Berghain

101 11 38
                                    

„Was macht mich so sicher, das du beim nächsten Alkohol nicht wieder was mit wem anders anfängst?"
Entsetzt sah Vincent den Kleinen an. „Ich kann dir nur mein Wort geben und hoffen das du mir vertraust. ES TUT MIR LEID. Ich weiß ich hab scheiße gebaut. Ich wollte dich auch nicht verletzten, dass musst du mir glauben. Ich möchte dich nicht verlieren. Dafür bedeutest du mir zu viel."
„Ist das alles?"
Enttäuscht sah Vincent ihn an „Ich...tut mir leid, ich kann das gerade nicht. Das ist mir alles zu viel. Weißt du wie gern ich dich jetzt in mein Arm ziehen würde und dich küssen. Ich..."
„Das war ein Witz Vincent. Alles gut. Ich akzeptiere das so. Ich bin nur müde"
„Dann schlaf etwas. Wo finde ich deinen Schlüssel? Damit ich mich um alles weitere kümmern kann?"

Dag schwieg eine ganze Weile. „Lass mich überlegen. Also das letzte mal als ich den Schlüssel hatte, war in der Bank in meiner Jacke. Ich weiß jedoch weder wo meine Jacke ist, noch wo sich der Schlüssel befindet"
„Ich frag dann mal die Schwester, wo deine Jacke hin gekommen ist". Vincent stand auf und wollte den Raum verlassen. Dag machte nochmal etwas die Augen zu. Er war einfach kaputt. Seit Vincent in sein Leben getreten war, ging alles auf und ab wie in einer Achterbahn.

Vincent fand die Schwester im Schwesternzimmer und lächelte sie freundlich an. Nach 10 Minuten kam er mit Dag seiner Jacke wieder zurück in das Krankenzimmer. Er sah, dass Dag die Augen geschlossen hatte. Lächelnd beugte er sich über ihn und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. „Hab deine Jacke mit Schlüssel  gefunden. Schlaf du etwas. Ich kümmer mich um den Rest". Dag bekam Vincents Worte gar nicht mehr mit. Er war schon eingeschlafen.

Vincent verließ das Krankenhaus und machte sich auf dem Weg nach Hause. Er musste erst einmal alles verarbeiten, das er die letzten Stunden erlebt hatte. Mit einem Bier in den Hand setzte er sich auf sein Sofa und spielte mit dem Wohnungsschlüssel von Dag. Er nahm einen kräftigen Schluck von seinem Bier und nahm sein Handy um Thomas anrufen.

„Scheiße. Hups. Hallo! Mini Vinni! Hihihi"
„Thomas? Bist du betrunken?"
„Ich bin... fuck... ich bin im Berghain... verdammte scheiße. Ich bin im Berghain versackt. Wo warst du?"
„Thomas, es ist 8 Uhr morgens. Ich möchte gar nicht wissen mit wem du da warst. Kommst du den alleine nach Hause?", besorgt fragte Vincent nach.
„Du hast gefe...gefe...gefegt. Ich hatte dich ausgeladen. Ich meinte eingeladen"
„Thomas, ich war gestern bei dir zu Hause. Jetzt weiß ich schon mal wo du warst, kommst du alleine nach Hause? Oder soll ich dich abholen kommen? Ich brauch jemanden zum reden".

„Ich hatte Release Party. Du warst eingeladen und hast es vergessen. Ich hab zweimal angerufen"
„Oh shit. Das hab ich total vergessen. Hab nicht nochmal auf mein Handy geschaut, bevor ich angerufen habe."
Toll. Du hast eine klasse Party verpasst". Vincent nahm einen weitern Schluck von seinem Bier und seufzte leicht auf. „Tut mir echt leid. Ich weiß grad nicht, wo mein Kopf steht."
„Sudden war so besoffen er hat hinter die Bar gekotzt. Und Elif ist im Auto eingeschlafen. 4 Stunden lang. Swiss hat sich mit Kontra K geprügelt und verloren". Vincent musste nun schmunzeln, „Dass hätte ich gerne miterlebt".
„Und ich hab noch... fuck..." Die Verbindung brach ab.

„Thomas? Clüsen hörst du mich? Einfach aufgelegt", müde fuhr sich Vincent über sein Gesicht und trank sein Bier leer. Clueso kniete am Boden und sammelte die Einzelteile seines Handys auf. Danach torkelte er zur nächsten Telefonzelle und rief Vincent zurück.

„Unbekannt", Stirnrunzelnd sah Vincent auf sein Handy. „Stein"
„Handy kaputt"
„Thomas? Ich hab mir schon Sorgen gemacht. Wo bist du genau? Ich hol dich ab"
„Ich bin richtig besoffen am Berghain!"
„Bin unterwegs. Nicht weg laufen ja?". Vincent legte auf und schnappte sich schnell seine Jacke und seinen Autoschlüssel, ehe er die Wohnung verließ.

Nach 20 Minuten kam er am Berghain an und konnte von weiten Thomas schon wanken sehen. Er hielt direkt vor ihm an und stieg aus. Hauen sie ab ich will nicht bumsen!" Thomas torkelte weiter. „Man ich bin auch nicht hier, um mit dir zu bumsen. Ich bin hier, um dich abzuholen."
„Oh Mein Gott, Vincent" Thomas blieb sofort stehen, drehte sich um und ging zu Vincent. Sofort nahm er seine Hand und hielt sie. Vincent wusste, dass Thomas immer ganz anhänglich wurde, wenn er stark betrunken war. „Fahren wir zu Mc Donalds? Ich möchte ein McFlurry. Bitte bitte!" „Aber nur einen und wehe du kotz mir wieder ins Auto!", warnend sah Vincent ihn an und zog ihn zu seinem Auto. Thomas verschränkte die Finger miteinander und sah ziemlich glücklich aus. „Nice!"
„Jetzt komm endlich".  Vincent drückte ihn auf den Beifahrersitz und ging um sein Auto rum, um einzusteigen.

Als Vincent wieder im Auto saß nahm Thomas sofort wieder seine Hand. „Mit Smarties". Vincent seufzte und sah ihn lächelnd an. „Ja mit Smartis. Sonst noch einen Wunsch?"
„Nein", Thomas drückte Vincents Hand sanft. „Bist du sauer?". Vincent schnaufte einmal durch und sah ihn lächelnd an und drückte seine Hand. „Nein. Ich bin einfach nur müde"
„Du schnaufst die ganze Zeit so"
„Ich hab einfach einen beschissenen Morgen gehabt. Also auch eine beschissene Nacht, wenn man es so nimmt" 
Thomas ließ seine Hand los und guckte traurig aus dem Fenster.

„Aber das ist jetzt egal. Reden wie später drüber, ja? Du bekommst jetzt erstmal ein Eis." Thomas schwieg und guckte weiter aus dem Fenster. „Hey was ist den mit dir los?" Vincent fasste ihn an die Schulter. „Du bist wütend. Aber ich hab nicht mal was gemacht. Eigentlich bin ich traurig das du nicht zur Party gekommen bist. Aber ist egal"
„Es tut mir leid das ich nicht gekommen bin okay. Ich hab es total vergessen. Dag ist endlich wieder aus dem Koma aufgewacht."
„Wie gehts ihm?"
„Gut. Also den Umständen. Aber er weiß von Mia und mir". Vincent sah von ihm weg und merkte, wie eine Träne über seine Wange lief. „Das wird wieder, Kumpel".

„Ich bring dich jetzt erstmal nach Hause, mit einem kleinen Abstecher davor bei MCDonalds. Dann schläfst du deinen Rausch aus. Ich brauch dich die Tage zum Möbel schleppen". Vincent startete den Motor und fuhr schon los.
„Halt an!" Thomas guckte aus dem Fenster. „Was ist los? Ist dir schlecht?"
Sofort hielt Vincent den Wagen an. Thomas riss die Tür auf und kotze aus der offenen Tür. Er holte kurz Luft. „Kann weiter gehen!"
„Sicher? Nicht, dass du mir noch ins Auto kotz"
„Weißt du wie ultra schnell du gefahren bist? 6 kmh! Du bist gerast beim anfahren, Bleifuß! Für wen hältst du dich? Karla Kolumna?" „Karla wer? Am besten du machst ein bisschen die Augen zu. Kann ich weiter fahren?". Vincent sah ihn schmunzeln an. Natürlich wusste er wer Karla Kolumna war. Er wollte ihn nur etwas ärgern.

„Ach vergiss es" , Thomas schloss die Autotür und lehnte sich zurück. „Ich wohn im 5 Stock ohne Fahrstuhl, wie soll ich das jemals da hoch schaffen?",jammerte der Sänger. „Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder du kommst mit zu mir oder ich trag dich in deine Wohnung". Vincent fuhr langsam wieder los und achtete darauf, nicht zu schnell zu fahren. „Nein, ich schaff das schon irgendwie hoch" Thomas lehnte sich im Sitz zurück. „Ich soll dich von Paul grüßen. Er meint er hat dich länger nicht gesehen, will aber demnächst für ein Feature auf dich zukommen"
„Oh okay. So jetzt lass uns erstmal Eis essen fahren". Bei McDonalds hielt Vincent am McDrive an, ehe er Thomas heim fuhr. „Sicher, dass du das alleine schaffst? Ich kann dich auch hoch bringen". Vincent hatte während der Fahrt schon sein Eis aufgegessen und musste feststellen, dass er die letzten Tage kaum etwas zu sich genommen hatte.
„Nein ich schaff das". Thomas leckte seinen Löffel ab. „Lecker. Man nennt mich nicht umsonst Thomas Gipfelstürmer Clueso"
„Na gut, wenn du meinst",seltsame Stille legte sich über die beiden.

„Wirst du ja sehen wie schnell ich da hoch flitze. So schnell, das hast du noch nie gesehen. Schneller als du Pilz sagen kannst" Thomas schwieg kurz.

„Ich hab im Gefühl das es zwischen dir und Dag ein Happy End gibt. Und ich meine nicht Sex" Traurig sah Vincent ihn an, während er einen Parkplatz vor Thomas Haus suchte. „Denkst du wirklich? Nach dem was ich ihm alles angetan habe?"
„Ich glaub schon. Er wirkt manchmal so soft... Gar nicht wie ein Typ Mann der zu dir passt" Vincent lächelte ihn leicht an. „Er kann Dominant. Aber ich liebe auch seine sanfte Art und Weise. Er ist einfach perfekt, so wie er ist"
„Bist du dir sicher? Ich hab den Artikel gelesen. Er ist kriminell und saß im Knast. Was wenn er immer noch scheiße baut? Oder handgreiflich wird? Ich mach mir Sorgen" Vincent schnaufte verachtend aus. „Dein Ernst? Ohne das du ihn persönlich kennst, hast du gleich Vorurteile? Ich bitte dich. Er ist der tollste Mann den ich kenne. Er würde mir nie mit Absicht weh tun. Das weiß ich ganz genau. Er...". Vincents Stimme versagte und er schluchzte leicht auf. „Er hat dir einiges verheimlicht. Ich mach mir nur Sorgen"
„Was soll er mir verheimlicht haben?" Vincent sah Thomas wütend an.

Gegensätze ziehen sich anWo Geschichten leben. Entdecke jetzt