„Es reicht, Kleines"
Bucky legte die Hand auf meine Hüfte und als seine kühlen Finger seines Metallarms meine nackte Haut berührten, erschauderte ich. Die plötzliche intime Berührung und der wohlige Klang seiner rauen Stimme besänftigten mein Inneres und ich entließ meinen Vater aus dem geistigen Trugbild, in dem ich ihn gefangen gehalten hatte. Sofort erstarben seine Schmerzensschreie und auch sonst war plötzlich kein Geräusch mehr zu hören. Alle sahen mich fassungslos und schweigend an.
Mein Vater rappelte sich auf und blickte mich irritiert an „Wie? Wie hast du das gemacht?"
„Wann begreifst Du es endlich, Dad? Ich bin stärker als du, mächtiger als du und dein Team es euch vorstellen könnt. Ich kann so vieles. Ihr müsst mich nur endlich lassen. Ich kann euch helfen"
„Nichts für ungut Kendall, du weißt das ich dich mag. Aber wenn ich Steve eben richtig verstanden habe, dann bist es eher du die Hilfe braucht und nicht wir. Du hast Peter angegriffen. Das passt nicht zu dir. Ich dachte er wäre dein Freund. Warum hast du ihn mit einer Waffe bedroht? Wolltest du ihn wirklich töten?" Wanda sah mich verständnisvoll an und wartete geduldig auf meine Antwort. Neben Peter war sie mir in der letzten Zeit eine echte Freundin geworden. Unsere Fähigkeiten ähnelten einander, was sicher der Grund war, warum sie mich so gut verstand.
„Ehrlich gesagt weiß ich es nicht. Ich erinnere mich nicht daran, wie ich in Peters Zimmer gelangt bin, geschweige denn, wie ich an die Waffe gekommen bin. Alles was ich weiß ist, dass ich neben Bucky in meinem Bett eingeschlafen bin und dann weiß ich erst wieder wie ich auf Peter saß und die Waffe an sein Kinn hielt. Dazwischen ist alles dunkel."
Schuldbewusst senkte ich die Lider. Das war immerhin nicht vollkommen gelogen. Ich hatte lediglich etwas ausgelassen.
„Das klingt so als wärst du geschlafwandelt"
Es war Bruce der jetzt sprach und mich nachdenklich musterte „In diesem Zustand hat man keine Kontrolle über seine Handlungen. Technisch gesehen schläft man, doch für alle um einen herum wirkt es als wäre man wach. Hast du das öfters?" Entschieden schüttelte ich den Kopf „Soweit ich weiß war das heute das erstes Mal. Ist das gefährlich Onkel Bruce?" Ich hatte ihn bewusst Onkel genannt. Es führte den Anderen vor Augen wie jung ich war, wie unschuldig. Sie sollten glauben, dass ich harmlos war. Das heute war ein einmaliger Ausrutscher. Das zumindestens sollten sie glauben.
„In der Regel ist schlafwandeln nicht gefährlich. In Kombination mit deinen Fähigkeiten birgt es natürlich ein gewisses Risiko. Wenn du einverstanden bist, würde ich in den kommenden Tagen gerne ein paar Test mit dir machen. Nur um sicher zu gehen, womit wir es zu tun haben." Lächelnd nickte ich Bruce zu. Kooperationsbereitschaft vorzuheucheln war essenziell, um mir das Vertrauen der anderen wieder zu erschleichen. „Dann ist bin ich also keine Gefahr?" fragte ich skeptisch. „Du muss natürlich weiter lernen, wie du mit deinen Fähigkeiten richtig umzugehen hast und wie du deine Gefühle unter Kontrolle hältst. Du bist mächtig und musst lernen damit umzugehen, bevor jemand, der es nicht verdient, ernsthaft zu schaden kommt. Außerdem solltest du nachts nicht alleine sein. Jemand muss dich überwachen, um einzugreifen, falls du wieder schlafwandelst. Ich nehme an, das James den Posten gerne übernimmt" Bruce lächelte mich an und blickte dann zu Bucky der ihn mit steinernen Miene ansah, aber dann verzog Bucky kurz seinen Mundwinkel zu einem angedeuteten Lächeln und nickte knapp.
„Dann kann ich also weiter ein Teil der Avengers bleiben?" fragte ich aufgeregt.
„Wenn Peter dir verzeiht und dein Vater keine Einwände hat, sehe ich keinen Grund warum du nicht bleiben kannst." sagte Bruce und alle sahen zu Peter. Er war immer noch ein wenig blass um die Nase als er leise sagte „Ich glaube dir, dass du es nicht bewusst getan hast. Dennoch ... du hast mich mit einer Waffe bedroht. Das war heftig, Kenny. Ich brauche Zeit, um das zu verarbeiten. Aber ich will nicht das du gehst. Ich will das du bleibst."
Ich hätte ihn gerne umarmt, doch als ich seine Gefühle nachspürte, erkannte ich, dass das ein Fehler gewesen wäre. Er hatte die Wahrheit gesagt. Er würde Zeit brauchen, um mir wieder zu vertrauen. Also lächelte ich ihn nur dankbar an und drehte mich dann zu meinem Vater. Seit dem Angriff von mir war er ungewöhnlich ruhig. Normalerweise hätte ich das begrüßt, doch gerade jetzt war es wichtig, dass er etwas sagte. „Dann hängt es jetzt von dir ab, Dad. Bleibe ich ein Avenger oder schickst du mich wieder fort?"
Noch ehe mein Vater reagieren konnte ergriff Natascha das Wort. Sie klang wütend als sie zu meinem Vater und den Anderen sprach. Es war mehr als offensichtlich das sie mich nicht mochte.„Nach dem Mist, den deine Tochter bei dem Einsatz gestern abgezogen hat, der Attacke heute auf Peter und dann noch der Angriff auf dich kann sie unmöglich ein Teil der Avengers werden. Wir reden seit Wochen darüber, keine Wellen zu schlagen... Und dann willst du sie ins Team holen? Ausgerechnet sie? Ich weiß sie ist deine Tochter, Tony, aber sie ist ein verdammter Tsunami!"
Mein Vater blickte mich streng an, während er das Wort an Natascha richtet „Du hast recht Natascha. Mit allem. Sie ist ein Tsunami. Sie ist viel stärker als wir ahnen. Sie ist unkontrollierbar und wahrscheinlich auch gefährlich. Aber sie ist vor allem eins: Sie ist eine Stark.
Ich werde meine Tochter nicht weggeschicken, Natascha. Nicht noch einmal."
„Wenn sie eine von uns sein will, dann müssen für sie auch die selben Regeln gelten wie für uns alle. Jeder von uns wäre schon für eine der drei Dinge, die sich deine Tochter geleistet hat, rausgeflogen. Und wo wir schon beim Thema Regeln sind: Du kannst das nicht alleine entscheiden Tony! Wenn ein neues Mitglied aufgenommen wird, müssen alle Gründungsmitglieder der Avenger zustimmen."
Ruhig aber mit deutlichem Zynismus in der Stimme sagte ich „Lasst mir euch die Mühe eine Abstimmung ersparen. Ich bin nicht daran interessiert, mich euch anzuschließen."
Fassungslos sah Natascha mich an „Du lehnst uns ernsthaft ab?" Ich schenkte ihr eins meiner teuflischen Lächeln „Kannst du es glauben? Nicht jeder will ein Superheld sein. Ich bin lieber frei als mich eueren Regeln und Gesetzen zu unterwerfen. Ich lasse mich nicht von euch in Ketten legen"
Mit einem mehr als abschätzigen Blick sah Natascha auf meine Hände, die noch immer in den Handschellen steckten, die sie mir persönlich in Peters Schlafzimmer angelegt hat „Genau genommen haben wir das bereits getan oder nicht?"
Ich hörte Steve leise murmeln „Großer Gott...Nat lass es doch gut sein" und noch ehe ich selbst etwas darauf erwidern konnte ertönte die autoritäre Stimme meines Vaters durch den Raum „Wieso trägt meine Tochter überhaupt Handschellen? Sie ist keine Schwerverbrecherin Gott verdammt! Nehmt sie ihr ab. Sofort!" Natascha verkniff sich einen erneuten Kommentar und griff stattdessen nach den Schlüsseln, die sie an ihrem Gürtel hängen hatte. Sie wollte auf mich zu kommen, um den Auftrag meines Vaters auszuführen doch in dem Moment hob ich lächelnd die Hände „Das wird nicht nötig sein, ich habe mich bereits vor 5 Minuten selbst befreit" und damit fielen die Handschellen laut klappernd zu Boden. Ich hörte Bucky hinter mir auflachen „Das ist mein Mädchen" Ich drehte mich zu ihm um und griff seine Hand „Gehen wir Soldat. Ich bin hier fertig" allerdings kamen wir nicht weit. Natascha und Clint traten uns in den Weg. Abschätzig legte ich den Kopf zur Seite „Ihr wart doch vorhin so fasziniert von dem, was ich meinen Dad zugefügt habe, nicht wahr? Wenn ihr nicht gleich zur Seite tretet, erfahrt ihr am eigenen Leib, wie es sich anfühlt, wenn ich in eurem Kopf bin" Unsicher blickte Clint zu Natascha, doch sie schien zu stur um nachzugeben. Meinetwegen. Wenn sie es so wollte, dann sollte es so sein. „Lass sie durch verdammt!" fauchte mein Vater plötzlich und unerwartet hinter mir. Unverzüglich, wenn auch mit deutlichem Widerwillen im Gesicht, bewegt sich die beiden aus dem Weg. Als ich an ihnen vorbei ging, machte ich einen übertrieben Knicks. Natascha zischte mir hasserfüllt zu „Das hier ist noch nicht vorbei, Kendall" Mit einem breiten Lächeln auf den Lippen erwiderter ich „Ich freu mich schon auf die nächste Runde, Nat"
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The Rebell
FanfictionZwei gebrochene Seelen. Gezeichnet von den Wunden Ihrer Dämonen. Als ihre Welten kollidieren beginnt ein gefährliches Spiel aus Vertrauen, Macht und Liebe Sie ist die heimliche Tochter des berühmten Tony Stark. Er war der Winter Soldier, der jetzt...