Kapitel 196

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Am Morgen dröhnt mein Kopf mal wieder. Das Zimmer ist halbwegs dunkel und unter der Decke ist es auch noch angenehm warm. Wäre mein Kopf nicht, dann wäre alles ganz okay. Die Decke ziehe ich leicht über meinen Kopf, damit ich mir kurz die Augen reiben kann, bevor ich den gestrigen Tag sortiere und versuche zu verstehen.

Während ich meine Augen öffne, ziehe ich allmählich auch die Decke von mir runter und setze mich kurz darauf auch auf, schaue mich im Raum um. Sehe meine Klamotten, die vor dem Bett liegen und das Kleid von Julia, was über einer kleinen Truhe liegt. Ich schaue neben mich und sehe das nicht gemachte Bett. Das erste Mal seit Monaten, dass am Morgen in Herford das Bett neben mir nicht mehr gemacht ist. Weil sie hier ist. Julia ist wieder hier, bei mir und in unseren Haus. Sie ist wieder ein Teil meines Lebens...von unserem gemeinsamen Leben, was nochmal von vorne anfängt. Das, was war, ist vergessen und wir fangen als Familie, als Ehepaar, nochmal richtig an. Ohne, dass sie mich wieder verlassen muss. Niemals im Leben lasse ich sie wieder gehen.

Ich setze mich an den Rand des Betts und fasse kurz nach meinem Kopf, damit sich nicht mehr alles dreht und damit ich aufstehen kann. Danach gehe ich zu meinem Teil des Schranks, damit ich mir neue Sachen nehmen kann. Neue Shorts, Hose und eine Pullover. Damit ich mir die Socken anziehen kann, setze ich mich an den Rand des Betts und stehe danach wieder auf, damit ich vom Nachttisch meinen Ring holen kann. Ich lächle leicht, schaue ihn mir nochmal genauer an. In den letzten Wochen war es für mich immer dieselbe traurige Routine. Aufstehen, Ring nehmen, anziehen und den Tag überleben. Mit Julia reden, frühstücken, arbeiten gehen und dann im am Nachmittag ins Haus gehen, hier arbeiten, bevor wir uns zum Abendessen wieder treffen, da sie sich Sorgen machen würde, wäre ich nicht wieder in der Wohnung. Damit ist jetzt aber Schluss. Ich kann am Morgen wieder neben ihr aufwachen. Ich kann am Morgen das nicht gemachte Bett sehen. Ich kann mir am Morgen wieder meinen Ring nehmen und wissen, dass die dazugehörige Frau nur wenige Räume entfernt sein wird. Kein Rumbekommen der Tage mehr, sondern endlich ein Leben der Tage.

Ich höre das Klirren der Teller in der Küche und rieche bereits, dass der Kaffee durchläuft. Daher verlasse ich das Schlafzimmer und gehe vorsichtig in die Küche. Sie in unserer Küche zu sehen, wo sie die Tassen, Teller und Gegenstände noch suchen muss, da sie sich hier nicht auskennt, macht ihre zögernden und überlegten Bewegungen nur noch ein Stückchen süßer und liebenswürdiger. Als sie nach einer der Tassen greifen will, die ich scheinbar etwas zu hoch einsortiert habe, gehe ich auf sie zu und greife nach dieser, wobei sie ihren Blick zu mir nach hinten richtet. Ich muss lächeln, als ich Julia in die Augen schauen kann, stelle die Tasse neben ihr ab und lege stattdessen meine Hand an ihren Kopf ab, damit ich sie weiterhin anschauen kann.
C: Guten Morgen Mäuschen..."
Sie lacht, hat ein Grinsen auf den Lippen und schaut einen winzigen Moment von mir weg, bevor sich unsere Blicke wieder treffen.
J: Guten Morgen Chrissy..."
Danach küsse ich sie und lege beide Arme um sie, damit ich sie an mich drücken kann. Zu sehr habe ich das am Morgen vermisst, sodass ich sie am liebsten gar nicht loslassen würde, es aber mache, damit wir uns wieder anschauen und ich ihr das Haar hinter das Ohr streichen kann.

Als hätte sie es bereits gewusst, liegen auf den Tisch Schmerztabletten gegen meine Kopfschmerzen. Ich lache, als ich die sehe und gebe ihr einen Kuss aufs Haar, bevor ich dahin gehe. Julia stellt mir dazu ein Glas Wasser hin, damit ich die nehmen kann und danach gehe ich wieder zu ihr hin.
C: Kann ich dir helfen Maus?"
J: Es ist fast alles fertig, wenn ich denn mal die Teller finden könnte Chrissy...und wenn du nicht alles so hoch hingelegt hättest"
Ich fange an zu lachen, gehe noch einen Schritt näher zu ihr und lege meine Arme wieder um sie, wobei ich mit einer Hand kurz darauf durch ihr Haar gehe.
C: Ich habe halt vergessen, dass du eine kleine Maus bist Julia."
Sie versucht sich aus meinen Armen zu lösen, schafft das aber nicht, bis ich es zulasse. Danach schlägt sie mir aber gleich mit beiden Hände vor die Brust, was mich nur zum Lachen bringt.
J: Ich finde es gemein, wenn du deine Größe so ausnutzt Chrissy."
Ich lache sie gewiss nicht aus, aber finde es zu niedlich und kann sie daher nicht ernst nehmen. Als sie damit auch nicht aufhört, greife ich nach ihren Händen und schaue zu ihr runter, wobei sie schlagartig still wird.
C: Man könnte meinen, wir wären immer noch kleine Kinder auf dem Schulhof, die ihre Pausen auf den Kletterbaum verbringen."
J: Kann sein, aber...ich hoffe, dass du den heutigen Nachmittag mit mir auf unseren Baum verbringen wirst Chrissy..."

Das Haus ist so alt, dass ein alter Baum im Garten steht. Ich wollte ihn fällen lassen, allerdings hatte Julia etwas dagegen gesagt und als sie mir genauer erklärt, warum wir das nicht tun sollten, habe ich das nur von einen Fachmann klären lassen, um sicher zu stellen, dass der noch stehenbleiben kann und nicht morsch ist. Und das ist er nicht. Bevor wir uns aber dafür fertig machen, dass wir zusammen in unseren Garten gehen können, frühstücken wir beide etwas in unserer Küche. Sie wieder hier zu haben, mit ihr zu reden, ohne vorher Facetime einschalten zu müssen, ist das, wonach ich mich eine so lange Zeit lang gesehnt hatte.

Wir beide ziehen uns danach warme Sachen an, wobei ich sie etwas mit der Mütze wieder aufziehe, bevor wir rausgehen. Der Baum ist höher als der am Kiesteich in Herford, sodass ich eine Holzleiter an den Stamm gebaut habe, da sonst keiner von uns beiden auf den Ast kommen würde. Ich sitze dort als erstes und helfe Julia noch, bis sie auch neben mir sitzt, sodass ich einen Arm um sie legen kann. Dabei lehnt sie ihren Kopf an meine Schulter und schaut so typisch verträumt durch unseren Garten.
J: Es ist so seltsam, dass das hier wirklich unser ist...unser Garten, unser Haus...unser zu Hause für immer..."
Ich lächle, lege meine Hand unter ihren Kopf, damit sie zu mir schauen muss, wobei sie ein sehr glückliches Lächeln zu sehen bekommt.
C: Willkommen zu Hause Maus."
Julia lächelt verlegen, bevor sie mich sanft küsst. Und sie hat recht. Auch für mich ist das alles so seltsam, dass das hier alles unser ist. Unser Haus. Unser Garten. Unser zu Hause. Unsere gemeinsame Zukunft. Ich habe lange gebraucht, um zu sehen, dass die Liebe meines Lebens genau vor mir ist und das gefühlt, seitdem ich denken kann. Es hat lange gedauert ihr das zu sagen, aber ich würde nichts jemals bereuen. Ich bin glücklich, mit ihr, denn sie ist alles, was ich brauche. Ich brauche und will nur sie. Meine beste Freundin...


Das ist nun das Ende von "Meine beste Freundin". Am 1. Juli ging das erste Kapitel online und mehr oder weniger durchgängig kam hier täglich ein Kapitel.
Ich habe hier bei dieser Geschichte ein bisschen was ausprobiert und geschaut, wie das Schreiben darunter sich entwickelt und habe so auch meist erst spät merken können, dass sich Teile gezogen haben, dass Handlungen zu lange dauerten, aber schlussendlich ist sie doch so geworden, wie ich sie haben wollte. Alles, was aber an Kritik geschrieben wurde, habe ich wahrgenommen und werde es bei der nächsten Geschichte berücksichtigen.
Ich schreibe bereits aktiv an meiner neuen FanFiction, aber kann nicht sagen, wann das erste Kapitel kommen wird. Vermutlich kann der erste Februar angepeilt werden, aber versprechen werde ich rein gar nichts.

Ich hoffe, dass euch die Geschichte als Lesende gefallen hat und dass ich euch vielleicht auch wieder mit der nächsten zum Lesen bringen kann. Bis dahin wünsche ich euch schöne Feiertage und ein guten Start ins neue Jahr.

Meine beste FreundinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt