Kapitel 33

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Darwin und ich setzten uns auf die große Ledercouch während Raven in einem der Sessel daneben Platz nahm. Bucky blieb am Türrahmen gelehnt stehen und beobachtet uns mit eisiger Miene. Es missfiel ihm, das Darwin so nah vor mir saß und ich verstand ihn, doch gerade ging es nicht um ihn oder um uns. Es ging um mich.

„Erzähl mir was passiert ist" sagte er ruhig und aller Spot von eben war wie verschwunden. Jetzt war er ganz der Profi, jetzt war er Professor Armanod Munoz. Ich begann zu erzählen und er hörte mir einfach zu. Aufmerksam lauschte er meinen Erzählung und unterbrach mich erst, als ich von den Geschehnissen in der Nacht sprach, als ich Peter fast getötet hatte.
„Diese Stimme, die war in deinem Kopf sagst du?" Als ich nickte blickte er zu Bucky. „Du warst bei ihr in der Nacht, hast du die Stimme ebenfalls gehört?" Bucky schüttelte den Kopf „Ich habe nichts der gleichen gehört. Da war niemand außer ihr. Ich bin davon wach geworden, dass sie durchs Zimmer schlich und nach meiner Waffe suchte. Aber sie war allein. Es war niemand bei ihr."
Darwin nickte und strich sich nachdenklich über das markante Kinn. „Hat Sie seitdem öfters versucht Kontakt mit dir aufgenommen?" Verlegen blickte ich zu Boden „Ja, mehrmals sogar. Zuletzt heute Morgen, bevor ich mich mit Raven traf. Sie versucht die Kontrolle zu übernehmen. Und Sie verlangt gewisse Dinge von mir. Dinge die ich nicht tun will"
Interessiert sah er mich an „Was hat Sie heute Morgen von dir verlangt?" Unbehaglich rutschte ich auf dem weichen Sofa hin und her ehe ich leise antwortete „Sie wollte das ich Steve küsse" Ich traute mich nicht zu Bucky zu sehen, doch ich hörte wie er scharf die Luft einzog. Darwin schien die veränderte Stimmung zu bemerken. Er sah zwischen Bucky und mir hin und her und fragte dann „Kann mich bitte jemand aufklären? Wer ist Steve?"
„Mein bester Freund" knurrte Bucky von der Tür aus zu uns rüber. Ich sah das teuflische Lächeln auf Darwins Gesicht, noch ehe ich seine Schadenfreude spüren konnte. „Der beste Freund...Ich erkenne da ein Muster, Kendall" sagte er schmunzelnd.
„Ich wollte das nicht tun, also hab ich es nicht getan. Meistens schaff ich es Ihr zu widerstehen. Ich will diese Dinge nicht tun. Es sind Dinge, die die Menschen in meiner Umgebung verletzten würden, wenn ich Ihr nachgeben würde. Doch genau das will Sie. Den Schmerz und die Wut der anderen. Sie sagt, sie braucht das. Es war unheimlich Darwin.
Sie sagt...sie sagt das sie sich daran nährt"

Jetzt hatte ich die Bombe platzen lassen. Es war mir unfassbar unangenehm, doch es musste sein. Wenn ich hier nicht ehrlich war, dann konnte er mir nicht helfen. „Sie nährt sich an den Gefühlen der Anderen?! Das hat sie gesagt?" fragte er interessiert.
„Ja und Sie scheint gewisse Gefühle zu bevorzugen. Schlechte Gefühle wie Angst, Eifersucht und Wut geben ihr Kraft sagt Sie. Es ist unheimlich. Ich gebe es nicht gerne zu, aber ich habe Angst. Angst vor Ihr. Was ist das für ein Ding in mir, Darwin?" meine Stimme klang so dünn und verletzlich wie ich mich fühlte.
„Nach allem was du erzählt hast, kann es eigentlich nur eins sein. Das Mittel, dass dein Vater dir versehentlich vor 5 Jahren verabreicht hat, scheint aus dir einen Sargil gemacht zu haben. Ein sogenannten Seelenfresser"
Schockiert blickte ich ihn an „Einen was?" Darwin nahm meine Hände in seine und ich stand zu sehr unter Schock, um mich dagegen zu wehren. Seine Berührung entspannten mich und drängten meine aufkommende Panik nieder. Er sprach ruhig und strich dabei immer wieder mit den Daumen über meine Handinnenfläche „Sargils gehören zu den übelsten magischen Wesen, die es gibt. Sie sind unfassbar selten. Ich selbst habe noch nie einen getroffen und kenne auch niemanden der das getan hat. Was auch daran liegen mag, dass die meisten, die einen vollentwickelten Sargil treffen, dies nicht überleben. Denn sie wachsen in dem sie sich aus der Wut und der Verzweiflung anderer ernähren. Daher nennt man sie auch Seelenfresser. Wie ihr Name sagt, entziehen sie ihren Opfern alle mentalen Empfindungen. Selbst unter Mutanten sind sie sehr gefürchtet. Man sagt sie entziehen Menschen und Mutanten gleichermaßen alle glücklichen Erinnerungen. Ihren Opfern bleiben dann nur schreckliche, quälende Gedanken und Erfahrungen. Sie werden depressiv, verlieren ihre Kräfte und ihren Lebensmut. Es ist wirklich übel, wenn man auf einen voll entwickelten Sargil trifft. Man sagt, dass die mächtigsten unter ihnen einem die Seele aussaugen können, sodass nur noch ein leerer, aber funktionsfähiger Körper ohne Persönlichkeit, Erfahrungen und Gefühle übrigbleibt."
In mir drehte sich alles als ich ängstlich stammelte „Und...sowas...so ein Sargil...ein Seelenfresser...der lebt jetzt in mir?"
Darwin blickte mich lange an ehe er traurig die Augen nieder schlug „Nein. Ich fürchte du hast mich missverstanden. Es ist nichts was in dir lebt, Babe. Du bist es. Du bist ein Sargil." Ich sprang auf und ließ seine Hände los, als hätte ich mich an ihm verbrannt „Nein. Nein das stimmt nicht. Du irrst dich. So bin ich nicht. Das bin ich nicht.
Sie ist so. Nicht ich."

Hilfesuchend wand ich mich Bucky zu, doch als ich in seinen eisblauen Augen sah, sah ich die Erkenntnis in ihm. Er glaubte was Darwin über mich gesagt hatte. Er hielt mich für das Monster, das Darwin beschrieben hatte. Schnell lief ich zu ihm und schlang meine Hände um seinen Hals „Nein James. Glaub ihm mich. Du kennst mich. So bin ich nicht. Es ist dieses Ding in mir. Sie ist der Sargil." Bucky strich mir sanft über die Wange. Sein Blick lag auf mir und steckte so voller Liebe dass ich mich automatisch entspannt und mich an seine Hand schmiegte „Du weißt das er recht hat, Kleines. Denk darüber nach, es passt perfekt zu dem was du in der Lage bist zu tun. Auf dem Einsatz hast du die Menschen mit ihrem eigenen Schmerz und Hass getötet. An dem Tag im Trainingsraum hast du mich glauben lassen, meine Hand stände in Flammen. Du kannst all diese Dinge, Du oder Sie - es macht keinen Unterschied. Ihr seit eins."
Tränen liefen mir die Wange runter, als seine Worte zu mir durchdrangen. Kraftlos ließ ich mich gegen seine breite Brust fallen und weinte stumme Tränen, während er mich einfach festhielt.
„Ich habe keine Angst vor dir. Du wirst mir nichts tun, dass weiß ich." flüsterte er mir zu und küsste mein Haar. „Es ändert nichts, Kleines.
Nicht für mich. Nicht für uns"

The RebellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt