Kapitel 29

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Ich saß am Morgen wieder im Bus, schaute aus dem Fenster und dachte an den Tag. Englisch, Mathe und dann noch Musik. Im Umkehrschluss nur Fächer, wo geredet wird. Wie sollte ich den Tag überleben, wenn ich eigentlich nicht mehr reden will? Zugleich kann ich das, was ich mir jetzt schon aufgebaut hatte, fallenlassen. Das hätte mir meine Note ruiniert. Ich lehnte mich in den Sitz und schaute raus, auf die Straßen, wo ich wusste, dass es nicht mehr weit von der Schule entfernt ist. Ich wollte diese Zeit einfach nur rumbekommen, mehr nicht. Ich wollte, dass es endlich endet.

Pünktlich. Der Bus kam an den Tag tatsächlich im Plan bei der Schule an. Als ich rausschaute, konnte ich damals auch schon Julia sehen. Wie jeden Tag stand sie vor der Station und wartete, dass ich endlich kommen würde. Ich war mit der letzte, der den Bus verließ uns ging zu Julia, die mich umarmte.
J: Ich war gestern krank Chris, tut mir leid, dass du hier allein auskommen musstest."
Ich lächelte nur schwach und nickte. Danach zeigte ich ihr, dass sie mitkommen sollte. Unser Klassenraum war noch etwas entfernt und zu spät wollten wir beide nicht kommen.
J: Alles gut bei dir?"
Ich schaute sie an, lächelte erneut und nickte still und schweigend. Ich glaube damals dachte sie einfach, dass mir entweder nicht nach sprechen ist oder dass ich heiser sein könnte, meine Stimme nur schonen will.
J: Ich muss dir später mal sagen, was alles in den Ferien gewesen ist. Wart ihr eigentlich wieder bei der Familie deiner Mutter?"
Ich konnte das verneinen und schaute still nach vorne in den Gang. Bevor wir beim Raum waren, griff Julia nach meiner Hand und hielt mich auf.
J: Was ist los mit dir Chris..."

Ich antwortete damals nicht, sondern ging einfach mit ihr in den Raum und zu unseren Platz. Bevor sie mich weiter ausfragen konnte, begann zum Glück endlich der Unterricht. Herr Eckhort stand vorne an der Tafel, redete eine lange Zeit mit uns, wir arbeiteten ein bisschen an ein paar Aufgaben, ich kam ums Sprechen und Antworten drumherum. Zumindest den Großteil der Doppelstunde.
Herr Eckhort: Who could summerize the concept oft he American Dream and how it has changed over the time? Christian?"
Er schaute mich damals neutral, aber leicht lächelnd an. Ich schwieg, schaute ihn auch so an. Im Hintergrund konnte ich die Jungs lachen hören...oder es war nur Einbildung. Aber ich konnte einfach nichts sagen. Ich konnte damals nicht auf die Frage antworten.
Herr Eckhort: No idea?"
Ich schüttelte den Kopf und er fragte jemanden anderen. Ich dachte, es wäre vorbei, aber dann zog Julia an meinem Ärmel.
J: Die Frage war voll leicht Chris. Was ist bitte los mit dir?"

Ich schaute wieder nach vorne und wusste zugleicht, dass Julia das nicht einfach so stehenlassen wird. Herr Eckhort beendete die Stunde pünktlich und nahm mich an den Tag kein weiteres Mal einfach nur so dran. Ich packte die Sachen, Hannes machte irgendwelche Anspielungen beim Rausgehen, wo ich ihn sah, aber dann kam Julia schon.
J: Chris..."
Die Tasche war gepackt, ich verließt den Raum. Danach hatten wir Mathe, aber Herr Eckhort hatte uns schon gesagt, dass unsere Lehrerin krank war, dass wir daher eine Doppelstunde frei hatten. Ich wollte in die Pausenhalle gehen, da waren Hannes und seine Freunde. Julia lief mir natürlich nach, sah mich, bemerkte meine Reaktion auf die und griff danach sofort nach meiner Hand, sodass ich sie anschaute.
J: Komm, wir gehen wohin. Den Ort wollte ich dir sowieso mal zeigen."
Ich konnte ja nichts dagegen sagen und ging daher mit. Wir hatten Zeit, verließen das Schulgelände und gingen eine Zeit nebeneinander. Wir beide schwiegen, aber ich schaute die ganze Zeit zu Julia. Sie lächelte, als wir einen Seitenweg runtergingen und am Ende ankamen. Ein Kiesteich, ihr Haus war in der Nähe, fast um der Ecke.

Julia ging zu einen der Bäume, stellte ihre Tasche ab und kletterte darauf. Sie setzte sich, wie in der Grundschule, auf einen der Äste und schaut zu mir nach unten.
J: Kommst du Chris? Oder traust du es dich nicht?"
Ich lächelte stumm, stellte meine Tasche neben ihre und machte es ihr dann nach, sodass ich am Ende neben ihr sitzen konnte. Der Kiesteich war abgelegen, heute ist kaum jemand dort. Dort hatte man schon immer seine Ruhe und konnte einfach beieinander sein oder schweigen.
J: Was ist jetzt los mit dir Chris?"
Aber Julia war noch nie eine Person, mit der man lange schweigen konnte. Sie wusste, wenn etwas los ist und sprach das auch immer an. Ich seufzte und schaute mit gesenkten Kopf zu ihr. Warum musste ich jetzt solche Probleme in den Alter bekommen? Okay, es gehörte eben zum Leben und zum älter werden dazu. Aber sie sah dort immerhin schon aus wie ein wunderschönes Mädchen und ich? Okay...dafür hatte sie wohl andere Probleme. Sie blieb nicht verschont.
J: Chris bitte. Ich bin deine beste Freundin. Du wusstest vorhin die Antwort auf die Frage, das weiß ich. Und du hattest vorhin sehr seltsam auf Hannes reagiert. Warum sprichst du wieder nicht und schweigst mich an?"
C: Weil meine Stimme gerade einfach nur schrecklich klingt."

Ich schaute zu ihr und wartete darauf, dass sie anfangen würde zu lachen, aber das tat sie nicht. Sie schaute mich ruhig an.
J: Und? Die haben sich darüber lustig gemacht? Immerhin hast du nicht so einen nervige Stimme wie Hannes. Also wirklich, den kann ich mir nicht lange anhören"
Julia brachte mich mit dieser kleinen Aussage zum Lachen, lenkte mich von dem ab, was Hannes noch sagte.
J: Die werden das auch noch durchmachen müssen und dann werden sie nicht mehr lachen Chris, vertrau mir. Außerdem...ich finde sie nicht schrecklich. Ich höre dir immer gerne zu und das wird sich niemals ändern."
Ich lächelte verlegen und umarmte sie danach. Sie nahm das herzlich an und ich konnte danach auch wieder lächeln.
C: Danke Julia...ich weiß ja, dass ich es nicht ändern kann..."
J: Wegen solcher dummen Jungs solltest du nicht aufhören zu reden. Wirklich Chris, was die denken und sagen, ist nicht wichtig. Ich werde immer bei dir sein und immer hinter dir stehen, versprochen Chris."

Ja, das war und ist sie. Dieses Problem hatte ich zum Halbjahr auch überwunden und ich erinnere mich nur daran, dass die Mädchen aus der Klasse etwas über Hannes geredet und gelacht hatten, da er das gleiche Problem hatte, aber seine hohe Stimme behielt. Ich freute mich nicht...schadenfroh war ICH doch NIE...

Meine beste FreundinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt