Kapitel 39

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Ich hatte keine Ahnung wie lange ich so an der Wand gelehnt kauerte.
Minuten?
Stunden?
Ich traute mich nicht aufzusehen.
Es machte mir Angst zu sehen, was ich eventuell angerichtet hatte.
Was ich ihm angetan hatte.
Wie schlimm hatte ich ihn verletzt?
Wie viel seiner Selbst hatte ich ihm genommen?
Es schien mir unmöglich ihn jemals wieder anzusehen. Ich schämte mich so sehr wie noch nie in meinen ganzen Leben.

Irgendwann legte sich zwei Hände auf meine Schultern „Hey Kleines" seine Stimme klang immer noch viel zu gepresst.
Hatte er schmerzen?
Er klang so müde, war das meine Schuld?
Mein Blick blieb auf den Boden gerichtet, die Angst, zu sehen wie sehr ich ihm zugesetzt hatte lähmte mich. Als ich keine Reaktion zeigte redete Bucky einfach weiter „Sieh mich an. Du hast mich nicht verletzt. Es geht mir gut, ich bin etwas erschöpft, aber das wird wieder. Ich brauche nur ein bisschen Schlaf und morgen früh bin ich wieder ganz der Alte. Ich bin ein Supersoldat schon vergessen? Mich haut man nicht so leicht um. Komm einfach mit ins Bett Kleines. Bitte"

Ich konnte nicht sprechen, meine Kehle war wie zugeschnürt. Er log, ich konnte es doch spüren und er wusste es. Es ging ihm viel schlechter als er zugab. Er hatte nicht umsonst Zeit gebraucht bis er genug Kraft hatte, um hier her zu mir zu kommen. Es hatte nicht viel gefehlt. Hätte er mich nicht aufgehalten, hätte ich nicht aufgehört, bis er...
Ich schluckte meine aufkommende Panik nieder und spürte die Tränen erst, als sie mir am Kinn hinab in mein Dekolleté fielen.
Ich war ein verdammtes Monster.

Das kühle Metall seiner linken Hand legte sich um mein Kinn und er zwang meines Kopf nach oben. Meine Augen glitten über sein Gesicht. Seine Haut war so blass, fast gräulich. Unter seinen wunderschönen Augen lagen dunkle Schatten. Man sah ihm an, wie geschwächt er war. Und es war meine Schuld. Das alles war meine Schuld.
„Komm mit ins Bett, Kleines" wiederholte er und erhob sich. Er atmet schwer, aber er versuchte sich nichts anmerken zu lassen.
Er wollte stark sein - für mich.

„Wie kannst du mich überhaupt noch ansehen, nach dem was ich dir angetan habe? Wie kannst du weiter mit mir das Bett teilen wollen, obwohl du weißt, was ich wirklich bin?" fragte ich mit tränenerstickter Stimme. Bucky lächelte mich an und griff fest meine Hand „Es ist ganz einfach Kleines: weil ich dich liebe"
„Du...Du liebst mich?" stotterte ich und konnte es nicht begreifen. Ich hatte ihn gerade fast seine Seele ausgesaugt, weil ich mich nicht unter Kontrolle hatte und er macht mir eine Liebeserklärung?
Er zog mich an sich und sah mir tief in die Augen. „Natürlich tue ich das. Wie könnte ich nicht? Du bist wunderschön, leidenschaftlich aber auch herausfordernd und unberechenbar. Von dem Moment an als du vor ein paar Wochen mitten in der Nacht plötzlich in meinem Zimmer standest bin ich dir verfallen. Du bist alles was ich je will, Kleines" und dann küsste er mich mit einer solchen Hingabe, dass ich ihm jedes Wort glaubte.

Eine halbe Stunde später hörte ich an seinen tiefen Atemzüge neben mir, das Bucky tief und fest schlief. Ganz leise stand ich auf, griff meine Handy und ging zum Sofa. Ich musste mit Jemanden über das reden, was ich getan ich hatte. Und auch wenn sich alles in mir dagegen sträubte, wusste ich, dass es nur eine Person gab, die mir jetzt helfen konnte. Ich nahm mir eine der Decken, die über der Lehne hingen und begann zu tippen.

Kendall: Bist du noch wach? Ich brauche dich

Die Antwort ließ keine Minute auf sich warten.
Es war genau wie früher. Ich rief, und er war da. Immer bereit mich zu retten.

Darwin: Geht es dir gut? Wo bist du?

Kendall: Ich bin Zuhause, bei James.
Mir gehts gut, aber ich fürchte ihm nicht...
Ich hab Mist gebaut, Darwin.
Ich hatte es...ich hatte mich nicht unter Kontrolle

Darwin: Was hast du mit dem Soldaten angestellt? Du musst mir genau sagen was passiert ist, Babe. Jedes Detail.

Kendall: Es war schlimm. Ich habe komplett die Kontrolle verloren, Darwin. Wir hatten Streit und dann kam er zu mir, um sich zu versöhnen. Ich war noch so aufgewühlt und dann haben wir miteinander geschlafen. Und dann ist es einfach passiert. Meine Hände legten sich auf ihn und dann habe ich mich an ihm genährt. Es kam einfach so über mich. Ich konnte es nicht kontrollieren.

Darwin: Wenn du immer noch so gut im Bett bist, wird er es gerne hingenommen haben, dass du seine Emotionen aus ihm rausgezogen hast. Der Sex mit dir entschädigt einen Mann für alles. Glaub mir, ich weiß wovon ich rede.

Kendall: Kannst du das bitte ernst nehmen?
Ich drehe hier förmlich durch!!!

Darwin: Tut mir leid. Es war zu verlockend für einen Moment in den Erinnerungen der Vergangenheit zu schwelgen, aber zurück zum Thema. Als du dich genährt hast an deinem Soldaten, warst das du oder war SIE es?

Kendall: Da gibt es keinen Unterschied mehr.
Sie und ich - wir sind eins.

Darwin: Interessant...
Konntest du es kontrollieren?
Konntest du aufhören, als es genug war?

Kendall: Nein

Darwin: Lebt der Soldat noch?

Kendall: Gott ja, ich bin kein Killer!

Darwin: Das hab ich anders in Erinnerung.

Kendall: Das waren andere Umstände. Ich tötete, wenn ich mich verteidigen muss. Nicht aus Vergnügen und schon gar nicht Menschen, die mir am Herzen liegen.

Darwin: Wenn du nicht aufhören konntest, wieso ist er dann noch am Leben?

Kendall: Er hat mich in letzter Sekunde davon abgehalten, zu viel zu nehmen.

Darwin: Dann ist doch alles in Ordnung.

Kendall: Gar nichts ist in Ordnung! Ich hätte ihn fast umgebracht, er ist völlig geschwächt...es hat nicht viel gefehlt und ich hätte ihn getötet, verdammt. Ich verliere die Kontrolle über meine Fähigkeiten an die dunkle Seite in mir...ich habe schreckliche Angst. Bitte hilf mir

Darwin: Alles wird gut. Ich spreche gleich morgen früh mit Erik. Wir finden eine Lösung.
Ich kümmere mich um dich, Babe.
So wie immer

Kendall: Danke. Ich wusste du würdest mir helfen. Ich weiß das zu schätzen, dass du nach allem was zwischen uns war trotzdem da bist, wenn ich dich brauche. Ich bin dir wirklich dankbar für deine Hilfe, Dar.

Darwin: So hast du mich ewig nicht genannt. Dar...
Das hat mir gefehlt. Du fehlst mir, Kendall.

Kendall: Tu das nicht...

Darwin: Was tu ich denn?

Kendall: Das weißt du ganz genau...
Meld dich einfach, wenn du mit Erik gesprochen hast.

Darwin: Das werde ich. Halt durch. Deine Mission ist fast vorbei. Du wirst bald wieder bei uns sein. Alles wird gut

Kendall: Das hoffe ich... Gute Nacht Darwin

Darwin: Gute Nacht meine Schöne

The RebellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt