Bergab

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Vince nickte nur mit dem Kopf. „Glaubst du, wir sollten sie mal besuchen und das persönlich mit ihr klären? Damit wir alle damit abschließen können".
„Also ich bin ehrlich: Ich möchte sie nicht besuchen"
„Ich kann dich verstehen, Schatz. Aber ich glaub ich kann nicht anders meinen Abschluss mit ihr finden"
„Ist okay. Nur ich möchte nichts mehr mit ihr zu tun haben. Was du machst, ist deine Entscheidung!"
„Danke", Vincent umarmte ihn ganz fest. „Warum sollte ich dir das verbieten? Wenn du so damit deinen Frieden finden kannst, dann ist das toll!"
„Ich bin einfach in diesem Thema so unsicher, was ich machen soll. Ich brauch deine Unterstützung", murmelte er leise. „Ich kann nicht mitkommen. Es tut mir leid"
„Das verlange ich auch nicht von dir, Schatz. Aber sei einfach für mich da, mehr möchte ich nicht"
„Das bin ich immer und das weißt du, Babe. Egal wie du dich entscheidest. Ob du nur einmal hin möchtest, gar nicht oder jede Woche. Ich möchte nur das du dir genau überlegst was dir gut tut und was nicht"
„Okay" Vincent umarmte ihn weiter. „Ich liebe dich einfach und ich würde dich bei allem unterstützen, was dir gut tut!"
„Ich liebe dich auch, mein Schatz". Vincent küsste ihn. Dag erwiderte sofort. „Komm lass uns zum Frühstück gehen, ich verhungere"
Vincent folgte ihn lächelnd. Er war froh, dass Dag immer zu ihm stand und ihn dabei unterstützen würde.

„Außerdem muss ich irgendwo noch Zigaretten schnorren und der Katze Wurst vom Frühstück klauen!"
„Du musst Martin sagen, dass du mal neue Zigaretten brauchst", lachend sah Vincent ihn an und verschränkte ihre Finger miteinander. „Nein Ernsthaft. Mir fehlt das Rauchen und so. Ich hab auch schon den dritten Antrag gestellt, dass wir mal zum Wochenende nach Hause dürfen. Jedes Mal wird er abgelehnt, weil du angeblich noch zu instabil bist, es von Freitag bis Sonntag zuhause auszuhalten!"
„Ich?" irritiert sah Vincent ihn an. „Ja! Aber ich probiere es einfach weiter. Irgendwann klappt es schon. Alleine will ich auch nicht. Ich hätte schon 3 Wochenende Zuhause sein können, aber warum? Das ich mich alleine langweile?"

„Warum hast du mir das nie gesagt? Ich bin doch nicht instabil" Vincent verkrampfte sich leicht. War es so schlimm um ihn gestellt? „Ich mach doch gute Fortschritte", verzweifelt sah er ihn an. „Genau deshalb hab ich dir nichts gesagt. Ich wollte nicht deine Fortschritte kleiner reden als sie sind. Außerdem möchte ich nicht das du dich schlecht fühlst weil die Psychologin dich nie Heim lässt! Ich wollte nicht, dass du mit jedem Antrag frustrierter wirst!"
Vincent blieb stehen und sah frustriert zu Boden. „Ich..." Er wusste nicht, was er sagen sollte. Er fühlte sich nutzlos. „Ich steh dir nur im Weg", er riss sich von ihm los und rannte einfach davon.

„Vincent! Vincent, warte doch!" Dag lief ihm sofort hinterher. Da er seit Jahren Parkour machte, holte er Vincent ein und packte ihn fest am Arm. „Das ist blödsinn und das weißt du!" Dags Stimme war streng. Kein Platz für Widerworte. „Ach weiß ich das? Was wenn sie recht hat und ich hier nie wieder raus komme, weil ich „instabil" bin?", Vincent sah ihn verweint an.
„So ein Schwachsinn. Du machst tolle Fortschritte. Manche Leute brauchen eben länger als andere. Aber das ist doch okay. Ich versuche es einfach weiter. Irgendwann klappt es!"
„Aber wegen mir bist du hier eingesperrt. Du könntest ein schönes Leben haben. Du könntest mit Martin grillen oder joggen gehen. Aber nein, was machst du. Du hockst hier bei mir und sieht mir zu, wie ich nicht weiter komme". Vincent war plötzlich so voller Selbstzweifel. Es war ihm alles zu viel.

„Ich könnte auch Astronaut oder Bundeskanzler werden. Ich hätte auch Jetpilot oder Bänker werden können. Hätte, hätte, Fahrradkette. Vielleicht möchte ich auch lieber hier bei dir sein. Vielleicht möchte ich lieber mit dir und Martin grillen und nicht mit Martin alleine?" Vincent sah ihn zitternd an. „Aber..."
„Nichts aber, Vincent! Schluss!" Vincent sah betroffen zu Boden. Dag hoffte das die dominante Schiene gerade besser fruchtete als Vincents Selbstmitleid mit Umarmungen noch weiter zu verstärken. „Wir gehen jetzt zur Schwester, holen dir etwas zu Beruhigung, gehen dann zum Frühstück, weil mir vor Hunger schon ganz schlecht ist und dann füllen wir einfach den nächsten Antrag fürs nächste Wochenende aus. Und wenn es nichts wird, dann schreib ich den Antrag fürs Wochenende darauf. Ich möchte aber, dass du aufhörst, dich selber zu bemitleiden und weiter an deine sehr realen und vorhandenen Fortschritten arbeitest. Haben wir uns verstanden!?" Vincent nickte nur und sah ihn wieder in die Augen. „Okay" Seine Stimme war leise, mehr ein Flüstern.

Gegensätze ziehen sich anWo Geschichten leben. Entdecke jetzt