„Woher wisst ihr davon? Das Renatus Projekt ist ein Geheimprojekt der Stufe 5. Es ist unmöglich, das ihr davon wisst" stammelte Howard. Mir ging langsam die Geduld aus. Mystique hatte mich zwar gebeten, mich zurück zuhalten, doch ich konnte es nicht länger. Howard schrie auf als ich ihn glauben ließ, dass man ihm gerade ein Messer durch die Hand gerammt hatte. Mystique warf mir eine wütenden Blick zu „Ich führe die Vernehmung, schon vergessen? Halt dich verdammt nochmal zurück." Genervt verdrehte ich die Augen „Du bist aber beschissen darin. Leg mal einen Zahn zu. Mir ist langweilig. Wenn dein alter Kumpel da nicht gleich redet vertreibe ich mir die Wartezeit mit seiner Frau. Sie sieht aus, als könnte sie einiges ertragen. Ich bin gespannt wann sie zerbricht. Was meinst du Howard? Wieviel Schmerz hält dein Frauchen aus bis sie den Verstand verliert?" Ich ging zu ihr und strich ihr fast liebevoll durchs Haar, während ich ihren Mann mit meinen pechschwarzen Augen fixiert. Er war völlig panisch und blickt zwischen mir und Mystique hektisch hin und her „Ist ja schon gut! Ich rede. Bitte Raven, pfeif sie zurück. Sie soll ihr nichts tun. Bitte." Mystique warf mir einen tadelnden Blick zu, woraufhin ich die Finger von der armen Lindsay nahm.
„Das Renatus Projekt. Erzähl uns davon" wiederholte Mystique und diesmal begann Howard sofort zu reden wie ein Wasserfall. „Es ist eine Versuchsreihe, in der wir versuchten, ein Mittel zu entwickelt, das...das...es heilt Wesen wie euch."
Ich war wie erstarrt, genauso wie Mystique, obwohl wir die Gerüche über das Projekt kannten.
„Wie weit seit ihr mit der Forschung?" fragte Mystique. „Es ist so gut wie fertig. Die letzten Test werden diese Woche abgeschlossen. Wir hatten einige Probleme, da unsere Lagerhallen und Labore in den letzten Wochen angegriffen und zerstört wurden, aber wir haben es trotzdem geschafft. Sollten die finalen Tests positiv verlaufen geht es Anfang nächster Woche in Produktion."Ich schloss die Augen und fluchte innerlich. Wir, die Bruderschaft, hatten die Labore und Lagerhallen angegriffen. Man hatte mir nicht gesagt, was sie dort lagerten oder produziert. Eric hielt diese Information nicht von Belangen für mich. Ich war nur dabei um zu töten. In den letzten Wochen hatte ich hunderte getötet und jetzt erfuhr ich wofür ich es getan hatte. Ich erfuhr auch das es nicht gebracht hatte. Sie waren alle umsonst gestorben. Das Mittel war auch so fertiggestellt worden.
„An wem testet ihr das Mittel? Welcher Mutant ist so dumm sich euch freiwillig auszuliefern?" fragte Mystique gerade und schien im selben Moment die Antwort selbst erkannt zu haben „Du krankes Schwein! Ihr testet es an ihm, nicht wahr? Wo ist dein Sohn? Wo ist Jackson?"
Trotz seiner Lage trat ein selbstgefällige Ausdruck auf Howards Gesicht „Ich habe das alles nur für ihn getan, wenn er erstmal geheilt ist, wird er mir danken. Dann kann er ein normales Leben leben so wie seine Mutter und ich es uns für ihn immer gewünscht haben" Mystique holte aus und schlug ihm ins Gesicht „Wo ist er?" brüllte sie.
„Er... Jackson ist im Keller" hörte ich Lindsay sagen und sah wie eine Träne ihre Wange hinab lief.
Ich wartete keine Sekunde und rannte die Treppe hinab in den Keller. Beim Anblick des 3x3 Meter großen Glaskasten erschrak ich. Was war das hier für eine kranke Scheiße? In der hintern Ecke des Glaskastens lag ein junger Mann auf einer alten Matratze. Er hatte dunkelbraune lockige Haare und trug lediglich eine schwarze Jeans. Sein Oberkörper war nackt, daher konnte ich sehen, dass er recht mager aber dennoch muskulös war. Seinen Körper zierten einige Tattoos, die alle eher düster waren aber wunderschön. Leider entdeckte ich auch unschöne Dinge an ihm. Einstiche, blaue Flecken und Schnittverletzungen verteilten sich auf seinen gesamten Oberkörper und den Armen. Ich ballte die Hände zu Fäusten und schickte das atemberaubendes Gefühl des Schmerzes von 100 Nadelstichen direkt hinauf in den Kopf von Howard und seiner Frau. Ihre Schreie drangen bis hier hinunter in der Keller und waren wie Musik in meinen Ohren. „Lass den Scheiß Nyx! Kannst du dich nicht mal 5 Minuten zusammen reißen? Hör sofort auf, ich bin noch nicht fertig mit der Vernehmung" Auch wenn sie mich nicht sehen konnte, rollte ich genervt mit den Augen, aber ich tat was sie verlangte. „Spielverderberin" flüstere ich und trat näher an den Glaskasten heran.
Als der gefangene mich hörte erhob er sich langsam. Unter seine braunen Augen hatte sich dunkle Schatten gebildet. Sie bildeten eine harten Kontrast zu seiner blassen Haut. Bei Gott wie lange war er schon hier drin? Erinnerungen an meine eigene Gefangenschaft kamen in mir hoch. Unwillkürlich schickte ich meine Gabe aus und wollte spüren, wie es ihm ging doch ich kam nicht bis zu ihm. Verwirrt legte ich die Stirn in Falten.
Was war hier los?
Ich trat näher an den Glaskasten und hob die Hand, um sie an die Scheibe zu legen „Das würde ich sein lassen." Der junge Mann war aufstanden und kam zu mir rüber „Es tut Wesen wie uns höllisch weh, wenn wir damit in Kontakt kommen" Ich ließ die Hand sinken und blickte in sein ausgemergeltes Gesicht. Er war wahnsinnig attraktiv, selbst in diesem Zustand.
„Du bist doch eine Mutantin oder nicht?" Schnell löste ich meinen Blick von seinen geschwungenen Lippen und sagte „Ja, ja das bin ich in der Tat. Ich bin Nyx." Er lächelte träge, wobei er nur einen Mundwinkel verzog „Nyx... ist das dein Mutantenname?" ich nickte und er fragte interessiert „Wie ist dein echter Name? Ich mag diese ganze Unterscheidung nicht. Mensch oder Mutant. Eigentlich ist es doch egal oder?"
Seit Monaten hatte mich niemand mehr bei meinem menschlichen Namen genannt. Ich zog die Lippe zwischen die Zähne und brauchte tatsächlich einen Moment, bis er mir einfiel „Kendall. Ich heiße Kendall" sagte ich unsicher und spürte ein Zucken in meinen Inneren, dass ich nicht recht zu ordnen konnte. „Es freut mich dich kennenzulernen Kendall. Ich bin Jackson, aber ich nehme an das weißt du bereits" Ich nickte erneut ehe er weitersprechen konnte „Es ist wirklich schön das du hier bist, Kendall. Du bist wirklich schön, wenn ich das so sagen darf. Ich hatte mir diesen Moment seit Monaten vorgestellt, aber in keiner der Versionen war meine Rettung so heiß wie du, Kendall. Hätte ich das geahnt, hätte ich mich ein bisschen herausgeputzt. Ich sehe sicher fürchterlich aus, nicht wahr? Normalerweise bin ich echt nett anzusehen, glaub mir. Vielleicht überzeugst du dich dabei bei einem Abendessen mit mir? Wie klingt das? Allerdings geht da so schlecht, stimmt's? Gott ich brabbele ohne Punkt und Komma. Ich könnte mich noch stundenlang mit dir unterhalten, aber würde es dir etwas ausmachen, mich vorher aus diesem gottverdammten Glaskasten zu befreien?"
Ich lächelte und erschrak selbst, weil es ein echtes Lachen war. Ich hatte seit Wochen nicht mehr richtig gelacht.
Jackson war wirklich witzig und erinnerte mich mit seiner lockeren Art an meinen alten Freund Peter. Was er wohl gerade trieb?„Kendall?" Jackson schnipste vor der Glasscheibe und ich fuhr zusammen „Der Schlüssel Kendall. Hinter dir, dort an der Wand"
Eilig drehte ich mich um, griff den Schlüssel und befreite Jackson aus seinem Gefängnis. Unvermittelt schloss er mich in seine Arme und ich verspannte mich. Er merkte es und ließ mich sofort los. Peinlich berührt fuhr er sich durch die wilden Locken „Sorry, ich wollte mich einfach nur bedanken. Ich hatte nicht daran geglaubt diesen Käfig nochmal lebend zu verlassen. Du bist ab heute meine persönliche Super-Heldin" Mein Blick wurde finster, meine Stimme war eiskalt „ Oh Jackson, ich bin vieles, aber das ganz sicher nicht. Ich bin nicht das gute Mädchen. Ich bin die Egoistin. Ich nehme, was ich will, ich tue, was ich will. Ich tue nicht das Richtige. Ich tue bloß was mir gefällt und mir selber nutzt. Merk dir meinen Worte:
Ich bin keine Superheldin - ich bin ein Monster"

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The Rebell
Hayran KurguZwei gebrochene Seelen. Gezeichnet von den Wunden Ihrer Dämonen. Als ihre Welten kollidieren beginnt ein gefährliches Spiel aus Vertrauen, Macht und Liebe Sie ist die heimliche Tochter des berühmten Tony Stark. Er war der Winter Soldier, der jetzt...