Kapitel 60

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Kendall

Ohne jegliches Gefühl von Reue oder Mitleid sah ich dabei zu, wie Raven die Granate auf die Mauer des Gebäudes warf, indem sich nach unsern Informationen etwa 60 Menschen befanden. Viele von ihnen würden heute sterben, die meistens wahrscheinlich sogar durch meine eigene Hand, doch das war mir egal.
Ich empfand nichts.
In mir war nur Dunkelheit und ein unstillbarer Hunger. Ich stand einfach da und sah dabei zu, wie die Granate ein riesiges Loch in die Mauer riss.
„Los jetzt, geht rein und holt das, wofür wir hier sind." befahl Darwin den beiden jungen Mutanten die uns begleitet hatten. Ich hatte mir nicht die Mühe gemacht mir ihre Namen zu merken. Sie waren bloß Handlanger. Und sie waren mir egal. So wie alles andere auch.
Gelangweilt drehte ich mich zu Darwin „Warum schickst du diese Idioten darein und nicht mich? Mir ist langweilig." Darwins Mund verzog sich zu einem bösen Lächeln „Ich schicke sie, weil ich dich hier draußen brauche. Dir wird gleich nicht mehr langweilig sein, Babe." Er legte die Hand um meine Taille und zog mich an sich.
Sein Atem steifte meinen Hals als er mir zuflüsterte „Da kommen sie. Knapp 50 perfekt ausgebildet und schwer bewaffnete Männer. Sie gehören alle dir. Tob dich aus" er platzierte einen schnellen Kuss unterhalb meines Ohres ehe er mich los ließ. Ich trat ein paar Schritte vor und nahm die Männer ins Visier. Ich öffnete meine Sinne und spürte ihre Emotionen. Da war so viel Wut, Mordlust und Aggression in ihnen aber auch Verwunderung. Sie fragten sich, warum ich ganz alleine auf sie zu lief. Sie sahen lediglich eine junge, unbewaffnet Frau.
Sie sahen nicht was unter der Fassade schlummerten. Sie unterschätzen mich.
In wenigen Augenblicken würden sie ihren Fehler erkennen. Doch dann war es zu spät.

Die Wachmänner teilten sich auf, eine kleine Vorhut aus etwa 15 Mann rannte auf mich zu, die Waffen im Anschlag. Sie waren bereit mich zu töten, doch sie würden keine Gelegenheit dazu bekommen, denn ich war schneller. Und tödlicher.
Blitzschnell drang ich in ihre Köpfe ein. Keine 3 Sekunden später hörte man sie schreien und um ihr Leben flehen. Ich ließ sie glauben das sie stranguliert werden und sah emotionslos dabei zu, wie einer nach dem anderen tatsächlich erstickte und umfiel. Ich empfand nichts als ich über ihre Leichen stieg um zu ihren Kollegen zu gelangen, die beim Anblick ihrer strebenden Freunde den Rückzug angetreten hatten. Feiglinge.
Ich glitt in die Köpfe von zwei Männern, die mir am nächsten waren und befahl ihnen zu mir zu kommen. Wie Zombies kamen sie ohne jeglichen Widerstand auf mich zu. „Kniet nieder" befahl ich und sie gehorchten. Es war so einfach.
Ich legte meine Hände auf ihre Köpfe und schloss die Augen. Der Hunger in mit brannte wie Feuer und schien mich innerlich zu verzehren. Es war jetzt fast zwei Wochen her das ich mich genährt hatte. Ich brauchte Nachschub und zwar dringend. Meine Gabe glitt in das Innere der Wachmänner wie in weiche Butter. Keinerlei Widerstand. Sie hießen mich willkommen wie einen alten Freund. Gierig machte ich mich über das Buffet ihrer Emotionen und Erinnerungen her. Ich stopfte all die Wut und Angst in mich wie eine Verhungernde, doch es schien nicht genug zu sein. Ich brauchte mehr. Gerade als ich tiefer in das Bewusstsein der beiden Wachmänner eindringen wollte hörte ich Darwins Stimme „Was tust du da Babe?" Er hatte noch nie gesehen wie ich mich an jemanden nährte und verstand offensichtlich nicht, warum ich mich so lange mit diesen beiden Wachmänner aufhielt.
„Konzentrier dich! Da kommen noch mehr, kümmere dich um sie. Sofort" Genervt ließ ich von den beiden Wachmänner ab und hob den Kopf. Vor mir standen etwa 30 weitere Wachmänner und hielten ihre Waffen hoch. Sie schienen wirklich zu glauben, dass sie eine Chance gegen mich hätten. Fast taten mir sie leid, aber nur fast.
Zeitgleich verband ich mich mit ihnen allen. Normalerweise war das ein zu großer Kraftaufwand für mich, doch da ich mich gerade erst genährt hatte gelang es mir mühelos. Ich pflanzte ihnen alle das gleiche Bild ein. Ich neigte den Kopf ein Stück zur Seite und lächelte als ich das Knacken von 30 Genicken hörte. Durch meine bestehend Verbindung zu ihnen fühlte ich ihren Schmerz und ihre Todesangst bitter auf meiner Zunge. Doch ich genoss den Geschmack. Er beflügelte mich zusätzlich und ein völlig unmenschlich klingendes Lachen kroch meine Kehle hinauf. Es ergoss sich über die plötzliche Stille des Innenhofes wie ein kühler Regen. Mystique Stimme erklang hinter mir, sie klang aufgebracht und...ängstlich „Shit Darwin was haben Magneto und Phoenix bloß angerichtet? Ich habe ihnen gleich gesagt, dass das zu weit geht, wir hätten eine andern weg finden müssen, um sie zurück ins Team zu holen. Es war ein Fehler ihr jegliche Gefühl zu nehmen, um sie gefügig zu machen. Ohne ihre Gefühle hat sie nichts mehr was sie dem Monster in ihr entgehen zu setzen hat. Der Sargil kontrolliert jetzt alles. Mit jedem Mal wird die K die wie kennen und lieben ein wenig mehr verschwinden, bis nur noch dieses Ding übrig bleibt. Guck sie dir doch an. Sie verliert den Verstand."
Ich drehte mich langsam zu ihr um, noch immer mit einem Lächeln auf den Lippen „Was ist los, Mystique? Mache ich dir etwa Angst? Fürchtest du dich vor dem Monster in mir? Tja, du wirst dich dran gewöhnen müssen. Ich habe keine Lust mehr zu verbergen was ich bin. Mein Vater hielt mich für ein missglücktes Projekt, er sagte mir oft genug das nichts gutes in mir wäre. Meine Mama meinte, dass ich es von ihm habe, das es in meinen Genen liegt. Und ihr denkt, dass ich daran kaputt gehe, dass ich wahnsinnig werde. Aber ist es nicht das wir wolltest? Ihr wolltet die emotionslose todbringende Version von mir. Jetzt habt ihr sie" Ich breitete die Arme aus und drehte mich vor ihnen, damit sie bewundern konnten was sie kreiert hatten. „Es ist nicht mein Problem wenn es euch plötzlich nicht gefällt, was ihr erschaffen habt. Dank Phoenix empfinde ich nichts mehr. Weder Schuld noch Mitleid. Und es ist herrlich. Befreiend. Ihr solltest es auch mal probieren." Meine Stimme klang verführerisch und leicht. Ich war endlich frei von allem.
Alles was ich noch hatte war purer Instinkt. Und dieser erinnerte mich an etwas. „Wenn ihr mich entschuldigt, ich muss da noch was zu Ende bringen" Schnell drehte ich mich zu den beiden Wachmänner um die noch immer in Matsch vor mir knieten. Solange ich ihnen nicht befahl aufzustehen konnten sie nichts anders tun als das. Ich legte meine Hände erneut auf ihre Köpfe und machte da weiter wo ich unterbrochen worden war. Gierig zog ich ihre Emotionen in mich auf. Mein Blut rauschten laut in meinen eignen Ohren. Sie schmeckten so satt und süß. Ich bekam nicht genug. Ich wollte nicht aufhören. Und ich tat es auch nicht. Diesmal nicht. Ich nahm und nahm. Ich nahm ihnen alles was sie waren. Als nichts mehr übrig war als ihre fleischliche Hülle hob ich die Hände von ihren Köpfen und sie fielen einfach um. Sie waren im wahrsten Sinne des Wortes leer. Es war nichts mehr da. Ich hatte es ihnen genommen - und ich empfand dabei absolut gar nichts.

„Wir haben was wir gesucht haben" Es war einer der beiden Handlanger die Darwin in das Gebäude geschickt hatte. Er hielt eine kleine Kiste in der Hand und rannte zusammen mit den andern Mutanten auf Mystique zu, die schon beim Helikopter stand.
Darwin kam zu mir und legte seine Hand um meine Hüfte „Die Party ist vorbei, Babe. Zeit nach Hause zu gehen" Gerade als ich mich von den beiden Wachmänner abwand und ihm folgen wollte, hörte ich jemanden meinen Namen rufen.
„KENDALL"
Diese Stimme... so rau und dunkel.
So voller Sehnsucht und Schmerz.
Ich kannte diese Stimme, doch es schien als würde ich sie aus einem anderen Leben kennen.
Ein Leben das man mir genommen hatte.

The RebellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt