Kapitel 93

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Kendall

Meine Arme schmerzen in Phoenix' eisernem Griff doch dieser Schmerz war nichts im Vergleich zu dem Schmerz der in meinem Innere tobte und mich fast lähmte. Zu sehen wie mein Vater in Handschellen und mit einer Waffe an seinem Kopf am Boden kniete war schon schlimm, doch zusehen, wie mein stolzer und unbeugsamer Soldat in der selben Position verharren musste zerbrach mir das Herz.
Er hatte sich meinetwegen gefangen nehmen lassen.
Weil ich zu schwach war.
Weil ich Phoenix nicht habe kommen sehen.
Weil ich ohne meine Fähigkeiten nutzlos war.
Es war meine Schuld.
Das alles hier war bloß meine Schuld.
Ohne mich wäre weder mein Vater noch Bucky hier.

Darwin schritt zwischen uns auf und ab. Nein er schritt nicht, er stolzierte. Er genoss seinen Triumph über uns in vollen Zügen. Unvermittelt blieb er vor mir stehen und legte seine langen Finger um mein Kinn „Wollen wir weiter spielen Babe?" säuseltet er und alles in mir verspannte sich. Allein seine Haut auf meiner zu spüren, war zu viel für mich.
„Machst du diesmal freiwillig mit?" seine Hand glitt von meinen Kinn meinen Hals hinab „oder muss ich Jason dazu holen, damit er dich festhält? Er wartet nur auf eine Gelegenheit deiner zarten Haut ein paar weitere Narbe hinzufügen. Normalerweise würde ich ihn davon abhalten. Immerhin gehörst du mir. Aber du warst heute enorm ungehorsam und du hast fast 10 meiner treusten Gefolgsleute getötet. Ich denke eine Bestrafung wäre mehr als angemessen oder was meinst du?"
„Nimm deine dreckigen Finger von ihr! Wie armselig muss man sein sich an einer wehrlosen Frau zu vergehen? Hast du nicht genug Eier um es mit jemand aufzunehmen, der dir körperlich ebenbürtig ist? Kannst du nichts weiter als Psycho- Spielchen spielen und kleine Mädchen verprügelen? Kein Wunder das sie dich wieder und wieder verlassen hat. Eine Frau wie Kendall braucht mehr als so eine jämmerliche Witzfigur wie dich"
Bucky hatte es geschafft sich aufzurichten und starrte Darwin hasserfüllt an, doch dieser hatte noch immer ein Lächeln auf den Lippen als er erwiderte „Große Worte für einen Mann in Fesseln... Willst du, dass ich dich anstelle von ihr verletze?"
Ich wollte widersprechen, doch Bucky war schneller „Mach alles mit mir was die willst, aber berühre sie nicht mehr" plötzlich klang Buckys Stimme brüchig. Er ertrug es nicht, dass Darwin mich wieder berührte, es zerbrach ihn innerlich.
Und Darwin wusste das.
Und er genoss es.

Das hier war genau sein Ding. Er genoss es mit den Gefühlen anderer zu spielen. Ich wusste es, denn ich war mal genauso. Wir beide hatten diese Spiele geliebt, mehr als uns selbst. Und es hatte uns zerstört. Langsam aber sicher hatte es alles zerstört und uns schlussendlich zu diesem Punkt hier gebracht. Und mit einer plötzlichen Gewissheit wusste ich, dass das hier das Finale dessen war, was Darwin und ich vor fast zwei Jahren begonnen hatten. Heute würde sich entscheiden, wer wen mehr verletzten konnte.
Wer grausamer war.
Wer skrupelloser war.
Wer sterben würde.

„Alles hm? Pass auf was du da sagst, Barnes. Du bringst mich nur auf dumme Ideen mit solchen Aussagen" Darwins Hand verschwand von meinem Hals. Er beugte sich vor und drückte seine Lippen auf meine. Ein unmenschliches Brüllen erklang, das nur von Bucky kommen konnte. Dann hörte ich einen dumpfen Schlag und ein ersticktes Stöhnen. Jemand musste Bucky geschalten haben. Jason?!
Ich versuchte vor Darwin und seinen erzwungenen Kuss zurück zu weichen, doch ich stieß bloß mit dem Rücken gegen Phoenix, die mich immer noch festhielt. Darwin presste sich gegen uns, seine körperliche Präsenz und das Gefühl seiner Lippen auf meiner ließ mich erstarren.
Ich hasste es wie schwach ich ohne Sie war.
Wäre sie noch ein Teil von mir wäre Darwin schon längst tot, genau wie all die anderen.
Bitte komm zurück rief ich in die Leere in meinem Inneren doch ich bekam keine Antwort.
Sie war weg.

„Ich bin gleich wieder bei dir meine Schöne." flüsterte er und strich mir eine der blutverklebten Strähnen hinters Ohr. „Fahr zur Hölle Dar" fauchte ich, doch er lächelte wieder nur. Mit dem Rücken zu mir ging er zu Bucky, den Jason mittlerweile wieder auf die Knie gezwungen hatte. Darwin trat vor ihn und dann begann eine neue Runde meines grauenhaften Martyriums. Und dieses schmerzte mich mehr, als alles was Darwin mir hätte antun können.

Phoenix schubste mich vor und griff grob in mein Haar. Sie fixierte meinen Kopf, neigte sich von hinten über meine Schulter und flüsterte „Sieh hin. Wag es nicht die Augen zu zumachen oder den Kopf abzuwenden, so machst du es nur schlimmer für ihn. Er wird ihn für deinen Ungehorsam bestrafen."
Ich glaubte ihr jedes Wort. Sie hatte keinen Grund zu lügen.
Also sah ich hin.
Ich sah jeden Schlag.
Jeden Tritt.
Ich sah das Blut.
Und es zerstörte mich.

„Hör auf" kreischte ich verzweifelt, doch Darwin lachte nur und schlug noch härter zu. Bucky fiel zur Seite und schlug hart auf dem Boden auf. Sofort war Jason da, packte ihn und zwang ihn wieder auf die Knie, wo er den nächsten Schlag von Darwin einstecken musste. Und dann noch einen. Und noch einen. Es zerbrach mein Herz, zu sehen wie Bucky all das ertrug. Meinetwegen.
Darwin packte Buckys Kopf mit seinen Händen und rammte ihm mit voller Wucht sein Knie ins Gesicht. Ich hörte das Knacken von Buckys Nase, ehe er erneut zu Boden fiel und diesmal regungslos liegen blieb.

„Du bringst ihn noch um!" schrie ich und versuchte mich aus Phoenix' Griff zu befreien, um zu ihm zu laufen und zu prüfen, ob er das nicht vielleicht schon getan hatte. Darwin zog ein weißes Tuch aus seiner Hosentasche und wischte sich Buckys Blut von den Händen, ehe er sich zu mir umdrehte. „Wäre das denn wirklich so schlimm, wenn er stirbt? Würde es dein kleines Herz zerbrechen?" sagte er kalt und blickte zu dem immer noch am Boden liegenden Bucky. „Hilf ihm hoch. Kendall hat mich gerade auf eine Idee gebracht." sagte er zu Jason, der sofort gehorchte. Mehrere Male sackte Bucky einfach wieder in sich zusammen, ehe er es schaffte auf den Beinen zu bleiben. Darwin kam zu mir, er legte den Arm um meine Schultern, so als wären wir Verbündete, dann begann er zu sprechen und jedes seiner Worte würde sich für immer in mein Gedächtnis einbrennen. Es würde mich für den Rest meines Lebens in meinen Träumen heimsuchen.

„Lass uns offen reden, Babe. Hier wird heute noch jemand sterben, dass wissen wir beide. Ihr habt euch mir widersetzt. Ihr habt viele meine treuen Gefolgsleute getötet. Ihr habt mich provoziert. DU hast mich provoziert. Du hättest bloß gehorchen müssen, einmal hättest du einfach nur tun müssen was ich von dir verlange und das alles hier wäre nie passiert. Das Blut aller hier klebt an deinen Händen. Sein Blut klebt an deinen Händen. Du bist für all das hier verantwortlich, nicht ich. Du bist es Kendall. Und weil das so ist, überlasse ich dir auch die letzte Entscheidung des Tages. Es ist vielleicht die wichtigste überhaupt, zumindest aus deiner Position heraus betrachtet. Euer Angriff gegen mich muss bestraft werden. Ich will meine Rache. Ein Leben für das Leben meiner Gefolgschaft. Das ist nur fair findest du nicht?
Stark oder Barnes.
Einer wird für deine Revolution bezahlen.
Du entscheidest.
Dein Vater oder dein Lover?
Wer stirbt für deine Sünden?"

The RebellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt