Kapitel 73

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Das Ganze hier war so absurd, dass ich mir fast sicher war, ich würde immer noch träumen. Nur das es diesmal kein Alptraum war, ganz im Gegenteil. Es war ein Traum, den ich vor langer Zeit mal gehabt zu haben schien und der jetzt augenscheinlich real war. Zumindest wirkte es echt.

Ich saß auf dem Barhocker am Tresen der kleinen Küche und beobachtet Bucky dabei wie er kunstvoll die Pancakes in der Pfanne wendete, als würde er nie etwas anderes mit seinem Metallarm machen. Sein Haar war noch leicht feucht, von der Dusche die er genommen hatte, während ich mich angezogen hatte. Die graue Jogginghose saß unanständig tief auf seinen Hüften und fesselte meinen Blick länger als ich mir eingestehen wollte. Das enge schwarze Shirt, das jeden seiner Muskeln umschloss wie eine zweite Haut war auch nicht gerade hilfreich. Doch ich wollte mich nicht beschweren, insgeheim genoss ich den Anblick. Sehr sogar.
Das hier musste ein Traum sein.
Es konnte unmöglich wahr sein.
Wie ich hier saß, vor meinem dampfenden Kaffee und den Vögeln dabei zuhörte, wie sie draußen in den Bäumen den Morgen mit ihrem Gesang begrüßten, das konnte nicht die Realität sein.
Vor nicht mal 24 Stunden hatte ich noch umgeben von Rauch und Flammen wie eine tödliche Waffe im Hauptquartier der Avengers gewütet, bereit jeden zu töten, der sich mir in den Weg stellte.
Und jetzt war ich hier.
In dieser perfekten Blase.
Es war ein Traum.
Ganz sicher.
Jemand wie ich verdiente ein solches Glück nicht.

„Du solltest wirklich was essen" Buckys Stimme drang zu mir durch und erst jetzt bemerkte ich, dass vor mir bereits ein Teller mit Pancakes stand. Lustlos schob ich sie hin und her. Ich hatte keinen Hunger. Zumindest nicht auf Pancakes...
„Verrätst du mir, was in deinem hübschen Kopf vorgeht?" Er hatte seine Hand auf meine gelegt, was sofort ein Prickeln in mir auslöste. Eilig entzog ich sie ihm „Warum bin ich hier und nicht in einer echten Gefängniszelle? Was willst du von mir?"
Ich spürte seine Enttäuschung, doch in seiner Stimme war nichts davon zu hören „Du bist hier, weil ich dich vor dir selbst beschützen will. Ich weiß nicht, was in den Monaten passiert ist, in denen du verschwunden warst, aber was auch immer sie mit dir gemacht haben, es hat dich verändert. Dich umgibt eine Kälte, die vorher nicht da war. Du bist außer Kontrolle, Kleines. Und bevor du dich jetzt aufregst, lass mich ausreden. Bitte. Es geht mir nicht darum dich zu kontrollieren, ganz im Gegenteil. Ich will nur, dass du selbst wieder die Kontrolle hast, nicht Sie. Du weißt das ich mich nicht vor dem fürchte was du bist. Aber ich fürchte mich vor dem was es mir die anstellte, wenn du dich Ihr weiter so schutzlos hingibst. Wenn ich es nicht schaffe, dich zurückholen wird sie dich komplett verschlingen. Das werde ich nicht zulassen. Ich hole dich zurück. Deshalb bist du hier."

Ich wollte ihm glauben, dass irgendwo in mir noch etwas war, dass nicht nach Tod und Schmerz lechzte, doch alles was ich spürte war diese Kälte, die er offensichtlich auch spürte.
„Ich fürchte da ist nichts mehr. Ich empfinde nichts mehr. Du verschwendest deine Zeit. Und meine"
Mit meiner Gabel pickte ich in den Pancakes und biss ab „Ich habe gewisse Dinge zu erledigen. Man verlässt sich auf mich. Nach dem Frühstück bin ich weg" sagte ich emotionslos.

„Du lügst." sagte er ruhig. Die Beine seines Barhockers schrammten über den Holzboden, als er sich erhob und um den Tresen zu mir kam. „Du bist keine emotionslose Waffe. Da ist immer noch so viel Feuer und Leidenschaft in dir. Begierde und Lust sind auch Gefühle, Kleines. Und wenn das die einzigen Dinge sind, die du dir erlaubst durch die mentale Barriere in dir hinaus zulassen, dann nehme ich diese Gefühlsregung nur zu gerne entgegen. Und versuch erst gar nicht es zu leugnen. Der Blick mit dem du mich den ganzen Morgen schon blickfickst verrät dich." Ich verschluckte mich an meinem Kaffee „Ich tue was?" Buckys Mundwinkel zuckte „Du blickfickst mich. Du willst mich. Gib es zu. Vielleicht magst du mich im Moment nicht. Vielleicht glaubst du sogar mich zu hassen, weil ich dich um deine Rache an deinem Vater gebracht habe oder weil ich dich hier her verschleppt habe. Es ist nicht von Bedeutung. Das alles ändert nichts daran, das du mich willst." Er hob seine Hand, genau wie vorhin im Bett, doch diesmal ließ ich ihn. Das kühle Metall seiner Finger streifte meine Wange als er weiter sprach „Du willst das ich dich an deinem zarte Hals packe, während ich dich küsse bis dir die Luft wegbeleibt. Du sehnst dich danach, das ich vor dir auf die Knie gehe, deine Oberschenkel teile und meine Zunge dafür sorgen lasse, das das ganze verdammte Chaos aus deinem Kopf verschwindet.
Sein ein braves Mädchen... gib nach und ich ficke dich so wie das böse Mädchen, das du eigentlich bist, es verdient."

Seine Worte machten etwas mit mir.
Sie drangen wie flüssiger Sprengstoff in die feinen Rissen meiner mentalen Mauer, die Phoenix in mir hochgezogen hatte und von der Darwin überzeugt gewesen war, dass nichts sie zum Einsturz bringen konnte. Offensichtlich hatte er sich geirrt. Es gab etwas was durch sie hindurch dringen konnte.
Und das war Bucky.

Ich wollte nicht weiter darüber nachdenken was das alles zu bedeuten hatten.
Ich wollte überhaupt nicht mehr nachdenken.
Ich wollte bloß ihn.

Meine Hände griffen nach seinem Shirt und ich riss ihn förmlich an mich. Dann waren meinen Lippen auf seinen und der flüssige Sprengstoff, der in die Risse eingedrungen war, explodierte.

The RebellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt