von ihr abwendet. Einmal ein Vorteil, dass ich derartig größer bin als sie.
C: Deine Blicke sagen aber etwas anderes."
Zuerst schaut sie noch zu mir rauf, bevor sie ihren Kopf hängen lässt und mit ihren Händen kurz über meine Brust streicht, bevor sie diese auch von mir wegnimmt.Ich lasse sie kurz für sich, da sie mir zeigt, dass sie Abstand haben will. Neben das Bett lege ich noch meine Hose, bevor ich mich setze und zu ihr schaue.
J: Ich will nicht schlafen Chris...ich will die letzten Momente, wo ich dich bei mir habe, mit sowas verschwenden..."
Ich bin still, schaue zu ihr hin, sie meidet meine Blicke.
C: Wann kam dir der Gedanke auf, dass ich der richtige für dich sein könnte?"
Julia bleibt einen Moment stehen, bevor sie sich zu mir wendet, mir aber einen verwirrten Blick gibt, da sie nicht versteht, warum ich sie das frage.
C: Mein Bruder hat uns ein Buch mit über 100 Fragen geschenkt, die man in einer Beziehung beantworten könnte. Er meinte, es könnte uns helfen, da wir ja nicht sonderlich lange zusammen sind."
Sie lacht, endlich. Ihr ehrliches und freies Lachen, was ich heute den Abend über so sehr vermisst habe. Danach kommt sie zu mir, setzt sich mit aufs Bett.
C: Wann kam dir der Gedanke auf, dass ich der richtige für dich sein könnte?"
Kurz schweigt und überlegt sie, bevor sie verlegen zu mir schaut.
J: Als du für mich immer der große Bruder warst, den ich nie hatte. Als ich dann auch gesehen habe, was du für mich getan hast. Du hast mich im Studium unterstützt und als wir zusammengezogen sind, habe ich alte Unterlagen...du hast damals mehr Miete als ich gezahlt und hast mich angelogen deswegen."
Daran konnte ich mich fast nicht mehr erinnern. Die erste Wohnung in der wir gemeinsam lebten. Ich habe deutlich mehr als sie gezahlt, da sie durch das Studium schon so viele Kosten hatte und da wollte ich sie entlasten.
J: Du hast wegen mir mit den Frauen aufgehört und dich nicht mehr verliebt...aber du hast mir über all die Jahre jeden Tag gezeigt, dass du mich liebst."Ich schaue verlegen weg, da ich das auch nicht bei ihren Zustand erwartet hätte. Dann legt Julia allerdings eine Hand auf mein Bein, sodass ich zuerst darauf schaue und danach zu ihr. Sie überlegt kurz und lächelt mich danach frech an.
J: Was ging dir durch den Kopf, als du mich zum ersten Mal gesehen hast?"
Ich schließe einen Moment meine Augen und sehe vor mir wieder die sechsjährige Julia, wie sie mir damals gewunken hatte, als sie ins Klassenzimmer kam und wie ich wegschaute.
C: Ich war zu schüchtern, um dich anzuschauen, da du eine solche Präsenz hattest, die mich einschüchterte. Als du mich dann aber in der Pause angesprochen hast, warst du mir zu ähnlich, aber du wusstest, was du willst."
Ich trage meinen Ring an der linken Hand, Julia ebenfalls, sodass ich nach dieser greife und vorsichtig über den Handrücken streiche.
C: Ich hatte gehofft, dass du für immer an meiner Seite bleiben würdest und dass sich unsere Wege niemals trennen..."
Dieses Mal schaut sie mich verlegen an, woraufhin ich sie einen kurzen Moment küsse. Als ich ihre Hand wieder loslasse, schaue ich sie an und stehe auf, damit ich ihr etwas für die Nacht zum Anziehen geben kann.Während ich vor dem Schrank stehe und nach einen Shirt von mir suche, schaue ich sie über die Schulter an.
C: Welche Frage wolltest du mir immer schon stellen?"
J: Was ist, wenn ich zwei Fragen habe?"
Ich drehe mich zu ihr um und sehe wieder dieses gleiche freche Grinsen wie zuvor und kann meines daher auch nicht mehr unterdrücken.
C: Da du seit heute meine Ehefrau bist, mache ich mal eine Ausnahme."
J: Wie viel hast du wirklich auf dem Konto und mit wie viele Frauen hattest du etwas?"
Ich zucke bei beiden Frage zusammen, aber vor allem bei der zweiten. Das merkt auch Julia, sodass sie aufsteht und zu mir kommt, ihre Hand an meine Schulter legt.
J: Es ist mir nicht von Bedeutung, da du mich geheiratest hast..."
Ich schaue runter, überlege, bevor ich unser zu ihr schaue.
C: Etwa eine Viertelmillion, da ich gerade einige Anschaffungen tätigen muss und bei dem anderen...ich weiß es nicht...ich kann mich nicht daran erinnern..."
Mir ist das unfassbar peinlich. Ich kann mich nicht mal daran erinnern, mit wie vielen Frauen ich etwas hatte? Ich hatte auch nie damit gerechnet, dass sie mich das fragen würde. Jetzt steht sie aber vor mir und wartet auf meine Antwort, wobei ich ihre Blicke immer noch meide.
C: Ich weiß es nicht...mehr als 50...aber ich weiß es nicht mehr..."Ich erwarte abwertenden Blick von ihr, aber Julia lächelt nur sanft und nimmt mir meine Angst. Als sie mich dann noch küsst und mir das Shirt aus der Hand nimmt, ist der Rest egal geworden.
Sie geht zum Bett, zieht sich ihre zeitigen Klamotten aus und zieht sich mein Shirt über, bevor sie sich unter die Decke legt.
J: Gibt es etwas, was du bereust?"
Ich lächle sanft, bevor ich zu ihr ins Bett gehe, mich zu ihr lege, meine Arme um sie, damit ich sie an mich drücken kann.
C: Ich bereue es nur, dass ich so lange gebraucht habe, um deine Liebe zu sehen."
Danach küsse ich sie, wo wir beide anfangen zu lächeln. Wir liegen zusammen in unseren Bett, stellen uns Fragen und genießen die Nähe. Irgendwann will Julia auf die Uhr hinter mir schauen, auf meinen Wecker, aber ich lege eine Hand an ihren Kopf und drücke den vorsichtig gegen meine Brust.
J: Chris..."
C: Schau nicht auf die Uhr Julia...genieße die Zeit, die wir beide hier haben..."
Wir beide werden ruhiger, weil wir wissen, dass das die letzten Momente sind. Ich kann nebenher auf meinen Wecker schauen. 2.30 Uhr am Morgen...in dreißig Minuten klingelt der Wecker, dann müssen wir aufstehen und sie zum Flughafen, weg von mir...
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Meine beste Freundin
Fanfiction"Hätte ich gewusst, was ich dir bedeute, was meine Worte angerichtet haben und was meine Taten in dir auslösten, hätte ich mich für dich verändert..." Chris kennt seine beste Freundin bereits seit der Grundschule. Schule, Studium, eigene Wohnung, er...