Kapitel 82

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Kendall

„Wir erreichen unser Ziel in etwa 5 Minuten"
Nataschas Stimme klang über die Headsets zu uns, während der Jet bereist an Höhe verlor. Eingepfercht zwischen Bucky und Peter saß ich auf der Sitzbank im hinteren Teil und versuchte meine aufkommenden Nervosität im Zaum zu halten. Auch wenn wir alles besprochen hatten, gab es soviel Dinge die schief gehen konnten. Es gab zu viele Ungewissheiten in unserem Plan. Zu viele Risiken. Angefangen dabei, dass die beiden Männer neben mir nach wie vor darauf bestanden mich zu begleiten. Darwin hatte ausdrücklich gesagt, dass ich alleine kommen soll. Es würde ihm noch gefallen, dass ich Verstärkung dabei hatte. Ganz und gar nicht.

Natascha landete den Jet etwa 2 Kilometer vom Anwesen der Bruderschaft entfernt auf einer der Lichtungen des umliegenden Waldes. Den Rest mussten wir wohl oder übel zu Fuß gehen. Das Risiko war zu groß, dass jemand den Jet sonst entdeckte. Wir erhoben uns von der Sitzbank und traten hinaus in die dunklen Wälder. Obwohl die Sonne hoch am Himmel stand, war es hier fast dunkel. Die Blätter der Bäume waren so dicht, dass kaum Sonnenlicht hindurch fiel. Die ersten Meter legten wir schweigend zurück ehe ich das Wort ergriff „Darwin wird nicht begeistert sein, dass ihr mich begleite. Besonders nicht, dass du an meiner Seite bist James" Sofort warf er mir einen finsteren Blick zu „Es gibt wenig auf dieser Welt was mir so egal ist wie das Empfinden dieses Bastards" knurrte er. Genervt verdrehte ich die Augen. „Wenn er sich hintergangen fühlt, wird er gefährlich. Ich will nicht das einem von euch etwas zustößt. Das würde ich mir nie verzeihen." Ich griff sowohl nach Buckys Hand als auch nach Peters und drückte sie kurz. „Deshalb habe ich eine Entscheidung getroffen." Ich ließ ihre Hände los. Mein Blick lag starr auf die Bäume vor uns gerichtet, als ich mich innerlich auf den Zorn vorbereiten, der mich gleich treffen würde, sobald ich sie in meine Entscheidung einweihen würde „Ich gehe alleine rein"

Wie aus einem Mund kam ihre Antwort „NEIN!" was mir ein leises Lächeln entlockte. Sie waren so unterschiedlich wie man nur sein konnte und doch waren sie sich ähnlicher, als sie je zugeben würden. „Mein Entschluss steht fest. Peter wird am Tor des Anwesens warten während ich rein gehe. Ich halte eine Verbindung zu ihm, sodass ich ihn jederzeit rufen kann, wenn es brenzlig wird"
Wütend funkelte Bucky mich an „Und was ist mit mir? Wo soll ich deiner Meinung untätig warten, während du dich in die Hölle des Löwens begibst?" Meinen Hand griff wieder nach seiner „Wer hat gesagt, dass du untätig warten sollst? Du hast mir nicht zugehört James. Ich gehe alleine rein. Das heißt aber nicht, dass außer mir sonst niemand rein geht." Seine eben noch verhärten Lippen verzogen sich zu einem Lächeln „Sprich weiter Kleines" und das tat ich „Du wirst einen anderen Eingang nehmen. Niemand wird dich bemerken, niemand wird wissen das du da bist. Niemand außer mir. Und wenn die Dinge außer Kontrolle geraten, dann kommst du ins Spiel. Aber du wirst eventuell jemand sein müssen, von dem du gerne behauptest er wäre nicht mehr da. Aber das ist er James. Wir wissen es beide. Ruf ihn, wenn es notwendig wird. Für mich"

Bucky sagte nichts und nickte nur stumm. Ich verlange viel von ihm, doch es war unumgänglich.
Dort drinnen erwarten uns eine Armee von Mutanten und wir wussten nicht, wie sie auf meine Heimkehr reagieren würden. Sollte es zum Äußersten kommen, dann brauchte ich einen eiskalten Soldaten an meiner Seite. Wenn es zum Kampf kommen würde, würde er den Winter Soldier wecken. Und er würde es für mich tun. Er würde alles für mich tun, genauso wie ich alles für ihn tun würde. Ich würde ihn schützen mit allem was ich hatte. Ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken, als mir klar wurde, dass das auch bedeuten würden, dass ich wohl möglich wieder zu etwas werden müssten, dass ich in den letzten Wochen mühsam in mein Inneres zurück gedrängt hatte. Ich hatte kaum etwas meiner Macht benutzt, seit Bucky die mentale Mauer in meinem Inneren zum Einsturz gebracht hatte. Ich hatte keine Ahnung wie Sie reagieren würde, wenn ich sie um Hilfe bat.
Würde sie kommen?
Und viel wichtiger war noch:
Würde Sie sich nach getaner Arbeit ohne Widerstand wieder in die zweite Reihe zurück drängen lassen?

Den Rest des Weges verbrachten wir schweigend. Jeder von uns schien seinen Gedanken nach zuhängen. Es stand viel auf Spiel, das galt für uns alle. Als das Anwesen in Sichtweite kam blieben wir stehen und ich erklärte Bucky kurz, wie er ungesehen in das Gebäude kommt. Er hörte bloß zu und nickte knapp. Hier und jetzt war er ganz Soldat. Er befolgte blind Befehle, ganz so wie er es sein Leben lang getan hatte. Als er wusste was er zu tun hatte, zog er mich an sich „Mach keine Dummheiten Kleines. Spiel nicht du Heldin, wenn es hart auf hart kommt, versprochen?" Seine eisblauen Augen brannten sich förmlich in meine als ich stumm nickte „Ich liebe dich James" meine Stimme klang plötzlich schwer. Irgendwie fühlte sich das hier wie ein Abschied ab. Bucky schien es auch zu spüren. Er legte seine Stirn an meine und flüstere „Wir sehen uns in unserer Hütte"

Als ich die Augen wieder öffnete war er bereit zwischen den dichten Bäumen verschwunden.

Bis zum Tor waren es keine 100 Meter mehr. Peter lief schweigend neben mir her, doch ich spürte seinen Blick unablässig auf mir „Spuck es schon aus, Spiderboy" fauchte ich ihn an und er zuckte zusammen. „Es ist wegen Bucky. So habe ich ihn noch nie erlebt...so sanft und liebevoll. Es ist fast unheimlich, wie anders er mit dir ist. Er liebt dich wirklich Kenny" Mein Herz schwoll bei seinen Worten an. „Ich liebe ihn auch. Mehr als du dir vorstellen kannst."

The RebellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt