Kapitel 134

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Sicht Chris...

Freitag, ein Tag, bevor Julia wieder hier ist. Heute sind wir in der Nacht auch in Berlin angekommen, wobei ich das mit als letzter mitbekomme, da ich natürlich etwas zu lange noch geschlafen und im Bus gelegen habe. Solange mich Andreas nicht rausschmeißt oder mir gleich sagt, dass ich mal wieder zu spät für alles dran bin, werde ich die Zeit irgendwie schon wieder aufholen können.

Ich stehe auf und gehe zu meinen Sachen, damit ich mir neue nehmen und mich umziehen kann. Danach nach unten laufen und Schule überziehen. Mein Plan ist es, dass ich gleich zur Kabine gehe, mein Mikro hole und danach gleich zur Bühne laufe. So sollte ich die Zeit am Morgen auch wieder aufholen können. Als ich allerdings gerade den Bus verlasse, schaue ich auf mein Handy und sehe die Nachricht von Julia.
Julia: Morgen Chrissy. Meine Schicht ist jetzt zu Ende, etwa gegen sechs am Morgen und ich lege mich gleich schlafen. Ich werde morgen gegen Mittag bei euch sein, sollte die Bahn sich nicht verspäten. Ich freue mich schon drauf. Ach und...ich habe gesehen, dass du gestern spät schlafen gegangen bist. Das berechtigt dich aber nicht dazu, dass du das Frühstück ausfallen lässt. Ich finde das raus!"
Ich muss leise für mich lachen, während ich das Handy wieder wegstecke. Okay...dann zuerst etwas essen gehen und danach zur Kabine. Ich habe wirklich zu viel Respekt davor, dass sie morgen sonst rausfindet, dass ich da heute nicht war. Einige Arbeiter sind auch noch dort, zu denen setze ich mich und esse eine Kleinigkeit, bevor ich danach zur Kabine und anschließend zur Bühne laufe.

Andreas redet wie jeden Morgen mit unseren Technikern und auch wenn ich versuche mich unauffällig mit reinzumischen, ich bekomme gleich mit, dass Andreas noch einen Kommentar dazu abgeben wird. Mit der Crew besprechen wir nur das, was hier jetzt speziell in der Halle für Probleme aufgekommen sind, da sie ansonsten die Pläne kennen. Als die letzten Sachen auch geklärt sind, verteilen die sich wieder und mein Bruder und ich kommen etwas zur Ruhe und zu den Proben. Ich bekomme mit, dass er zu mir schaut und leicht anfängt zu lachen, wobei ich seine Blicke aktiv versuche zu meiden.
A: So pünktlich wie jeden Morgen Bruder. Wird sich das jemals ändern?"
C: Ich wollte ja und wäre pünktlich gewesen...aber das Frühstück kann ich ja nichts ausfallen lassen."
A: Das würde Julia nicht zulassen. Das habe auch ich schon mitbekommen."
Was würde man auch anderes bei einer Ärztin erwarten, die mich seit meiner Kindheit schon kennt? Sie weiß, was für Probleme ich schon immer hatte und was solche Kleinigkeiten mit sich bringen können.
C: Jetzt bin ich ja für dich da, also können wir die Proben auch anfangen."
A: Müssen wir ja, da du ab Morgen sowieso nicht mehr dazu zu gebrauchen bist, wenn sie mit hier ist."
C: Du weißt davon?"
A: Du kennst doch Julia. Sie würde niemals zu viel sein wollen oder im Weg stehen."

Julia war immer schon gerne mit auf Tour und hat sich das ganze interessiert angeschaut. Aber jedes Mal hatte sie sich etliche Male darüber informiert, ob sie wirklich nicht stört oder uns aufhält. Daher sollte es mich eigentlich nicht wundern, dass sie sich auch dieses Mal bei meinem Bruder gemeldet hat und nachfragte, ob das denn für zwei Tag gehen würde. Heißt aber auch, dass Andreas schon eine erhebliche lange Zeit davon Bescheid weiß, dass sie mit hier sein wird.

Andreas geht weiter zu der ersten Illusion, die wir heute durchgehen möchten und ich schaue ihn nur still nach.
C: Wie lange weißt du das denn schon?"
Ich glaube, dass er das zulässt, da ich auch nicht ein Problem damit hatte oder habe, wenn seine Familie mit hier ist. Egal, ob es seine Frau Steffi ist oder seine Kids.
A: Zwei Wochen etwa."
Zuerst schaut er noch weiterhin nach vorne, doch dann dreht er sich wieder in meine Richtung, sodass sich unsere Blicke auch wieder treffen. Ich stehe noch immer am Rand der Bühne und gehe jetzt das erste Mal näher zu ihn, zur Illusion und wirke nicht mehr so verlegen oder distanziert.
A: Sie hatte mich am Abend von der Arbeit aus angerufen. Sie hätte einige Überstunden und ihr Chef wollte, dass sie sich frei nimmt. Sie hatte um das Wochenende hier gebeten und er hatte es mit den anderen dann geregelt. Julia hatte mich gefragt, da sie nicht stören will. Du kennst deine Freundin ja."
Ja, ich sollte sie ganz besonders kennen, denn immerhin ist sie seit 33 Jahre meine beste Freundin bereits.
C: Ich kenne Julia schon lange genug und so war sie schon immer."
Andreas lacht nur kurz und wendet sich wieder an die Illusion. Ja, auch ich bezeichne sie sehr gerne als meine Freundin, aber wie immer schon, ich rede nicht viel über meine Freundin. Das war noch nie mein Thema, da es mein Privatleben ist.

Andras und ich standen bis zum frühen Nachmittag auf der Bühne und gingen das durch, was wir nochmal festigen wollten oder eben das, was in den letzten Tagen und den letzten Proben noch nicht komplett rund lief. Außerdem wollen wir auch an den Tagen ein paar neue Abläufe ausprobieren und das muss auch wieder mit der Crew besprochen werden. Als das allerdings alles fertig ist, gehen wir beide in unsere Kabinen und müssen uns für den Abend fertig machen.
Sonja: Ich habe gehört, dass du morgen Besuch haben wirst."
Anscheinend wusste das hier auch schon jeder außer mir. Andreas kann vieles nur für sich behalten, aber derlei Themen redet er gerne auch mit anderen aus der Crew.
C: Meine Freundin kommt morgen vorbei. Sie konnte es von ihrer Arbeit aus einrichten, dass sie die nächsten zwei Tage noch frei bekommt."
Sonja: Das klingt sehr gut. Ich freue mich für euch, dass ihr das mit euren beiden Berufen irgendwie doch vereinbaren könnt."
Eine andere Wahl haben wir beide auch nicht. Ich hätte es gerne, dass es eine andere Lösung geben würde, aber das ist von uns beiden genau das, was wir im Leben immer machen wollten. Und das kann ich auch bei ihr sehen.

Die Show läuft, zieht an mir vorbei und endet spät am Abend. Julia hatte mir nur eine Nachricht geschrieben, als sie mich nicht erreichen konnte. Sie ist schlafen gegangen und freut sich auf den morgigen Tag. Das konnte ich ihr auch noch schreiben, bevor ich duschen gegangen bin, damit ich danach auch in den Bus gehen konnte, damit ich oben in meiner Kabine schlafen kann...

Meine beste FreundinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt