Besuch im "Tanzendem Flamingo"

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Dag drehte sich jetzt schon zum dritten mal vor dem riesigen Spiegel in seinem Flur. So richtig zufrieden war er immer noch nicht. Unsicher zog er das viel zu kleine Sakko unten länger, in der Hoffnung das es etwas größer werden würde. Ohne Erfolg. "Irgendwie sehe ich total albern damit aus. So kann ich nicht gehen" Der Parkourtrainer zog das Sakko wieder aus und verschwand im Schlafzimmer. Jetzt hatte er nur noch die Wahl zwischen einem Hoody von den Ärzten oder einem Hemd. Da er in eine Bar wollte entschied sich Dag für das schwarze Hemd. Darüber würde er seine ebenso schwarze Lederjacke tragen. Das ließ ihn schon richtig cool aussehen. Irgendwie klassisch aber doch das gewisse etwas. Dazu sollte es dann eine enge, graue Jeans und rote Chucks sein. Gerade die roten Chucks waren ein richtiges Statement. Sie stachen schön hervor und fielen auf. Das mochte Dag besonders. Frisch rasiert und mit einer Hand die Locken aus dem Gesicht wischend, konnte es dann endlich losgehen. Den Bad-hair-day heute ignorierte Dag gekonnt. Er war schon perfekt genug. Noch perfekter und es würde den Leuten nur Angst machen.

Schnell stopfte Dag sich seinen Haustürschlüssel und das Portmonee in die Tasche und trabte runter bis in den ersten Stock. Er wollte in diese neue Bar, die gerade erst eröffnet hatte. Irgendwie albern. Sie hatten einen rosa, tanzenden Flamingo als Maskottchen. Wer mit sich denn sowas aus? Er mochte Pink nicht mal besonders. Schwarz ließ ihn immer viel cooler aussehen.
Vor der Bar selbst war schon eine kleine Schlange von acht Leuten, also musste er sich wohl oder übel anstellen. Er ließ den Blick durch die Reihe schweifen und blieb an einem jungen Mann, schätzungsweise Mitte bis Ende dreißig hängen. Er wirkte gar nicht wie jemand, der in diese Bar gehörte. Er machte auf Dag eher den Eindruck wie jemand, der in ein Büro gehörte. Hemd, Sakko, Stoffhose. Nur die Schuhe fielen aus der Reihe. Genauso wie Dag's. Es waren Turnschuhe statt diese typischen Lackschuhe. Und das auch noch in weiß. Jedoch waren sie noch komplett sauber. Scheinbar neu oder kaum getragen.

Das alles weckte bei Dag starkes Interesse. Er musste ihn später unbedingt ansprechen. Bestimmt würden sie sich gut verstehen. Schließlich hatten sie beide einen ungewöhnlichen Schuhgeschmack. Der junge Mann verschwand so ziemlich als erster in der Bar, während Dag selber noch gut 30 Minuten warten musste, obwohl es vor ihm nur noch sieben Personen waren. Das lag nicht zuletzt daran, dass es vorne am Eingang Probleme beim Einlass gab. Ein etwas älterer Mann weigerte sich zu gehen, nachdem er nicht reingelassen wurde. Als Dag es dann endlich in die Bar geschafft hatte, holte er sich erstmal einen Drink, um dann den fremden Mann zu suchen. Dag fand ihn schneller als er dachte. Er saß direkt an der Bar, nur etwas abseits in der Ecke. Mit einem Bier bewaffnet setzte sich Dag einfach frech mit an den Tisch. "Nette Schuh Wahl. Waren die Lackschuhe ausverkauft oder zu schade, um sie in einer Bar zu tragen?" Der Parkourtrainer grinste so frech er konnte und nahm den Fremden fest in seinen Blick. „Du denkst wohl, du bist witzig mit deinem Spruch? Turnschuhe sind halt bequemer als diese Lack- und Lederschuhe. Auf so etwas muss man eben stehen"

"Woher weißt du, dass ich auf Lack und Leder stehe?" Dag's Grinsen wurde nur noch größer. Vincent sah ihn mit großen Augen an „Das war eigentlich ein Scherz von mir"
"Ich bin halt der große, böse Wolf" Der Parkourtrainer lehnte sich selbstgefällig zurück. „Wohl eher ein Spinner"
"Ach komm schon. Ich weiß das ihr Büro Typen auf dominante Männer steht. Oder... etwa nicht?" Dag lehnte sich gefährlich nah zu seinem Gegenüber nach vorne. „Ich wüsste nicht was dich das angeht" Dag lehnte sich direkt wieder zurück. "Das ist ein Ja. Ich gebe dir ein aus. Sex on the Beach?"
„Nein danke, ich nehme lieber ein Bier"

"Also ich finde Sex on the Beach passt besser zu dir. Aber gut. Ein Bier. Ich bin übrigens Dag. Das solltest du dir merken, damit du weißt was du im Schlafzimmer schreien darfst"
„Selbstverliebtes Arschloch. Ich bin Vincent"
"Ich nenn dich einfach Vinne" Schneller als Vincent etwas sagen konnte, stand Dag auf und holte ihm ein Bier. "Auf was habe ich mich da nur eingelassen?" Dag setzte sich ihm wieder gegenüber. "Na auf Dag-Alexis-Kopplin, deine zukünftige Flamme. Dag-Alexis Kopplin und Vincent...?"
"Stein"
"Was ist Rot und nicht gut für die Zähne?"

Vincent schaute genervt „Ich möchte es gar nicht wissen"
"Ein Backstein!" Dag brach in schallendes Gelächter aus. "Der war schwach" Vincent musste darüber schmunzeln. "Ach, ich merk schon, schwieriges Publikum heute. Naja. Ich muss eh los" Dag kippte sein Bier runter und stand auf. "Hab noch was vergessen" Schneller als Vincent gucken konnte, verschwand der Fremde aus der Bar. Das einzige, was er zurückließ, war ein 50€ Schein zum bezahlen der Getränke.

Gegensätze ziehen sich anWo Geschichten leben. Entdecke jetzt