Sicht Julia...
Am Dienstag schrieb mir Chris nur einen Moment, dass er heute für die Arbeiter, seinen Bruder und allgemein seine Arbeit da sein muss, da vieles noch geklärt werden muss. Ich verüble es ihm nicht und außerdem bekamen wir an diesen Tag einen Notfall rein, sodass ich die meiste Zeit sowieso im OP stand und keinen Kopf für was anderes hatte.
Mittwochmorgen hatte mir Chris noch eine Nachricht hinterlassen, bevor er zur Halle musste. Ich war dort bereits auf Arbeit, aber freute mich über diese kleine Geste. An den Tag standen einige Nachuntersuchungen an, dazu Vorsorgeuntersuchungen und ich musste mich in einen Fall einlesen, den ich übernehmen müsste, da eine Patientin neu herziehen würde und dringend eine Ärztin benötigt. Das mache ich, wie so oft, im Schwesternzimmer. Kathy und ich sehen uns an den Tag nur kurz, da sie erst zehn Minuten, bevor meine Schicht endet, kommt. Ich packe also meine Sachen und sie richtet sich hier ein.
Zwischen uns herrscht noch immer eine seltsame Stimmung. Wir beide sind angespannt, sprechen nicht und ich habe das Gefühl, dass sie mich nicht mal anschauen will und daran schuld bin ich, da ich sehr forsch zu ihr war.
K: Julia..."
In ihrem Unterton kann ich schon gleich die Reue hören.
J: Nein, mir tut es leid."
Als ich mich zu ihr drehe, schaut sie mich verwirrt an. Vermutlich hatte sie gedacht, dass ich sie jetzt nicht sonderlich besser behandeln würde, dass ich sie eventuell wieder angehen möchte, aber jetzt sollte endlich Schluss damit sein.
J: Ich hätte dich nicht anschreien oder dir drohen sollen, das war ein Fehler und dafür möchte ich mich entschuldigen."
K: Ich war aber respektlos dir gegenüber. Ich hätte leise sein sollen und nicht sowas über dich behaupten sollen, wenn ich dich kaum kenne."
J: Aber du hast ja recht."
Mein Eingeständnis schockiert sie zum Teil wohl, da sie mich jetzt mit offenen Mund anschaut. Das war wohl das letzte, was sie von mir erwartet hatte.
J: Ja, ich bin in ihn verliebt und ja...er zeigt mir das Ganze auch jeden Tag, da er das gleiche empfindet. Ich wollte das aber nicht einsehen, da ich...ihn eben besser kenne. Was er alles schon gemacht hat und wie er auch sein kann. Er ist liebenswürdig und ein wunderbarer Freund, aber das wollte ich mir wohl nicht eingestehen."
K: Einen Moment bitte!"Sie steht von ihrem Platz auf, bleibt da aber erstmal stehen, schaut mich weiterhin an und versucht die Informationen sichtlich zu verarbeiten.
K: Ein wunderbarer Freund...nicht bester Freund?"
J: Nein, wir...wir beide sind...wir sind ein Paar."
K: Mein Gott Julia! Endlich!"
J: ...wir beide kennen und ein paar Wochen..."
K: Und die haben gereicht, damit ich sehen kann, was er dir bedeutet und du ihm. Ich freue mich wirklich Julia...ich weiß und sehe, dass du dich immer sehr nach hinten stellst für die Arbeit und...das Glück gönne ich dir sehr."
J: Danke Kathy."
Bevor ich meine Tasche aufsetze, gehe ich nochmal zu ihr und nehme sie in Arm.
K: Können wir dann nochmal von vorne anfangen?"
J: Sehr gerne."
Wir beide lächeln, aber dann nehme ich meine Tasche und setze sie mir auf. Sie und ich lachen, ich verabschiede mich, da ich wirklich los will.Auf dem Weg zum Auto wird mir klar, dass es noch eine Zeit ist, bis Chris kommen würde. Zu Hause erwarte mich auch nichts. Da ich sowieso mit meinen Eltern über diese Situation sprechen muss und sie zu dieser Zeit immer Kaffee trinken, fahre ich von der Klinik aus gleich zu ihnen hin. An der Tür öffnet mir mein Vater, der mich verwundert anschaut.
T: Julia? Was machst du denn hier?"
Er lässt mich rein und schließt hinter mir die Tür. Ich gehe ihm nach, da sie beide wohl im Garten sitzen.
J: Ich hatte schon Ende und dachte, dass ich nochmal vorbeikommen kann."
Papa kannte mich immer von den beiden am besten. Ich komme nicht ohne Grund nach einer Schicht gleich zu ihnen. Er wusste bereits dort, dass ich etwas will oder etwas sagen muss. Und davor fürchte ich mich noch sehr...
B: Julia?"
Meine Mutter sitzt draußen am Tisch und zeigt mir den gleichen Blick, wie mein Vater. Sie nehme ich einen Moment in Arm, bevor ich mich mit an den Tisch setze.
B: Mit dir haben wir gar nicht gerechnet. Ich koche für uns eben einen Kaffee."
Mama steht auf und geht wieder ins Haus. In den Moment schaue ich zu meinem Vater, der auch bemerkt, dass ich mich unwohl fühle.
J: Ich hoffe, dass ich nicht ungelegen komme."
T: Du bist unsere Tochter Julia. Du bist hier immer willkommen."
Ich lächle und Mama kommt wieder raus. Ein paar Minuten müssten wir uns mit den Kaffee noch gedulden.Ich spiele unter den Tisch nervös mit meinen Händen, verwickle mich in Gespräche mit meinen Eltern und habe die ganze Zeit Angst, dass mein Vater mich ansprechen wird.
B: Wie war denn die Arbeit Julia?"
J: Hatte heute viele Untersuchungen. Nachsorge und Vorsorge. Zudem eine neue Patientin, die bald in die Gegend zieht und die eine ausfallende Krankheit hat, daher dringen eine Behandlung braucht."
T: Da wird sie bei der Chefärztin in guten Händen sein."
Mein Mutter schaut genervt, aber mein Vater lächelt mich an. Ja, er war immer stolz auf das, was ich mache. Er würde mich nie verurteilen.
J: Ich...wollte euch beiden noch etwas sagen..."
Jedes Mal, wenn ich so einen Satz anfing, habe ich meine Mutter enttäuscht. Ich gehe studieren, Facharzt, Oberarzt oder Chefarzt...von Alex getrennt...es wird nicht besser.
B: Was ist Julia?"
Ich hasse ihren strengen und enttäuschten Unterton. Den konnte ich nie leiden.
J: Ich bin wieder in einer Beziehung. Christian und ich sind zusammen."
B: Warum kannst du dir nicht Mal einen ordentlichen Mann suchen!? Eine ordentliche Entscheidung in deinem Leben treffen!?"
J: Mama...ich liebe ihn..."
B: Du weiß, wie er ist Julia! Menschen verändern sich nicht!"
J: Ich kenne ihn besser als du..."
B: Wegen...DEM...hast du damals Alex sitzenlassen und das war die größte Fehlentscheidung deines Lebens Julia! Was hat der dir bitte zu bieten mit seinen Träumereien und Spinnereien!?"Ich stehe vor den Tränen und will mich erklären, als mein Vater eine Hand auf die Schulter meiner Mutter legt.
T: Der Kaffee sollte durchgelaufen sein Bianka, denkst du nicht?"
Meine Mutter wirft ihn einen wütenden Blick zu, steht aber dennoch auf und geht ins Haus. Als sie die Tür zur Terrasse schließt, schaut Papa wieder zu mir. Ich sehe ihn lächeln und schaue daher zum Tisch runter, wische mir einmal über die Augen.
T: Hör auf zu weinen mein Engel. Die Liebe und eine richtige Entscheidung, sollten dich niemals zum Weinen bringen."
Ich hebe meinen Blick. Papa zeigt mir, dass ich ihm meine Hand geben soll, was ich auch mache, sodass er diese hält.
T: Ich freue mich für euch beide, da ich weiß, dass Christian dir ein gute Freund ist. Das zeigt er jedes Mal, wenn du in seiner Nähe bist. Das, was mal war, macht einen Menschen nicht aus oder zu einem schlechten Menschen. Wenn du ihn liebst, reicht das. Mehr brauch es nicht, verstanden?"
Ich lache einen kurzen Moment und nicke leicht.
J: Verstanden Papa."
T: Ich sehe, was er dir bedeutet und dass er dich glücklich macht...ich habe mich immer gefragt, wann dieser Tag kommen würde, wo ihr das endlich mal einseht."
Nun müssen wir beide lachen und er lässt meine Hände wieder los.
T: Ich hoffe, dass er der eine für dich sein wird."
J: Ich hoffe auch...ich habe da so ein Gefühl Papa...
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Meine beste Freundin
Fanfiction"Hätte ich gewusst, was ich dir bedeute, was meine Worte angerichtet haben und was meine Taten in dir auslösten, hätte ich mich für dich verändert..." Chris kennt seine beste Freundin bereits seit der Grundschule. Schule, Studium, eigene Wohnung, er...