Kapitel 20

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Während des 20 minütlichen Fluges brachte uns mein Vater auf den neusten Stand „Das Militär hat uns angefordert. Eine Gruppe Söldner versucht in ein geheimes Labor der US Regierung einzudringen, sie sind schwer bewaffnete und verfügen über erstaunliche Technologie. Wir sollen eingreifen, bevor es den Söldner gelingt, ins Innere des Labors vorzudringen" 
Interessiert hob ich eine Augenbraue „Was befindet sich im Inneren dieses geheimen Labors Dad?"
Sein Blick flog zu mir und ich spürte die Verärgerung in ihm „Das tut nichts zur Sache, Kendall."
Natürlich nicht. Wir waren nicht mehr als Waffen für die Regierung. Hauptsache wir gehorchten und machten die Drecksarbeit. Je weniger wir wussten, desto besser.
„Natascha lässt uns jetzt hier runter. Wir schalten die Angreifer aus und übergeben sie an das Militär. Alles klar soweit?" fragte mein Vater und alle nickten. Dann blickte er mich an und sagte „Ich will das du dich im Hintergrund hälst, Kenny. Du bist heute erstmal nur ein stiller Beobachter" Wutentbrannt sprang ich auf „Ist das dein Ernst? Ich darf nicht kämpfen? Warum bin ich dann überhaupt hier?" Die Anderen beobachten uns interessiert als mein Vater sagte „Um zu lernen, Kenny."
Ich wollte gerade etwas erwidern als ich einen Hand auf meiner Schulter spürte „Lass es gut sein, Kendall. Du wirst noch genug Kämpfe bestreiten können." Wandas ruhige Stimme zeigte Wirkung. Ich schluckte meinen Stolz hinunter und setzte mich wieder hin.

Natascha landete den Jet und wir liefen raus. Kaum waren wir aus dem Jet waren wir auch schon mitten im Geschehen. Es war unfassbar laut und chaotisch. Die Söldner lieferten sich bereits erbittert Kämpfe mit der Handvoll Soldaten, die wohl abgestellt worden waren, um diese geheime Labor der US Regierung zu beschützen. Ich brauchte keine militärische Ausbildung um zu erkennen, dass sie den Angreifern hoffnungslos unterlegen waren. Es war ein Himmelfahrtskommando. Sie hatten nicht den Hauch einer Chance.
„Wanda und Steve, ihr kommt mit mir rein. Wir unterstützen die tapferen Soldaten" brüllte mein Vater gerade über den Lärm der Geschoss „Barnes, du bleibst mit ihr hier. Kümmere dich um die Nachhut und gib uns Bescheid, wenn sie Verstärkung holen. Und, ich kann kaum fassen das ich das ausgerechnet dir sagen, aber bitte hab ein Auge auf meine Tochter" Bucky behielt sein Pokerface, auch wenn ich spürte wie sehr es ihn amüsiert, sagte er ruhig „Ich lasse sie nicht aus dem Auge." Mein Vater nickte, dann griff er Wanda und flog mit ihr in die Luft, der Captian rannte ebenfalls los und sprang einfach über die erste Reihe der Söldner. Innerhalb von Sekunden waren sie hinter den feindlichen Linien verschwunden. Hin und wieder sah ich Steves Schild durch die Luft fliegen oder den typischen roten Rauch von Wandas Magie. Sie war wirklich gut.
Sie alle waren es.

„Bleib hier und stell nichts an Ja?" sagte Bucky zu mir und entsicherte seine Waffe. „Ist das dein Ernst? Ich kann dir helfen! Das weißt du genau" Er kam nah an mein Gesicht und knurrte „Dein Vater tötet mich, wenn dir was passiert. Außerdem kann ich mich nicht konzentrieren, wenn du ihn Gefahr bist. Also bitte. Tu einmal was man dir sagt." und damit rannte er weg, mitten hinein in die Söldner.
Ich beobachtete ihn. Bisher hatte ich ihn noch nicht im Einsatz gesehen, ich kannte nur Geschichten über ihn. Geschichten über den Wintersoldier. Sein alter Ego, dass er angeblich abgelegt hatte. Doch ich hatte ihn gespürt, als ich in seinem Kopf war. Bucky konnte sich einreden was immer er wollte. Der Wintersoldier war noch immer in ihm. Und wenn ich ihn so beim Kampf zusah, dann sah ich ihn. Den eiskalten Killer. Das von Menschen gemachte Monster, das er versuchte vor der Welt zu verstecken.
Es war beeindruckend. Er tötete ohne Zögern, ohne Reue. Unbewusst spürte ich seine Gefühle nach und sie flossen über mich wie einen warme rote Welle. Diese Mordlust, der Gewaltexzess... das alles war wie der süßeste Honig für mich. Etwas in mir gierte nach mehr. Es nährte sich an Buckys Brutalität und Kälte. Und ich ließ es. Ich konnte spüren wie es mich stärkte. Ich schloss die Augen und ließ es zu. Es war der perfekte Rausch.

Doch plötzlich änderte sich etwas in Bucky. Es wurde kalt und düster. Ich schlug die Augen auf und da sah ich es. Die Söldner hatten unerwartet Unterstützung bekommen. Zwei große Lastwagen standen plötzlich im Schutz einer Lagerhalle und aus ihnen strömten unzählige Söldner. Sie rannten mit ihren Gewehren im Anschlag auf ihn zu. Und er war ganz alleine. Die anderen waren irgendwo im Inneren des Labors, ich sah Sie nirgends. Panik erfasste mich. Supersoldat hin oder her - das konnte er nicht alleine schaffen.
Und er musste es auch nicht.
Er hatte mich.
Ohne weiter über die Folgen meines Handelns nachzudenken hob ich die Arme und schickte das los, was in mir ruhte. Es schoss nahezu synchron in alle Köpfe der Söldner und sammelte ihre Emotionen wie ein Magnet. Es holte sich ihre Angst, ihren Hass und ihre Wut. Es floss alles in mich und kurz dachte ich, dass es zu viel wäre. Ich dachte ich schaffe es nicht. Doch dann hörte ich Bucky schreien. Er war getroffen worden. Er litt.
Es war wie der letzte Tropfen den ich gebraucht hatte. Mit einem markerschütternden Schrei ließ ich die gesammelten Emotionen der Söldner auf sie zurück. Ich schloss sie mental in ihren Köpfen mit ihrer Angst, ihrem Hass und ihrer Wut ein. Sie schrien und schrien. Es war wie Musik für mich. Ich trank von ihren Qualen und sie waren fast so süß wie das, was ich von Bucky erhalten hatte.
Nach wenigen Minuten hörte ich die ersten Knochen brechen und dann immer mehr. Es war als würden die Emotionen die Söldner von innen heraus zerquetschen.
Und dann war es auf einmal still.
Totenstill.
„Was hast du getan, Kleines?"

The RebellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt