Kapitel 91

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Wir schlichen die endloses Gänge des Anwesens entlang, während keiner von uns ein Wort sagte. Zum einen war es zu riskant, dass man uns hörte. Zum anderen schien es nichts zu sagen zu geben.
Die Worte die ich meinem Vater an den Kopf geworfen hatten waren hart gewesen, doch sie waren nötig gewesen und ich hatte jedes einzelne so gemeint. Ich bereute nichts, doch etwas anders das in dem alten Keller gesagt wurde machte mir Sorgen. Etwas das Bucky zu meinem Vater gesagt hatte.

Wenn es hart auf hart kommt, werde ich nicht zögern. Ich werde sie retten. Nicht dich.

Natürlich würde er mich retten. Er liebte mich. Ich würde ebenfalls sein Leben das Leben jedes anderer vorziehen, egal wie egoistisch und falsch das war. Bucky war alles für mich. Und er empfand genauso für mich. Ohne einander würden wir nicht überleben. Doch es war das eine, sowas zu denken, doch es was etwas ganz anderes es laut auszusprechen. Er würde meinen Vater sterben lassen um mich zu retten. Ich schloss die Augen und betete das es nicht dazu kommen würde. Immerhin war er mein Vater. Und auf meine ganz persönliche verquere Art liebte ich ihn.

„Du musst dich nähren." knurrte Bucky plötzlich leise, während er mich immer noch vor sich trug und gleichzeitig die Umgebung sicherte. Als ich verwirrt zu ihm aufsah fuhr er fort „Ich habe darüber nachgedacht, wenn das Mittel deine Kraft schwächt, dann kann man seine Wirkung sicherlich schneller aufheben, wenn du dich nährst. Beim letzten Mal als du meine Emotionen getrunken hast, warst du so stark wie nie zuvor. Es war beängstigend und beeindruckend gleichermaßen."
Er schob seinen Ärmel hoch und hielt mir den Arm hin „Tu es Kleines" Entschieden schüttelte ich den Kopf „Spinnst du?! Auf keinen Fall. Weißt du nicht mehr was beim letzten Mal passiert ist? Ich habe es fast nicht geschafft aufzuhören. Und selbst wenn ich es diesmal schaffe, bist du geschwächt. Wir brauchen dich aber in deiner vollen Stärke. Ich brauche dich in deiner vollen Stärke. Außerdem weiß ich nicht, ob es überhaupt funktionierend würde. Immerhin brauch ich den Sargil dafür. Sie hatte diese Fähigkeit, sie war der Seelenfresser. Nicht ich." Buckys Kiefermuskel zuckte. Er war nicht begeistert von meiner Antwort, doch er schien sie erwartet zu haben. „Ein Versuch war es wert." maulte er leise und lief dann weiter. Wir hatten es fast bis zur Eingangshalle geschafft. Bald wären wir frei.

„Ich hab Wanda getroffen" flüsterte Bucky mir zu, während er sich und mich von einer zur anderen Säule schleppte „Sie ist auf unserer Seite. Ich habe sie losgeschickt um Verstärkung zu holen. Wenn wir Glück haben treffen sie ein, bevor es brenzlig wird. Doch wenn nicht..." er hielt inne und blickte auf mich hinab. Seine eisblauen Augen schienen zu glühen. „Wenn es zum Äußersten kommt, dann will ich das du nicht zögerst. Rette dich. Sieh nicht zurück. Ich will das du wegläufst solange du es noch kannst. Nat wartet immer noch mit dem Jet draußen. Lauf zu ihr. Rette dein Leben. Du bist alles was zählt. Versprich es mir."
„Das kann ich nicht. Ich werde nicht ohne dich gehen James" meine Hände griffen nach seinem Shirt und ich zog mich an ihm hoch, bis meine Lippen seine berührten. Der Kuss war flüchtig und unschuldig im Vergleich zu denen die wir sonst austauschten, doch er war gleichzeitig soviel mehr. Er war wie die Besiegelung eines Paktes.
Wir würden es beide hier raus schaffen.
Oder gemeinsam hier sterben.

„Sieh an sieh an sieh an, wenn das nicht unsere ach so verliebtes Traumpaar ist. Ich hätte wissen müssen, dass der Soldat in deiner Nähe bleibt Babe. Es war eigentlich klar, dass er dich nicht aus den Augen lassen würde. Er ist vieles, aber nicht dumm. Er weißt was er an dir hat. Oder sollte ich besser sagen hatte?!" Darwin grinste breit als wir uns erschrocken zu ihm rumdrehten. Er stand keine 3 Meter von uns entfernt und allein sein Anblick sorgte dafür das all die schrecklichen Bilder des Morgens wieder auf mich einprasselten.

Seine Hände auf mir.
Er über mir.
Das Gefühl der Machtlosigkeit
Die Scham

Es war als wäre ich wieder in der Zelle, wehrlos und allein. Ich vergrub meinen Kopf an Buckys Brust, während mein ganzer Körper zu zittern begann. Bucky verspannte sich, er drückte mich an sich, als wollte er mich vor Darwins Blicken verbergen. Doch das war natürlich unmöglich.

„Hat man dir nicht beigebracht, dass man anderen nicht das Spielzeug wegnimmt, Barnes? Ich war noch nicht fertig mit ihr. Wir hatten gerade so viel Spaß, es war fast so wie früher nicht wahr, Babe?" Seine Worte sorgten dafür, dass mein Magen rebellierte. Ich hätte gerne was erwidert, doch ich war wie gelähmt.
Dafür sprach Bucky „Spaß? Du hast sie betäubt und versucht zu vergewaltigen du krankes Schwein! Wag es nicht ihr nochmal zu nahe zu kommen oder ich bringe dich um. Ach nein weißt du was? Vergiss was ich gesagt habe, ich bringe dich so oder so um."

Darwin verzog lediglich den Mundwinkel zu einem Lächeln „Du und welche Armee Barnes?" Erst jetzt viel mir auf, das mein Vater nicht mehr bei uns stand. Hektisch scannte ich die nähere Umgebung und dann sah ich ihn. Er kniete vor Jason der ihm eine Waffe an den Kopf hielt. Als Jason meinen Blick bemerkte lächelte er, was seine oberen Fangzähne entblößte. Ich zuckte zusammen und sah wieder hoch zu Bucky. Seine Miene war steinhart. Ich hätte alles dafür getan jetzt seine Gefühle nachzuspüren. Doch meine Fähigkeiten rührten sich noch immer nicht. Als er sprach war seine Stimme mindestens so kalt wie sein Gesichtsausdruck „Mit dir armseligem Wichser werde ich locker alleine fertig."
Darwin schien unbeeindruckt von Buckys Worten. Das überhebliche Lächeln schien wie festgewachsen auf seinen Lippen. „Was lässt dich glauben, dass ich alleine bin?" und wie aufs Stichwort füllte sich der Flur mit allerhand Mutanten. Einige kannte ich, doch die meisten waren mir unbekannt. Doch was sie alle einte war der Ausdruck ihrer Augen. Sie würden gegen uns kämpfen, ohne Rücksicht auf Verluste.

„Kannst du stehen?" flüsterte Bucky, während sein Blick auf den Mutanten lag, die immernoch aus den unzähligen Türen in den Gang vor uns traten. Ich nicke stumm und er ließ mich langsam zu Boden. „Ich wünschte ich müsste das nicht von dir verlangen, aber wir haben keine Wahl. Ich versuche sie von dir fern zuhalten, aber ich kann es nicht versprechen, dass sie dich nicht angreifen. Du musst dich eventuell verteidigen, schaffst du das, Kleines?" Wieder nickte ich nur und er fuhr fort „Hinten in meinem Hosenbund ist eine Waffe. Nimm sie raus" flüsterte er und ich tat was er verlangte. Als ich sie in den Händen hielt, sah er auf mich hinab. Unsere Blicke tragen sich und plötzlich schien es nur noch uns zu geben. Ich sah das Glühen in seinen Augen, das in dieser Situation so fehl am Platz war. Und ich wusste woher es kam. Der Anblick der Waffe in meiner Hand weckte bei ihm die selbe Erinnerung wie in mir:

Noch nie einen Lapdance bekommen, Soldat?"
Ich zog die Waffe aus seinem Hosenbund und fuhr damit verführerisch über seine Brust während ich mich an ihm rieb.
„Hast du Angst?" fragte ich ihn.
„Nein."
„Macht es dich nervös??"
„Nein. Es macht mich hart. Das ist verflucht heiß. Du mit der Waffe..."
Er griff in mein Haar und vertiefte den Kuss.
„Du bist gefährlich Kleines. Gefährlicher als wir alle ahnen, hab ich recht?"

Er schluckte und seine Zunge fuhr über seine Lippen. „Ich wünschte du hättest die Waffe aus dem selben Grund wie damals in der Hand, Kleines. Aber leider ist es nicht so. Du weißt wie man sie bedient. Du darfst nicht zögern. Keine Sekunde." er beugte sich zu mir und küsste mich. An meine Lippen flüsterte er „Greif in meine linke Hosentasche. Nimm das Messer und halt es versteckt. Nur für alle Fälle." und dann waren seine Lippen wieder auf meinen. Dieser Kuss war das Gegenteil von dem zuvor. Seine Zunge drang in meinen Mund und nahm ihn augenblicklich in Beschlag. Wir befanden uns in akuter Gefahr und doch spürte ich eine Erregung in mir aufkommen, die mich in seinen Mund Stöhnen ließ. Es war nicht nur Buckys Kuss der mich erregte, es war die gesamte Situation. Ein dunkler Teil in mir freute sich darauf, es ihnen allen heimzuzahlen.
„Ich liebe dich James"
„Ich liebe dich auch, Kleines"
Bucky ließ mich los und wir gingen beide in Positionen. Das hier war genauso ein Teil von uns wie die romantischen Abende vorm Kamin in unserer Hütte.
Die Gefahr.
Das Grauen.
Die Gewalt.
Der Tod.
Es war ein Teil von uns.

The RebellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt