Kapitel 40

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In dieser Nacht schlief ich kaum. Die ganze Zeit saß ich neben Bucky im Bett und blickte ihm an. Er war immer noch blass, doch langsam beruhigte sich seine Atmung. Er hatte recht, er war stark. Er würde sich von meinem Angriff erholen. Immerhin war er kein normaler Mensch. In ein paar Tagen wäre das alles nur noch eine böse Erinnerung nicht mehr. Bucky würde darüber hinweg kommen, das wusste ich. Schließlich hatte er es selbst gesagt:
Er liebt mich.
Doch auch wenn er das Ganze ziemlich locker nahm, drehte ich fast durch. Meine Gedanke rasten, immer und immer wieder hörte ich nur den einen Satz, den mir mein Gewissen laut zu zubrüllen schien:
Fast hättest ich ihn getötet.

Als die Sonne durch die Fenster von Buckys Zimmer schien, gab ich den Versuch, heute noch Schlaf zu finden endgültig auf und schwang die Beine aus dem Bett. Ohne eine ausgiebige und vor allem heißen Dusche würde ich den Tag unmöglich überstehen. Auf den Weg zum Bad fiel mein Blick auf mein Handy, dass ich gestern Nacht auf dem Sofa hatte liegen lassen. Es leuchtete auf und zeigte eine neue Nachricht an.

Darwin: Guten Morgen Babe. Ruf mich an, sobald du wach bist. Es ist dringend, Ich hab mit Erik gesprochen...

Mit klopfendem Herzen schnappte ich mir das Handy und lief ins Badezimmer. Schnell verschloss ich die Tür und drehte die Dusche auf. Erst dann wählte ich Darwins Nummer. Ich wollte nicht, dass Bucky mitbekommt, dass ich ausgerechnet ihn um Hilfe gebeten hatte. Auch wenn es nichts bedeutete, würde Bucky es nicht verstehen.
Das Handy klingelte gerade mal ein einziges Mal als Darwin bereits abnahm „Guten Morgen, Babe, hast du von mir geträumt?" Genervt verdrehte ich die Augen, auch wenn er das natürlich nicht sehen konnte „Lass bitte die Spielchen, Dar. Ich habe letzte Nacht kein Auge zugetan und bin dementsprechend dünnhäutig." Seine Stimme war weich und rau zugleich - die perfekte Verführung, das war schon immer seine Stärke gewesen „So sehr geplagt von den Schuldgefühlen wegen des Soldaten?" Meine Hand fuhr über mein Gesicht während ich müde ausatmete „Du hast ja keine Ahnung..." Er klang plötzlich ehrlich verwundert „Diese weiche Seite kenne ich an dir gar nicht. Es war mir nicht klar, dass so eine Verletzlichkeit in dir ruht. Bei mir, mit mir warst du nie so...so schwach. Du warst stark, wild und unberechenbar - aber nie schwach."
Seine Worte trafen mich mehr als sie sollten. Sofort ging ich zur Verteidigung über „Ich bin nicht schwach. Du verwechselst da was. Ich liebe ihn. Deswegen leide ich so. Ich hätte fast den Mann getötet den ich liebe! Ich bin immer noch ein Mensch Dar! Wie sollte mich das Wissen darum, das ich ihn getötet hätte, wenn er mich nicht in letzter Sekunde gestoppt hätte, nicht an mir und allem zweifeln lassen?" Es folgte ein langes schweigen am anderen Ende der Leitung bis er irgendwann sagte „Ist das wahr? Du liebst ihn?"
„Ja das tue ich. Ich liebe ihn wirklich, Dar." kurz schloss ich die Augen. So wie ich für Bucky empfand, hatte ich noch nie für jemanden empfunden. Nicht mal für Darwin. Doch das wollte ich ihm nicht aus Brot schmieren. Ich wusste das ihn mein Geständnis schon genug leiden ließ, auch wenn er das niemals zugeben würde. Dafür war er viel zu stolz. Und weil ich das wusste, warf ich ihm einen Anker hin, um einer Antwort auf meine Liebesbekundung zu umgehen „Können wir jetzt bitte aufhören über Bucky und mich zu reden und zum eigentlich Grund meines Anrufes kommen? Was hat Erik gesagt?"
Dankbar nahm er an und begann sofort in einem geschäftsmäßigeren Tonfall zu sprechen „Ich will ehrlich mit dir sein. Erik war alles andere als begeistert. Er hatte nicht erwartet, dass dir so schnell die Kontrolle entgleitet. Erik hält so viel von dir, das weißt du. Du kennst seinen Anforderungen an dich und die Rolle, die du in seinem Plan spielen solltest. Doch durch deinen erneuten Ausbruch gerät alles ins Wanken. Er hat dich für stärker gehalten" Autsch. Der Seitenhieb schmerzte unfassbar. In den letzten Jahren war Erik sowas wie eine Vaterfigur für mich geworden. Ich wollte, dass er stolz auf mich war, nicht das er enttäuscht war.
„Es tut mir leid, das ich ihn enttäuscht habe. Bitte sag ihm das. Hat er gesagt, wie es weiter geht? Was soll ich jetzt tun?" Meine Stimme klang dünn und verletzlich wie die eines kleinen Mädchens und ich hasste mich selbst dafür.
„Erik sagt, wir müssen den Plan beschleunigen. Es gibt keine Zeit mehr, die Avengers langsam zu untergraben. Du musst so schnell es geht daraus und nach Hause kommen, wo wir dir helfen können, dich zu kontrollieren. Jeden Tag den du dort bleibst ist ein Risiko für die gesamte Operation. Du musst noch heute mit den Mutanten im Team der Avengers sprechen" Nervös fragte ich „Noch heute?" Darwin klang entschlossen „Ja Babe, noch heute. Trommel sie zusammen und sag ihnen was wir vorhaben. Wer dich begleiten will soll sich bereit halten. Wir werden dich und alle die sich uns anschließen gegen Ende abholen kommen und der Rest... naja du weißt was mit dem Rest passiert, nicht wahr?"
Ich schluckte. Oh ja, das wusste ich nur zu gut. Ich kannte Eriks Philosophie in und auswendig:
Wer nicht für uns war, der war gegen uns.
Und Erik und die Bruderschaft der Mutanten waren nicht gerade zimperlich mit ihren Feinden.
Wenn sie sich uns in den Weg stellen würden, dann würde es Krieg geben.
Ich konnte nur hoffen, dass alle die mir wichtig waren am Ende auf der richtigen Seite stehen würden.

The RebellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt