Kapitel 68

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Mit Jackson im Schlepptau kam ich die Treppe wieder hoch. Howard und Lindsay schnappten panisch nach Luft, als sie ihren Sohn an meiner Seite sahen. „Was habt ihr mit ihm vor? Ihr könnt ihn uns nicht wegnehmen." schrie Lindsay. Ihre Stimme war so schrill, das ich das Gesicht verzog. Dennoch würdigte ich sie weder einer Antwort noch eines Blickes. Stattdessen sah ich zu Mystique die immer noch vor Howard stand „Können wir dann los?" fragte ich gelangweilt. Sie schüttelte den Kopf „Ich hab noch eine letzte Frage. Dieses ganze Projekt muss Millionen gekostet haben. Das hat unmöglich der Staat finanziert, nicht wahr? Verrat mir wer dahinter steckt, Howie? Wer ist euer Auftraggeber? Woher kommt das Geld für dieses irrsinnige Projekt?" Nervös leckte sich Howard über die Lippen „Stark Industries. Das Geld und der Auftrag kommen direkt von Tony Stark persönlich"

Meine Welt stand still.
Mein eigener Vater.
Natürlich.
Es sollte mich nicht überraschen, denn immerhin hatte er auch schon selbst versucht ein Mittel herzustellen um mich zu heilen. Doch ihm war es lediglich gelungen, meine Fähigkeiten zu blockieren. Diesmal schien er auf Nummer sicher gehen zu wollen. Dieser verfluchte Mistkerl.

Mein Körper bebte vor Zorn. Mystique legte ihre Hand auf meine Schulter „Es tut mir leid. Wirklich" sagte sie und es klang aufrichtig, doch ich schüttelte sie ab „Sind wir dann fertig hier?" als sie stumm nickte wand ich mich an Jackson, der bisher nur dagestanden und zugehört hatte. „Verabschiede dich von deiner Eltern Jackson" Unsicher sah er zu erst mich und dann seine Eltern an „Mein Leben war dank euch die Hölle. Ihr habt jeden einzelne Tag dazu gemacht, nur weil ihr nicht akzeptiert habt, dass ich anderes bin. Lebt wohl Mom und Dad." Die Worte waren nicht ganz über seine Lippen gekommen da neigte ich schon den Kopf und schickte meine Gabe los. Das laute knacken ihrer Genicke erfüllte die plötzliche Stille. Sie waren beide tot bevor ihre Körper zu Boden fielen.
„Verdammt K! War das wirklich nötig? Vor ihm?" sie nickte in Jacksons Richtung der fassungslos auf die leblosen Körper seiner Eltern blickte.
Ich jedoch zuckte nur mit den Schultern „Wir haben schon genug Zeit mit ihnen vergeudet. Außerdem wussten sie Zuviel. Sie mussten sterben, das weißt du genau. Also mach da jetzt kein Drama draußen. Er wird es schon verkraften.
Sie ihn dir an. Sieh dir an was sie mit ihm gemacht haben! All die Narben hat er von seinem Vater. Ich habe ihm einen Gefallen getan.
Eines Tages wird er es verstehen.
Er wird mir noch dankbar sein.
Glaub mir"

Eine gute Stunde später waren wir zurück im Anwesen der Bruderschaft. Auf dem Weg hinein fragte ich Jackson nach seinen Fähigkeiten. Er hatte die ganze Rückfahrt über kein Wort gesagt. Weder zu mir noch zu Mystique. Ich hatte seine Gefühle erspürt, um zu wissen was in ihm vorging. Mich hatte ein regelrechter Tsunami an Emotionen umschlossen. Da waren Trauer, Wut und Zorn, aber auch Erleichterung und Hoffnung. Er hasste sich dafür, dass ihm der Tod seiner Eltern nicht so nahe ging, wie er es sollte. Der Kampf in seinem Inneren war immer noch in vollem Gange doch er schien froh über die Ablenkung meiner Frage. „Ich bin ein Teleporter. Ich kann mich überall hinteleportieren. Eine sehr praktische Fähigkeit, wenn man nicht gerade in einem Glaskasten eingesperrt ist, dessen Wände mit einer Flüssigkeit überzogen wurden, die jegliche überirdischen Fähigkeiten in sich einsperrt" sagte er lachend und mit unverhohlenem Sarkasmus

Als wir im Gebäude ankamen, blieb er an meiner Seite und ich ließ ihn. Es war schön ihn in meiner Nähe zu haben, er war witzig und nahm sich selbst nicht so ernst. Außerdem mochte ich es, dass er mich bei meinem menschlichen Namen nannte. Erst als er mich in seinem Verlies danach gefragt hatte, war mir klar geworden, wie sehr es mir gefehlt hatte, das mich jemand so nannte.
„Sieh an wer zurück ist und sich ein neues Spielzeug aus der Stadt mitgebracht hat" Darwin trat aus den Schatten zu uns, wie es für ihn so üblich war. Sein Blick glitt prüfend über Jackson und er verzog angewidert den Mund. „Ein bisschen jung für deinen Geschmack findest du nicht? Außerdem könnte er mal ein Bad gebrauchen"
„Lass ihn in Ruhe, Dar." fauchte ich und wollte schon weiter gehen, doch er stellte sich mir in den Weg. Seine Hand umschloss einen meiner Zöpfe, die ich mir passend zur Schuluniform geflochten hatte, und er zog leicht daran „Du siehst echt heiß aus, Babe. Kein Wunder das der Junge dir nachläuft wie ein kleiner Welpe. Bei dem Outfit werden Erinnerungen wach... Ich weiß noch genau wie du dich nach dem Unterricht immer in mein Büro geschlichen hast. Der Anblick wie du gebeugt über meinem Schreibtisch lagst, während ich mich immer und immer wieder in dir versenke hat sich für ewig in meinen Kopf gebrannt. Nichtsdestotrotz hätte ich nichts gegen eine Wiederholung. Na wie wärs Babe? Kommst du mit in mein Büro, der alten Zeiten Willen?" Ich schenkte ihm lediglich ein müdes Lächeln und ging an ihm vorbei „Ich verzichte" hauchte ich ihm zu und ließ ihn dann einfach stehen.
Jeden Tag versuchte er es.
Jeden Tag.
Und jeden Tag widerstand ich ihm.
Noch...
Ich spürte wie mein innerer Widerstand brökelte und dem Verlangen Platz machte.
Jeden Tag ein bisschen mehr.

Jackson folgte mir immer noch, als ich an Magnetos Büro ankam. „Du kannst da leider nicht mit rein. Warte einfach hier. Ich bin gleich wieder da" sagte ich zu ihm. Er nickte knapp und setzte sich dann einfach auf den Boden mit dem Rücken an die Mauer.
Drinnen erwarten mich bereits Mystique und Eric. Sie war stinksauer auf mich und ließ ihren Unmut bei unserer Einsatzbesprechung sofort freien Lauf „Sie ist komplett irre, Eric!!! Keine Ahnung was dein Liebling Phoenix mit ihr angestellt hat, aber sie ist unkontrollierbar. Sie kann sich nicht an die kleinsten Absprachen halten. Du hast mir die Leitung für den Einsatz erteilt, nicht ihr! Dennoch ist sie mir ständig in den Rücken gefallen. Sie hat mehrmals meine Vernehmung unterbrochen und es mir so fast unmöglich gemacht, die Information zu bekommen wegen derer du mich los geschickt hast. Sie ist ein Risiko. Eine verfluchte Irre die sich absolut nicht im Griff hat!"
Magneto hatte ihr die ganze Zeit aufmerksam zugehört ohne etwas dazu zu sagen. Jetzt wand er sich an mich „Möchtest du auch etwas dazu sagen, Nyx?" Ich trat einen Schritt vor ehe ich sagte „Sie ist absolut unfähig, was Vernehmung angeht. Sie ist zu lasch. Ein bisschen Folter hat noch nie geschadet. Hätte ich mich nicht eingeschaltet würden wir immer noch in dieser Vorstadt Hölle eines Zuhause sitzen und uns das belanglose Gerede dieses Möchtegern Wissenschaftlers anhören. Ich weiß ehrlich nicht was ihr Problem ist. Wir haben doch alle Informationen die wir brauchten plus die Geisel. Wenn du mich fragst war der Einsatz ein voller Erfolg." Mystique öffnet den Mund um etwas zu erwidern doch Magneto hob die Hand „Ich habe genug gehört. Und ich gebe Nyx recht. Der Einsatz war ein Erfolg. Ich für meine Teil bin sehr zufrieden mit ihrer Arbeit. Wenn du ein Problem mit ihrer Herangehensweise hast, dann schlage ich vor, das du sie zukünftig nicht mehr auf ihrer Missionen begleitest Mystique. Wir finden einen anderen Partner für sie. Einen mit weniger Skrupeln. Ich wette Darwin ist ganz scharf auf den Posten"
Mystique versteifte sich und ich spürte ihren Widerwillen und ihren Hass beim seinem Namen. „Du weißt genau das ich ihn nicht in ihrer Nähe haben will" keifte sie Magneto an der mit eiskalter Stimme antwortete „Du vergisst wohl, dass du hier nicht diejenige bist, die solche Entscheidung trifft sondern ich. Wenn ich Darwin auswählen, um ein Auge auf meine tödlichste Waffe zu habe, dann wirst du das kommentarlos schlucken, hast du verstanden?" Mystique sah zu Boden und nickte kaum merklich. Sie hatte einen riesigen Respekt vor Magneto so wie wir alle. Zufrieden fuhr er fort „Aktuell kann ich dich aber noch beruhigen. Darwin wird nicht sofort ihr neuer Partner. Den nächsten Einsatz bestreitet sie ohnehin allein. Ich weiß das sie es so will und ich belohne sie für ihre fanatische Arbeit in den letzten Wochen, damit, dass ich ihr diesen Wunsch gewähre. Es ist was persönliches für sie. Na meine schöne, tödliche Nyx, ahnst du wohin dich dein nächster Einsatz führt?"
Meine Augen wurden groß als ich begriff was er meinte „Du schickst mich zu ihm, nicht wahr?"
Magneto lächelte „Es wird Zeit für ein Treffen mit deinem Daddy"

The RebellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt