Kapitel 52

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Chris brachte uns am Abend wieder zu seiner Wohnung. Wir beide waren essen, damit er etwas auf andere Gedanken kommen konnte und vor allem dafür, dass er aus dieser Wohnung rauskam. Ich musste danach fast wieder los...zu meiner Zwischenunterkunft die jetzt in Bünde war und nicht mehr in Detmold. Den ganzen Abend hatte ich darüber kein Wort verloren. Chris sollte sich nicht noch mehr Gedanken machen müssen als jetzt schon.

Ich stand damals schon im Wohnzimmer und wollte mich auch auf den Weg machen. Ich hatte vorher Kai schnell geschrieben, dass ich mich bald auf den Weg machen werde. Chris kam auch kurz darauf wieder aus seinem Schlafzimmer und zu mir ins Wohnzimmer.
J: Was hast du bitte vor?"
Ich verstand damals nicht, warum er decke und Kissen aufs Sofa legte. Er wusste, dass ich nicht blieb und warum sollte er da bitte bleiben? Wollte sein Bruder kommen?
C: Ich schlafe die Nacht hier."
J: Warum das bitte? Ist es in deinem Bett nicht deutlich angenehmer als hier auf dem Sofa?"
C: Ich will und kann da nicht schlafen..."
Ich schob es damals auf die Tatsache, dass er nicht dort schlafen wollte, wo er mit Franziska mal geschlafen hatte. Dass er gegen sie eine Abneigung hatte, war mehr als verständlich und seine Reaktion...jeder nimmt es anders hin. Ich hätte damals aber nicht denken können, dass das nur ein Bruchteil von dem ist, was die Wahrheit war. Dass diese viel weiter ging. Dass wusste ich damals aber mit 31 Jahren nicht.

Chris setzte damals ein aufgesetztes Lächeln auf, was ich sofort bemerkte. Er seufzte deshalb nur einen Moment und schaute sich in seiner Wohnung um.
C: Ich weiß, dass ich dir nichts vormachen muss..."
J: Du weißt, dass du immer zu mir kommen kannst Chris. Egal, was auch ist, ich bin für dich da und das verspreche ich dir."
Ich ging näher zu ihm, bis ich vor ihm stand und zu ihn rauf schaute. Einen Moment schaute er noch über mich hinweg, bevor er seinen Blick endlich zu mir richtete.
C: Ich weiß Maus...danke dir."
Chris nahm mich nochmal in Arm, wir standen dort einen Moment zusammen, bis er mich wieder los ließ.
J: Ich muss langsam los Chrissy."
Er lachte, endlich. Ein ehrliches Lachen von Chris. Diese ganzen Umstände, alles, was bei ihm im Leben gerade los war, das war damals sehr viel für ihn. Ihn nur einen Moment so zu sehen, das freute mich sehr. Er brachte mich noch zur Tür, half mir wieder mit meiner Jacke und schaute mich danach nochmal an.
J: Ich komme morgen nochmal vorbei, aber am Abend habe ich eine Schicht. Wir schaffen das zusammen schon Chrissy, mach dir keine Sorgen."
Er lächelte ehrlich und nickte danach.
C: Danke...für so vieles gerade Maus."

Danach ging ich. Ich ging mit dem schlechtesten Gewissen, was ich bis dahin hatte. Ich hatte ihn den ganzen Tag angelogen und mir etwas vorgemacht. Als ich wieder im Auto saß, konnte ich das erste Mal an den Mann denken, den ich verlassen hatte.

Kai hatte damals drei Zimmer in seiner Wohnung, so wie Chris eben auch. Allerdings hatte er ein Gästezimmer und kein Arbeitszimmer. Es war schon spät und auch er hatte einen langen Tag hinter sich. Er bereitete das Zimmer für mich vor und während ich still schweigend auf dem Bett saß, zog er die Gardienen zu.
Kai: Nichts großes oder besonderes, aber es sollte wohl reichen."
Er richtete danach seinen Blick wieder zu mir und wurde still. Normal brachte Kai immer gute Laune mit sich, aber auch er war gerade wohl mit dem, was ich heute durchmachen musste, überfordert.
Kai: Sag mal...warum hast du dich getrennt? Ihr wart Jahre zusammen."

Er setzte sich vor mich auf den Stuhl des Tisches und schaute mich an. Meinen Blick ließ ich zum Boden gerichtet, da ich mir selbst zu unsicher war.
J: Wegen meinem besten Freund. In den letzten Wochen war ich viel bei ihm, wegen seinem Vater. Heute rief er mich an, als ich bei Alex war und sagte mir, dass seine Freundin ihn betrogen hatte. Ich wollte zu ihm, aber Alex hatte mich dann vor die Wahl gestellt..."
Ich schaute weiter runter, merkte aber, dass Kai sich etwas näher zu mir setzte.
J: Wenn ich gehe, dann beende ich die Beziehung und ich muss niemals wiederkommen..."
Kai: Und du bist gegangen..."

Ich hatte mich für Chris entschieden und nicht für Alex. Ich stand hinter meinen besten Freund und nichts in der Welt hätte mich umstimmen können. Es war am Ende keine Wahl, da ich die Alternative nie genommen hätte. Ich hätte nie darüber nachgedacht bei Alex zu bleiben, Chris allein zu lassen, nur damit Alex zufrieden wäre. Das einzige, was für mich dort zählte, das war Chris.

Kai legte recht zögernd eine Hand auf mein Bein, sodass ich ihn dann wieder anschaute. Ich habe das die ganze Zeit nicht gemacht und das beunruhigte ihn wohl.
Kai: Was hat Alex noch gesagt?"
Ich schwieg, blieb wieder leise, da ich an diese Worte nicht mehr denken wollte. Ich wollte nicht an das denken, was Alex mir heute Mittag vorgeworfen hatte. Das wollte ich niemals im Leben glauben oder wahrhaben.
Kai: Julia. Ich sehe, dass du dich nur vor dieser Antwort drückst. Aber du musst dich damit auseinandersetzen. Also: Was hatte dieser Typ noch gesagt? Dass seine Aktion das Letzte war, darüber müssen wir uns nicht unterhalten, aber was hatte er noch gesagt?"
J: Dass ich nur seine Zeit verschwende. Dass ich nie vorhatte ihn zu heiraten, in ein Haus zu ziehen oder mit ihm eine Familie zu gründen. Er sagte, dass ich ihn nicht liebe..."
Ich brach meinen Satz ab, aber Kai konnte verstehen, dass das nicht alles war.
Kai: Er sagte, dass du nicht ihn liebst, sondern Chris..."
Alles was ich konnte, war damals nicken. Ich konnte nur nicken und bestätigen, dass er damit recht hatte. Dass Alex meinte, dass ich Chris liebe.

Ich war nicht mehr zu gebrauchen, das merkte auch Kai. Er stand daher auf und ging zur Tür, schaute vorher aber nochmal zu mir zurück.
Kai: Stimmt es denn? Liebst du Chris?"
Ich schaute ihn stumm an und sagte nichts. Da ich schwieg, ging er und schloss hinter sich die Tür. Ich ließ mich aufs Bett fallen und merkte, dass Tränen mein Gesicht runterliefen.
J: Ja...

Meine beste FreundinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt