Kapitel 33

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Meine Gastfamilie brachte mich zum Flughafen, wir verabschiedeten uns, ich habe sie sehr lieb gewonnen, aber ich wollte auch wieder nach Hause. Im Flughafen war ich auf mich allein gestellt. Ich war da schon 17 Jahre alt, fiel unter den anderen kaum auf und gab mein Gepäck auf. Spätestens nach dem ersten Flug, meine Anreise im Februar, hatte ich gemerkt, dass ich niemals im Leben hätte Pilot werden können, wie es mein achtjähriges Ich noch dachte. Flugangst, ich hasse es bis heute und steige ungern in ein Flugzeug ein. Aber ich wusste, dass ich nach Hause muss und auch will.

Der Passagier neben mir im Flugzeug schaute mich ab und an etwas verwirrt an, da ich auf Turbolenzen oder ähnliches sehr ängstlich reagierte. Die ältere Dame auf meiner anderen Seite versuchte mich zu beruhigen. Sie sprach nur französisch, aber ich konnte sie da schon verstehen. Vor sechs Monaten wäre das wohl kaum möglich gewesen. Sie lenkte mich ab, sprach viel mit mir und ich war ihr unfassbar dankbar, dass sie mir diesen Flug ertragbar machte. Er dauerte nicht lange. Von Paris nach Hannover war es kein langer Flug, aber wenn man Angst hat, kommt einen jede Minute wie eine Ewigkeit vor. Es passierte nichts, für die anderen war es vermutlich auch ein ruhiger Flug, aber ich war froh, als wir endlich wieder landeten.

Ich ging zum Gepäckband, suchte meinen Koffer und lief danach zum Ausgang. Ich konnte damals schnell meine Eltern sehen und ging zu ihnen.
H: Christian!"
Mama und Papa nahmen mich damals fest in Arm und ich habe dort gemerkt, wie sehr ich sie vermisst hatte. Andreas und Sylvia waren nicht mitgekommen. Beide studierten dort und hatten nicht immer Zeit. Ich verübelte es ihnen nicht, ich hatte zumindest meine Eltern jetzt hier.
W: Geht es dir gut?"
Ich hatte ihnen nach meiner Landung damals am ersten Abend schon gesagt, dass ich den Flug schrecklich fand. Flugangst, sagte mein Vater sofort und lachte etwas. „Und du wolltest als kleines Kind Pilot werden". Ja...auch ich musste damals lachen.
C: Mir geht es gut. Ich habe euch sehr vermisst und freue mich, dass ich wieder zu Hause bin."
Meine Eltern schauten mich damals einen Moment an. Wir hatten und sechs Monate nicht gesehen, ich hatte mich etwas wieder verändert, aber sie lächelten danach einfach und zeigten mir, dass ich ihnen nachgehen sollte.

Wir verließen den Flughafen und gingen zum Auto meines Vaters. Er half mir mit dem Koffer, danach stiegen wir drei ein und fuhren wieder in die Heimat. Während der Fahrt redeten wir die ganze Zeit. Ich hatte viel zu erzählen, meine Eltern wollten viel wissen und es gab auch viel zu erzählen. Immerhin hatte ich neue Leute kennengelernt, hatte mit dem Zaubern angefangen und hatte eine Freundin...die Details ließ ich aber weg.
H: Heute Abend kommt dein Bruder noch vorbei. Wir wollten zusammen essen gehen. Auch, weil du wieder da bist."
C: Das klingt sehr gut..."
Ich schaute auf das Schild der nächsten Ausfahrt, überlegte kurz, bevor ich mich etwas nach vorne beugte und meinen Vater ansprach.
C: Könntest du mich nach Herford bringen, bitte?"
Natürlich wusste er damals, was ich wollte und was ich vorhatte. Mein Plan war auch meiner Mutter klar. Beide schauten sich einen Moment an, nickten und schauten dann zu mir.
H: Willst du sie heute Abend mitnehmen?"
C: Wenn sie darf?"
W: Natürlich. Julia gehört doch quasi schon mit zur Familie."

Mein Vater nahm die nächste Ausfahrt und fuhr nach Herford. Ich sprach mit ihnen, dass sie uns gegen 18 Uhr von ihrem Elternhaus abholen würden. Papa hielt einige Minuten später vor ihrem Haus. Ich stieg aus und lief zur Tür. Die beiden warteten noch, damit sie sichergehen konnten, dass ich auch reingelassen werde. Julias Vater Thomas öffnete mir damals die Tür.
T: Christian? Du wolltest bestimmt zu Julia, oder?"
Ich nickte und er ließ mich rein, sodass meine Eltern dann auch nach Hause fuhren. Ich wollte gerade meine Schuhe ausziehen, aber Thomas hielt mich auf.
T: Sie ist im Garten, lauf eben so durch. Ich bin mit Bianka in der Küche, falls etwas sein sollte. Ich bringe euch etwas zum Trinken gleich raus...in zehn Minuten oder so."
Ich lächelte, bedankte mich und ging danach durchs den Flur und Wohnzimmer zum Garten raus. Sie lag damals im Gras und schaute in den Himmel. Julia sah damals unfassbar verträumt und süß aus, wie sie dort lag, daher sagte ich nichts.

Julia bemerkte aber, dass jemand in den Garten gekommen ist. Sie dachte wohl, es wäre ihr Vater oder ihre Mutter gewesen, daher schaute sie zuerst ruhig zu mir nach hinten, bis sie mich dort stehen sah.
J: Chris!"
Sie wäre damals fast ausgerutscht als sie aufgesprungen ist. Ich ging auf sie zu, aber da sie zu mir lief, riss sie uns beide zu Bode und nahm mich fest in Arm. Ich lachte zuerst leicht, aber legte meine Arme auch wieder eng um sie. So saßen wir beide dort schweigend und hielten uns in Arm, bis sie mich irgendwann anschaute.
J: Du hast gar nichts gesagt...ich habe dich so vermisst Chris..."
Ich lachte nur ganz schwach, wischte ihr die Tränen weg und ließ meine Hand an ihren Kopf liegen.
C: Ich habe dich auch vermisst Julia. Ich werde dich nie wieder verlassen, versprochen."

Sie lachte, dieses Lachen hatte ich so vermisst, und umarmte mich wieder. Julia wollte mich damals gar nicht loslassen und ich genoss es, dass ich sie wiederhatte.
C: Ich habe noch etwas für dich..."
Sie ließ mich zögernd wieder los, setze sich vor mir ins Gras und schaute leicht zu mir rauf. Ich hatte, bevor ich ausgestiegen bin, etwas aus meinem Koffer genommen und in meine Hosentasche getan. Ich nahm es raus und legte es ihr um den Hals. Ich hatte ihr eine Kette aus Paris mitgenommen, mit einem Anhänger eines anatomischen Herzens.
C: Es erinnert mich irgendwie an dich...zukünftige Ärztin Doktor Rose."
Sie lachte und nahm mich wieder in Arm. Als sie mich losließ, lächelte sie verlegen und wendete ihren Blick von mir ab. Ich stand als erster auf, reichte ihr eine Hand und half ihr auf. Als sie vor mir stand, wollte ich ihr von den Plänen erzählen, aber sie schaute mich erstmal genaustens an.
J: Wie kann es sein, dass du nochmal gewachsen bist Chris?"
Ich lachte damals und zuckte mit den Schultern. Ich war gerade mal 17 Jahre alt, da war das kein Kunststück, aber dort war ich schon fast einen Kopf größer als sie.
C: Meine Eltern wollten heute Abend mit mir essen gehen und sie haben dich auch eingeladen. Willst du mitgehen? Ich würde mich sehr freuen?"
Nadine konnte ich damals nicht fragen und bei Julia fiel mir sowas immer leicht. Aber sie liebte ich auch nicht, es war kein Date. Ich sprach mit meiner besten Freundin.
J: Sehr gerne Chris...

Meine beste FreundinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt