Kapitel 37

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Die Worte hingen in der Luft und sickert erst langsam bis in mein Bewusstsein.

Wenn er dir nur halb so verfallen war wie ich es bin

War das so? Wer Bucky mir wirklich verfallen? Irgendwie klang das romantisch und falsch zu gleich. Es klang, als wäre es nicht seine eigene Entscheidung, als wäre es nicht sein freier Wille.

Er hätte alles geopfert um dich glücklich zu sehen. Ich weiß es, denn ich würde es genauso tun verdammt."

Würde Bucky wirklich alles für mich opfern?
Wenn es hart auf hart kommt, würde er es dann tun? Würde er das ultimative Opfer bringen und sein Leben für meins geben, wenn es je dazu kam?
Und so wie sich die Dinge zur Zeit zu entwickeln schien war das nicht so unwahrscheinlich, wie es einem in diesem Moment vielleicht erschien. Wenn mein Vater die Mutanten in seinem Team nicht freiwillig mit mir ziehen lassen würde, war ein Kampf fast unvermeidbar.
Und was war dann?
Auf welcher Seite würde er kämpfen?
Wie weit würde Bucky für mich gehen?
Und könnte ich mit dem Opfer leben?
Wäre ich in der Lage, sein Wohlergehen für das große Ziel zu opfern?
Vielleicht sogar sein Leben?

Noch ehe ich weiter darüber nachdenke konnte was seine Worte für uns bedeuteten oder selbst etwas darauf erwidern konnte, sprach er schon weiter „Hattest du das selbe auch mit Steve und mir vor?" Vor Schreck weiteten sich meine Augen und mein Mund klappte auf, ohne das ein Wort herauskam, dafür schien er noch jede Menge zu sagen zu haben „Sie mich nicht so schockiert an. Du weißt genau was ich meine. Heute Morgen, als du aus meinen Bett gestiegen bist und du dann ihn küssen wolltest. Wolltest du da nur ihn? Oder uns beide? Ich bin neugierig, Kendall, hoffst du auf eine Wiederholung? Der Freund und sein bester Freund? Macht dich das an einen Keil zwischen zwei Freunde zu treiben? Bist du wirklich so selbstsüchtig? Oder reicht dir ein Schwanz einfach nicht?"
Ohne nachzudenken holte ich aus und schlug ihn. Hart. Meine Hand hob sich wie ferngesteuert und landete fest auf seiner Wange. Fassungslos blickte er mich an und rieb sich die Wange, auf der deutlich der Abdruck meiner Hand zu sehen war. Mit eisigen Blick musterte ich ihn „Das muss ich mir nicht geben" fauchte ich wütend und ging zur Tür. „Wenn du dich beruhigt hast und anständig über alles reden willst, weißt du wo du mich findest, James" und damit ging ich. Ich hatte genug für heute.

Wie konnte es soweit kommen?
Traurig lag ich auf meinen großen Bett und starrte an die Decke, während im Hintergrund leise Adele davon sang das sie jemand nicht lieben kann, weil es zu viel zwischen ihnen gab, das ihrer Liebe behindert. Ihre Worte gingen mir durch Mark und Bein, denn ich verstand ihren Schmerz nur zu gut. Die Parallelen zu Bucky und mir waren unverkennbar. Eine Tränen lief meine Wange runter, als ich daran dachte, wie hasserfüllt er vorhin war. Der Ausdruck in seinen wunderschönen eisblauen Augen hatte sich für immer in mein Bewusstsein eingebrannt. Da war so viel Wut, so viel Verzweiflung. Aber da war auch so viel Leidenschaft, Begierde und...Liebe.
Ich schloss die Augen und hörte ich zu

You have given me something that I can't live without
You mustn't underestimate that when you are in doubt
But I don't want to carry on like everything is fine
The longer we ignore it, all the more that we will fight
Please, don't fall apart
I can't face your breaking heart
I'm trying to be brave
Stop asking me to stay

I can't love you in the dark
It feels like we're oceans apart
There is so much space between us
Baby, we're already defeated
Ah-yeah-yeah-yeah-yeah-yeah-yeah-yeah
Everything changed me

Eine einzelne Tränen lief mir die Wange runter.
Draußen ging bereits die Sonne unter und er war noch immer nicht zu mir gekommen. Langsam wurde die Angst immer größer, das ich ihn verloren hatte. Meine Dunkelheit war Zuviel für ihn.
Ich war zu viel für ihn.

Völlig erschöpft war ich irgendwann wohl eingeschlafen, denn als ich das nächste Mal die Augen aufschlug, war es stockdunkel in meinem Zimmer und ich war nicht länger allein. Auf meiner Hüfte lag ein metallischer Arm und ich spürte einen warmen Atem im Nacken.
Er war hier.
Er war zu mir zurückgekehrt.
Als ich mich bewegte wurde sein Griff fester und er zog mich dichter an mich. Mit vor Schlaf schwerer Zunge sagte er „Geh nicht weg. Bleib bei mir." und ich nickte in die Dunkelheit des Zimmers. „Ich bin zu weit gegangen. Es tut mir leid, Kleines"
Kleines - da war er wieder.
Mein Kosename.
Mir wurde warm ums Herz und ich schmiegte mich enger an ihn „Ich hätte dich nicht schlagen soll" murmelte ich leise und spürte sein Lachen eher als das ich es hörte „Ich hatte es verdient. Du hast einen ganz ordentlichen rechten Haken, Kleines" Beschämt schlug ich die Hände vors Gesicht, was Bucky nur noch mehr zum Lachen brachte. Ich knuffte ihn spielerisch und kuschelte mich dann wieder an ihn. Wir lagen lange so da und ich genoss einfach den Moment hier mit ihm. Seine Nähe beruhigte mich. Er brachte mein Inneres ins Gleichgewicht. In seiner Nähe fühlte ich mich sicher.

Siehst du es jetzt endlich ein, Kenny?
Wie wertvoll der Soldat für uns ist?
Wie sehr wir ihn brauchen?

Ihre Stimme zu hören jagte mir eine Gänsehaut über den Rücken. Warum konnte sie nicht einfach verschwinden?

Wenn ich verschwinde, verschwindest du auch.
Du und ich
Wir sind ein

Sie hatte recht. Ich musste es mir selbst endlich eingestehen.
Es gab keine Sie. Es gab nur mich.
Und dann geschah alles ganz schnell. In dem Moment wo ich sie als Teil meiner selbst akzeptierte legte sich ein Schalter in mir um. Es war als würde einen dunkle Substanz durch meine Adern rauschen und sich mit meinem Blut vermischen. Meine Haut prickelte heiß. Plötzlich spürte ich nicht nur mein menschliches Ich, sondern auch den Sargil.
Und ich verspürte noch etwas.
Hunger.

The RebellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt