Kapitel 36

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„Bist du jetzt bereit zu reden?" fragte ich vorsichtig während meine Finger über seine nackte Brust fuhren. Nach der schnellen, rauen Nummer an der Wand hatte er mich so wie wir waren zu seinem Bett getragen und legte uns gemeinsam darauf. Seit einer halben Stunde lagen wir jetzt hier und er hatte immer noch kein Wort gesagt. Sein Schweigen machte mich nervös.
Er strich mir eine Strähne aus dem Gesicht und brummte dann „Eigentlich nicht, aber ich fürchte ich habe keine Wahl. Ich brauche Antworten Kendall." Mir entging nicht, das er mich erneut mit meinem richtigen Namen ansprach und nicht mit seinen für mich erwählten Kosenamen. Der Stich, den mir diese kleine Geste der Distanz versetzte schmerzte ungemein, doch ich schluckte es kommentarlos runter. „Ich werde dir all deine Fragen ehrlich beantworten. Ich will keine Geheimnisse mehr"
„Erzähl mir von Darwin und dir. Alles." flüsterte er fast und der Schmerz und die Wut in seiner Stimme war nicht zu überhören. „Wir waren knapp ein Jahr ein Paar. Es war...kompliziert vom ersten Moment an. Dir ist sicher aufgefallen, dass er älter ist, als ich. Er war keiner meiner Mitschüler...er ist einer der Professoren an Xaviers Institut." Bucky fuhr sich mit der Hand übers Gesicht „Er war dein Professor?" ich nickte kurz ehe ich weiter sprach „Aber das war nicht der Grund, warum es kompliziert war. Er war es. Darwin ist sprunghaft, manipulativ und grausam. Mit ihm war jeder Tag ein Kampf. Ich wusste nie, woran ich bei ihm war. Er hat mich gefordert. Es hatte einen gewissen Reiz, diese Spiel aus Macht und Kontrolle. Doch es verzerrt einen auch. Es zermürbt dich auf Dauer. Darwin brachte das Schlimmste in mit zum Vorschein. Mit jedem Tag den wir zusammen waren wurde ich immer mehr wie er. Irgendwann war es wie ein Wettkampf darum, wer wen mehr verletzen kann. Wer grausamer ist. Es war ein Wettkampf, in dem es nur Verlierer gab. Wir verloren uns in den Spielen"

Ich dachte unwillkürlich an die gemeinsame Zeit mit Darwin zurück und ohne das ich es wollte schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen „Es war nicht alles schlecht gewesen. Wir hatten auch unsere guten Zeiten. Es gab Momente, in denen ich wirklich glücklich mit ihm war. Er riskierte viel, um mit mir zusammen zu sein, immerhin war ich seine Schülerin, doch er sagte ich sei es wert. Ich sei jedes Risiko wert. Darwin war leidenschaftlich, er begehrte mich so sehr, dass er bereit war alles zu tun um mich zu halten."
Diese Leidenschaft und Opferbereitschaft war neben seinem guten Ansehen das, was mich zu Darwin hingezogen hatte. Das Wissen, darum wie sehr er mich wollte, trotz aller Widrigkeiten war berauschend.
„Trotzdem war es nicht genug, er war nicht genug" Buckys Stimme klang gepresst. Ich drehte mich, um ihn anzusehen, doch er starrte stur an die Decke. Er verglich das was wir haben mit dem was Darwin und ich hatten. Das war nicht fair. Es war nicht wie mit Darwin. Er war nicht wie Darwin. Ich wollte ihm versichern, dass es mit uns was anderes ist, doch ich erkannte, dass es jetzt nichts bringen würde. Im Moment wollte er glauben, was er glaubte. Er war verletzt und wütend. Er würde mir nicht zuhören. Also drehte ich meinen Kopf wieder von ihm weg und erzählte weiter „Nein, es hat nicht gereicht. Das andauernder Kräftemessen mit ihm hat mich ermüdet. Es war alles so ernst und so endgültig mit ihm. Als wäre meine Zukunft bereist entschieden. Aber ich fühlte mich noch nicht bereit dazu. Ich wollte einfach nur... leben?! Ich wollte frei sein und tun wozu ich Lust hatte.
Und dann kam Ethan. Ich hatte es nicht geplant, aber mit ihm war alles so leicht, so unkompliziert. Er stellte keine Ansprüche an mich. Wir hatten einfach Spaß. Ich mochte ihn, sehr sogar."
Bei der Erinnerung an Ethan und sein ansteckendes Lachen wurde mir schwer ums Herz. Seit meiner überstürzten Abreise hatte ich nichts mehr von ihm gehört. Ich hatte nicht mal die Gelegenheit gehabt mich von ihm zu verabschieden.

„Doch auch er hatte dir nicht gereicht. Ein Mann scheint dir nicht zu genügen" In jedem seiner Worte schwang seine unterdrückte Wut mit.
„Ich wollte einfach mehr. Das mit mir, Ethan und Nolan...es war eine Gelegenheit der ich nicht widerstehen konnte." Ich wand mich bei meinen eigenen Worten, weil ich wusste wie das klang und hoffte, Bucky würde es gut sein lassen, doch eigentlich wusste ich, dass das Wunschdenken war. Daher verwundet es mich nicht als er fauchte „Eine Gelegenheit? Kendall du redest hier über das Leben zweier Menschen mit denen du zu deinem eigenen Vergnügen gespielt hast, ohne Rücksicht auf Verluste." Wutentbrannt setzte ich mich auf und mein Blick traf seinen „Wie kannst du sowas sagen? Du kennst die beiden nicht mal. Du hast keine Ahnung wovon du redest. Ich habe mit niemanden gespielt! Ich habe sie nicht gezwungen! Weder Nolan und schon gar nicht Ethan! Sie wollten es. Sie wollten mich. Und sie haben es sehr genossen, dass kann ich dir sagen."
Unter einem Schnauben, das ein abfälliges Lachen kaschieren sollte sagte Bucky „Das mag vielleicht für dieses Nolan gelten, aber sicher nicht für Ethan. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er es toll fand dich mit einem Anderen zu teilen. Nolan war sein bester Freund. Und du die Frau die er liebte. Wenn er dir nur halb so verfallen war wie ich es bin, dann hätte er alles für dich getan.
Er hätte alles geopfert um dich glücklich zu sehen. Ich weiß es, denn ich würde es genauso tun verdammt."

The RebellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt