Kapitel 191

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Das Hotelzimmer von meinem Bruder und mir hat einen Gemeinschaftsraum und zwei getrennte Schlafzimmer. Es ist eine Nacht und das ist auch nicht mein Problem gerade. In dreißig Minuten müssen wir zum Sender und werden für später fertig gemacht und ich schmeiße mich genervt aufs Sofa und starre an die Decke, während ich mir mit den Händen durchs Haar gehe.

Andreas kommt nur auch wieder aus seinem Zimmer und lehnt sich gegen den Rahmen, schaut zu mir und bleibt ruhig. Als müsste er überlegen, ob er dazu etwas sagt, oder eben nicht, ob es besser werden würde, oder ob er es nur noch schlimmer macht. Als ich auf seine Anwesenheit aber auch keine Reaktion gebe, entscheidet er sich wohl für eine der beiden Optionen.
A: Ich weiß auch nicht, warum sie gerade deine Sachen verlieren mussten Bruder."
Wir waren eine geschlagene Stunde noch am Flughafen und haben den Fahrer warten lassen, da meine Tasche nicht mit ankam. Ich musste zwischen Band und Information hin- und herlaufen, damit ich ein paar Informationen bekommen könnte. Aber da war nichts. Mr wurde nur gesagt, dass meine Tasche wohl verloren gegangen sein muss. Toll!
C: Es nervt mich einfach nur. Warum genau heute man!"
A: Waren wertvolle Dinge darin Bruder?"
C: Nein. Nur Klamotten und die Sachen für eine Nacht. Meinen Mac und das iPad habe ich zu Hause gelassen, da ich dachte, dass ich es hier nicht brauche."
A: Dann sind doch zumindest keine wertvollen Dinge weg Chris. Ich habe sowieso zu viel gepackt, da ich dachte, dass du mal wieder etwas vergessen würdest und morgen sind wir doch auch wieder zu Hause. Das ist kein Untergang."
Ich hasse es in den Moment, dass er Recht hat natürlich werde ich den Tag auch so überleben und okay...die Sachen sind weg, daran kann ich nichts ändern.
C: Ist gut...danke Andreas..."

Ich suche in den kommenden Minuten meine verschwundenen Motivation für den Termin und finde sie nicht wirklich, bis wir los müssen. Andreas nimmt unsere beide Sachen und dann verlassen wir das Zimmer, damit wir vor dem Hotel von einem Fahrer abgeholt werden. Ich schaue während der Fahrt aus dem Fenster und versuche meine Laune wieder unter Kontrolle zu bekommen. Die Gesellschaft kann nichts dafür, es war ein Versehen und ich kann es nicht mehr ändern. Aber das Ganze, was ich danach mit denen klären muss. Wenn ich könnte, würde ich mich genervt in den Sitzt fallenlassen, aber das würde hier nur unangebracht sein. Es sind heute nur ein paar Stunden, die wir dort sitzen werden und vielleicht lenkt mich das etwas von allem ab, was gerade mal wieder los ist.

Heute teilen wir uns eine Kabine, was mich auch nicht wirklich stört. Andreas schreibt in der Zwischenzeit mit seiner Frau und auch ich schaffe es Julia per WhatsApp zu erreichen, wobei das noch etwas zu hoch gesagt wäre.
Chris: Hey Maus, alles gut bei dir? Ich habe heute zweimal versucht dich zu erreichen, aber habe das nicht geschafft. Ist dir etwas zwischengekommen?"
Die Nachricht habe ich heute Morgen gegen elf Uhr geschrieben und tatsächlich hat sie mir knappe sechs Stunden später auch geantwortet.
Julia: Entschuldige Chrissy. Ich saß den Morgen über in einer Besprechung und mache mich gleich für den OP fertig, daher werde ich heute Abend und morgen früh leider nicht erreichbar sein. Morgen Abend sollte ich wieder ans Handy können, nachdem ich etwas Schlaf bekommen habe. Ich wünsche dir alles Gute für die Sendung heute Abend. Du wirst das großartig machen!"
Gut, sie konnte nichts dafür, dass sie mir nicht antworten konnte und eigentlich habe ich mir das auch gedacht. Ihr Beruf und die jetzige Stelle machen es ihr nicht gerade einfacher.

Andreas tippt auf meine Schulter, sodass ich meinen Blick zu ihm richte. Er hält mir meine Jacke für den Abend vor, sodass ich aufstehe und diese annehme.
C: Ich habe die Zeit vergessen?"
A: Nur ein ganz kleines bisschen Bruder, aber das ist schon okay.
Ich kann darüber lachen. Sollten wir später in der Zeit sein, hätte uns das einer der hier arbeitenden Personen schon gesagt, aber da das noch nicht der Fall gewesen ist, sind wir noch ganz gut in der Zeit. Wir werden einige Minuten später mitgenommen von einer Arbeiterin, die uns auch zeigt, wo wir uns setzen sollen. Die anderen Gäste waren auch bereits da, aber die letzten waren wir auch nicht. Ich trinke vor der Sendung etwas und rede noch mit Andreas, bis es los geht. Der Moderator begrüßt uns alle, die Gespräche fangen an und auch ich fühle mich in der Runde recht wohl. Wir sind das erste Mal hier, sodass zu Beginn einige Fragen an uns gingen, aber die Runde wurde immer aktiv eingebunden. Drei Stunden saßen wir beide hier und es kam mir und meinem Bruder überhaupt nicht so vor, als hätte es derartig lange gedauert. Als die vorbei war, haben wir uns mit den anderen unterhalten, Gespräche vertieft und wollten mit zwei Künstlern auch in Kontakt bleiben. Da ich erst nach meinen Bruder in die Kabine kann, war er zuerst duschen und ich ging danach. Die Sachen hatte Andreas in der Zeit wieder in die Tasche gepackt, sodass es gegen eins am Morgen auch wieder zum Hotel gehen konnte.

Als wir beide im Fahrstuhl stehen, schaut Andreas zuerst auf die Henkel der Tasche, bevor er seinen Blick zu mir richtet.
A: Manu hatte gefragt, ob wir morgen Abend was zu dritt unternehmen wollten. Ich meinte, dass ich schon dafür bereit wäre und dachte, dass das auch für dich gut wäre."
Ich mochte es normal nicht, wenn Andreas sich in mein Leben und meine Entscheidungen einmischt, aber dabei hatte er recht. Was würde ich sonst machen? Zu Hause auf den Sofa liegen, am Abend mit Julia reden und in Selbstmitleid versinken, da ich weiß, was am kommenden Morgen hätte sein sollen?"
C: Das klingt ganz gut Bruder."
Ich beantworte seine Frage gerade dann, als die Tür des Fahrstuhls sich öffnet. Er nickt nur, während ich zu unseren Zimmer vorgehe und die Tür aufschließe mit der Karte. Da ich mir vorhin schon Sachen von ihm genommen hatte, will ich auch gleich in mein Zimmer gehen, schaue vorher nochmal zu ihm zurück.
C: Wir sehen uns morgen Andreas...schlaf gut..."
Er sieht, dass ich mir ein Lächeln erzwinge, aber bevor er etwas dazu sagt, schließe ich die Tür hinter mir. Ich mache mich schnell für die Nacht fertig und lege mich ins Bett, wo ich vor dem Schlafengehen noch eine letzte Nachricht an Julia schreibe.
Chris: Ich gehe morgen Abend mit Andreas und Manu weg, damit ich von meinen Gedanken loskomme. Wir reden Samstag, dringend, weil...du weißt schon, was da wäre...ich will dann irgendwie mit dir Zeit haben, wenn es nicht DER Tag bei uns wird...

Meine beste FreundinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt