Wo ist Dag?

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„Nein Vincent. Du bleibst schön liegen. Du darfst nicht aufstehen. Lukas und ich gehen suchen und du ruhst dich aus. Mach dein Handy auf laut und ich ruf dich an, sobald ich etwas habe". Ohne ein weiteres Wort nahm Clueso Lukas am Arm und zog ihn aus Vincents Zimmer raus.

Es blieb aber nicht lange still in dem Zimmer. Wenige Minuten später klingelte ein Handy in Vincents Tasche. Aber es war nicht Vincents Handy. „Was zum Teufel? Wie kommt den das Handy in meine Tasche". Verwundert nahm er es heraus und drückte auf den Grünen Hörer. Er wartete bis sich eine Stimme bei ihm meldete. Leider legte der Anrufer auf bevor Vincent mit ihm sprechen konnte. Das Handy war älter und schon ziemlich zerkratzt. Ein Riss im Bildschirm trügte die Sicht etwas.

1 verpasster Anruf und 5 Whatsapp. „Wie kommt das den in meine Tasche?". Neugierig öffnete er die WhatsApp Nachrichten.

Martin Gessinger [22:10 Uhr]: Dag, kannst du morgen meine Schicht übernehmen? Ich bin krank geworden.

Martin Gessinger [22:13 Uhr]: Sagst du mir rechtzeitig bescheid?

Martin Gessinger [22:25 Uhr]: Am besten heute noch bitte.

Martin Gessinger [22:59 Uhr]: Du weißt das ich es nicht leiden kann wenn du nicht antwortest.

Martin Gessinger [23:38 Uhr]: Wo treibst du dich in letzter Zeit eigentlich so oft rum? Das letztens tut mir leid, okay? Lass uns nochmal drüber reden.

Vincent runzelte die Stirn. Das schien dieser Martin zu sein, mit den Dag letzten Streit hatte. Aber warum ist Dag sein Handy in seiner Tasche? Und das bedeutete dass er gerade ohne unterwegs war. Sorgen machten sich ihn ihm breit. Ihn wurde schlecht bei den Gedanken, dass Dag alleine irgendwo da draußen war. Schwer verletzt und kaum etwas an. Bis 1 Uhr morgens tat sich nichts mehr.

Erst um 1:45 Uhr klingelte Vincents Handy. Es war Clueso.
Aufgeregt ging Vincent an sein Handy „Thomas. Hast du ihn gefunden?".
„Ja hab ich. Aber ich bekomme ihn einfach nicht eingefangen. Lukas musste heim, er hatte Schmerzen. Dag ist total durcheinander. Er rennt immer vor mir weg, ist klitschnass, weil es zwischendurch geregnet hat und das schlimmste ist, er ist in den Grunewald gerannt. Ich hab Taschenlampen aber ihn aus den Augen verloren. Ich brauch dich doch. Meinst du, du schaffst das? Das wäre mein letzter Versuch, ihn irgendwie eingefangen zu bekommen. Er ist wie ein scheues, verwirrtes und panisches Reh. Ich brauch dich, etwas zum Essen, um ihn vielleicht irgendwie zu locken. Keine Ahnung".

„Ich bin auf dem Weg" Schnell stand Vincent auf, musste sich aber kurz noch einmal auf das Bett setzen weil ihn kurz drehend wurde. Danach schnappte er sich Dags Handy warf es in seine Tasche und verlies ungesehen das Krankenhaus.
Er rief sich davor ein Taxi und fuhr erstmal in den nächsten Späti um sich etwas zu etwas zu essen und trinken zu kaufen. Dann fuhr der Produzent mit dem Taxi weiter zum Grunewald, bezahlte den Taxifahrer und rief Clueso an. „Hey ich stehe beim Eingang. Wo bist du?"
„Komme", Thomas legte auf und kam im stockdunklen aus dem Wald. "Hier eine Taschenlampe. Ich hab ihn leider aus den Augen verloren. Er ist irgendwo da drinnen...".

Vincent schaltete die Taschenlampe an und machte sich auf die Suche nach Dag, dicht gefolgt von Thomas. Immer tiefer liefen sie in den Wald. „Erzähl, wie habt ihr ihn gefunden?"
„Zufall", Thomas lief dicht hinter Vincent. „Meinst du hier spukt es? Nicht das ich Angst hätte. Ich war vorhin schon voll tief hier drinnen. Kennst du den ersten Baum am Eingang? Mindestens bis da. Ich hab mein Menschen möglichstes getan um Dag zu retten. Ich hab 2 mal gerufen zum Beispiel. Aber als er nicht zurückkam hab ich dich angerufen".

„Ist schon gut. Ich bin froh, dass du mich informiert hast. Er kennt dich ja auch nicht. Und wenn er wirklich wieder eine Panikattacke hatte, dann hättest du ihn auch nicht helfen können"
„Okay", Thomas ging weiter dicht hinter Vincent bis er etwas zwischen den Bäumen laufen sah. „OMG DA IST ER DER BIGFOOT ACH NE, ICH MEINTE DER GEIST!". „Man schrei hier nicht so rum. Du verschreckst ihn noch. Wo hast du etwas gesehen?"
„Da hinten! Ich glaube es hatte ein Geweih".
„Thomas. Mal im Ernst. Hast du was genommen? Ich geh da jetzt nach schauen. Komm mit oder warte hier". Kopfschüttelnd lief Vincent los. Thomas rannte sofort ängstlich hinterher.

Dag lauschte in die völlige Dunkelheit rein. War das Vincents Stimme? „Vincent!", krächzte der Parkourtrainer. „ACH DU KAKE!", Thomas ließ die eingeschaltete Taschenlampe fallen und rannte aus dem Grunewald raus. Vincent lauschte der Stimme. Sie kam ihn bekannt vor. „Dag? Dag bist du es?", rief er zurück und trat näher an den Baum heran. Im Hintergrund konnte Vincent, Thomas leise vom Eingang des Grunewaldes rufen hören: „Mit "Ach du kake" meinte ich das ich vergessen habe Lukas nochmal anzurufen. Ich hatte keine Angst. Suchst du alleine weiter? Ich muss dringend Telefonieren".

Zu Vincents Glück hing Dag mit einem Fuß in einer Wurzel fest und konnte sich nicht mehr befreien. Er saß klatschnass vor einem Baum und bebte so doll am ganzen Körper das man hätte denken können er sei aus Gelantine.

„Dag, hey ich bin es Vincent. Beruhige dich. Ich bin ja da". Vincent trat näher an Dag heran und kniete sich vor ihn. Dag zog ängstlich an seinem Knöchel, kam aber nicht weg um weiter zu flüchten. An seinem Hinterkopf klebten die Haare vom mittlerweile getrocknetem Blut. Durch die nasse Kleidung wsr er komplett unterkühlt. Das würde auch das starke Zittern erklären. „Hey. Erkennst du mich? Ich tu dir nichts. Was ist den passiert, nachdem du abgehauen bist?". Vincent legte Dag zögerlich eine Hand auf die Schulter. Dag zuckte kurz zusammen als sei er geschlagen worden. „Weiß nicht". Trotz Dags aufgebrachtem Verhalten wirkte er zeitgleich auch unfassbar erschöpft. Kein Wunder. War er doch am Vortag schon früh bei seiner Parkourgruppe gewesen. Das hieß er war mittlerweile rund 30 Stunden wach war.

„Komm ich helfe dir auf. Und dann bring ich dich nach Hause. Du gehörst unter die Warme Dusche, in neue trockene Sachen und dann ins Bett. Ich hab auch etwas zu essen mit und zu trinken, warte". Vincent holte eine Flasche Wasser aus seinem Rucksack und gab sie Dag. Gierig leerte Dag das Wasser in einem zug. Er war sehr durstig gewesen. „Ich steck fest", Dag war die Situation unfassbar unangenehm. Was gab er sich für ein verweichlichtes Bild ab? Nass, verletzt, dreckig, verängstigt, unfähig alleine aufzustehen und dann sammelten sich auch noch Tränen in seinen Augen. Er wollte nicht vor Vincent weinen. Er wollte vor niemandem weinen.

Gegensätze ziehen sich anWo Geschichten leben. Entdecke jetzt