Kapitel 98

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Kendall

Ich konnte mir denken was Darwin vorhatte.
Er war manipulativ, grausam und saditsch, aber er war auch feige. Das mag widersprüchlich klingen, aber so war er. Er machte sich nicht gerne selbst die Hände schmutzig. Und noch weniger mochte er es, wenn er verlor, also ging er einem echten Kampf auf Augenhöhe lieber aus dem Weg. Er würde es nicht auf einen finalen Kampf mit den Avengers ankommen lassen und riskieren, dass sie ihn besiegen , wenn er eine bessere Möglichkeit hatte: Flucht.

Ich war mir sicher das er direkt nach dem Eintreffen der Avengers die Flucht ergriffen hatte. Und genauso sicher war ich mir, dass er Bucky mitgenommen hatte. Nachdem meine Fähigkeiten zu mir zurück gekehrt waren, sah ich die Dinge plötzlich wieder klarer, es fiel mir wieder leichter, so zu denken wie er es tat. Bucky war ein mächtiges Mittel um mich zu kontrollieren, wenn nicht sogar das mächtiges überhaupt. Genau das muss auch Darwin erkannt haben, als ich mich gegen meine eigenen Vater entschied und für Buckys Leben. Ich würde sein Wohl immer über das aller anderen stellen, auch über mein eigenes. Und das wusste Darwin nun und mir war klar, dass er dieses Wissen gegen mich verwenden würde, sobald sich die Gelegenheit ergab.
Was er allerdings nicht wusste war, dass ich nicht mehr wehrlos war. Und ich war nicht mehr allein.
Captain America, Spider Man und Scarlet Witch joggten hinter mir einen der schier endlosen Gänge des Anwesen entlang. Gegen uns alle hätte er keine Chance. Sobald wir bei ihm wären, würde es enden. Ein für alle Mal.

Ich wusste genau wohin er geflohen sein musste, jetzt musste ich nur noch wissen, wie groß sein Vorsprung war.„Wie lange war ich bewusstlos?" fragte ich Peter über die Schulter hinweg. „Schwer zu sagen Kenny, ich hab nicht auf die Uhr geguckt" Steve warf ihm einen ungeduldigen Seitenblick zu, der Peter zusammenfahren ließ „10 Minuten schätzen ich" sagte er knapp.
Das war lang, doch ich wusste das der Jet der Bruderschaft etwas 20 Minuten brauchten, bis er startklar war. Uns blieb also immer noch Zeit.
Wir liefen weiter, als wir durch den Flur kamen, indem sich die Büros der Führungsmitglieder befanden, viel mir auf, dass ich weder Magneto, noch Mystique oder Pyro unter den kämpfenden Mutanten gesehen hatte.
Was hatte das zu bedeuten?
Immerhin repräsentierten sie die Ziele und den Kodex der Bruderschaft. Sie wissen was hier vor sich geht, anders kann es nicht sein, immerhin hörte man die Geräusche der Kämpfe bis hier her. Hockten sie einfach in ihrem Büro? Oder waren sie mit Darwin gegangen um zu fliehen?
Wussten sie überhaupt was er getan hatte?
Gerade bei Mystique konnte ich mir das kaum vorstellen. Sie war mein erster Kontakt hier gewesen, meine Freundin, vielleicht sogar meine einzige echte Freundin. Sie würde nicht zulassen das Darwin mir was antat. Oder doch?
Die Ungewissheit quälte mich, also bremste ich urplötzlich ab, was mir einen verwirrten Blick von Steve einbrachte „Was tust du da? Uns läuft die Zeit davon!" Ich hatte den Griff der Tür schon in der Hand und rief „Es dauert nicht lange" ehe ich sie aufzog und am liebsten sofort wieder zugeschlagen hätte. Magneto, Pyro und Mystique - sie alle waren tot. Hingerichtet mit je einem Kopfschuss.
Fassungslos starrte ich auf die Leichen meiner Freunde und spürte eine unbeschreibliche Wut und Trauer die mich mit reißen wollte, doch dafür war jetzt keine Zeit. Ich konnte die Toten später betrauern, jetzt musste ich mich um die Lebenden kümmern.

Auf dem Gang vor dem Zimmer stieß ich wieder auf die anderen, und beantwortete ihre stumme Frage lediglich mit einem Kopfschütteln. Ich spürte die Trauer und das Entsetzen von ihnen allen. Ich hieß es willkommen, nahm die Emotionen auf und speicherte sie. Sie würden mir weitere Kraft geben für den finalen Kampf.

Endlich erreichten wir das Metalltor, dass zur Abflughalle führte. Meine Hand lag bereits auf der Klinke als Steve seine darüber legte „Wir brauchen einen Plan bevor wir dort hinein gehen, Kendall" zischte er mir zu. „Ich habe einen Plan, Cap. Reingehen. Bucky retten. Alle anderen töten"
Wanda lachte und trat neben mich „Find ich gut. Simple. Einfach zu merken" Steve schüttelte bloß den Kopf, genau wie Peter.
„Bereit?!" fragte ich sie ein letztes Mal „wenn ihr mit mir durch diese Tür geht, gibt es kein Zurück. Ich werde etwas entfesseln, dass ihr so noch nicht gesehen habt. Es wird euch Angst machen und an mir zweifeln lassen, aber ihr müsst mir vertrauen, wenn ich euch sage, dass ich es unter Kontrolle habe. Das hier ist kein Einsatz der Avengers, das hier ist was persönliches. Ich will Rache für alles was Darwin mir angetan hat. Es gibt keinen Moralkodex an den wir uns halten müssen. Die einzige Regel ist, Bucky zu retten. Egal um welchen Preis. Also, seit ihr bereit mir auf diesem dunklen Weg zu folgen?" Erstaunlicher Weise nickten sie alle synchron. Ich hatte damit gerechnet, das Peter oder Steve Einwände hätte, immerhin war jeder von ihnen auf seine ganz eigene Weise der Inbegriff eines Heldens. Doch als ich in ihnen nachspürte um mich zu versichern spürte ich in ihnen die selbe Wut und die selbe Trauer wie in mir selbst. Sie alle hatten heute einen Freund verloren. Und sie alle machten sich schreckliche Sorge um Bucky. Ich sah sie alle ein letztes Mal an und hoffte, das ich nicht noch einen von ihnen heute verlieren würde. Denn auch wenn ich mir sicher war, dass wir Darwin, Jason und Phoenix schlagen konnten, hatten wir keine Ahnung, was uns hinter dieser Tür erwarten würde.

The RebellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt