Die Überfahrt nach Tokyo hatte ich mir anders vorgestellt. Und mit anders meinte ich auch wirklich vollkommen anders. So anders als nur was anders sein konnte. Ich hatte an der Reling stehen und die Stadt immer größer werden sehen wollen. Vielleicht hätte ich auch Delfine gesehen? Um ehrlich zu sein wusste ich nicht mal, ob es in diesem Teil der Erde überhaupt Delfine gab. Doch statt an der Reling zu stehen und die salzige Meeresluft einzuatmen hing ich seit eineinhalb Stunden am zu kleinen Damenklo über der Schüssel und reierte mir die Seele aus dem Leib. Ich war felsenfest davon ausgegangen, nicht seekrank zu werden. Doch ich war es, sehr zum Leidtragen der Toilette unter mir und jedes Mal, wenn ich dachte, ich würde mich besser fühlen wippte die Fähre, als sie erneut von einer Welle getroffen wurde. Ich pfriemelte die letzten paar Blättchen von der Klopapierrolle und wischte mir den Mund ab. Nächstes Mal würde ich wieder fliegen, im Leben würde ich mir keine Schifffahrt mehr antun. Das war reinste Folter. Der Lautsprecher über meinem Kopf knackte und rauschte, als die Stimme des Kapitäns das kleine Bad flutete.
„Sehr geehrte Fahrgäste, wir erreichen in Kürze Tokyo Harbor. Bitte finden Sie sich an den Ausgangsterminals ein und folgen Sie den Anweisungen des Bordpersonals. Wir hoffen, Sie hatten eine angenehme Überfahrt und wünschen Ihnen einen wunderschönen Aufenthalt in Japans Hauptstadt. Das Bordpersonal wird Ihnen, bevor Sie unser Schiff verlassen, noch ein kleines Souvenir mitgeben als Dankeschön dafür, dass Sie uns ihre Sicherheit auf dem Meer anvertraut haben."
Mit einem Knacken beendete der Kapitän seine Ansage und ließ mich allein in der stickigen Schiffstoilette zurück. „Angenehme Überfahrt. Das ich nicht lache." Wetterte ich vor mich hin und überlegte, ob es sicher war, schon aufzustehen. Mein Magen schlug empörte Purzelbäume, als ich mich auf die Füße kämpfte und an den Klowänden festhielt in der Hoffnung, so dem Schaukeln zu entgehen. Schritt für Schritt, einer nach dem anderen wagte ich mich aus der Toilette und dann schließlich ins Freie. Die Sonne schien warm auf mich und die anderen Passagiere herab, es roch nach Sonnencreme und billigem Parfüm. An der Reling angekommen erstreckte sich Tokyo Harbor vor mir. Neben unserer Fähre, die im Vergleich zu den riesigen Containerschiffen wie eine Nussschale wirkte, fuhren noch allerlei andere Passagierschiffe sowie private Yachten durch das schillernde Wasser der Bucht. Ich sah von Weitem sogar einen Badestrand, an dem sich allerlei Leute am Strand als auch im Wasser tummelten. Aber am meisten beeindruckte mich die Skyline. Unmengen an Wolkenkratzern erstreckten sich bis in schwindelerregende Höhen und machten ihrem Namen alle Ehre, im Hintergrund erstreckten sich die Berge. Mir blieb tatsächlich die Spucke weg und für einen Moment vergas ich, dass ich ja eigentlich seekrank war. Kaum, das wir das gewahr wurde rumpelte mein Magen wieder und ich sah zu, dass ich zum Ausgang kam, an dem sich bereits eine lange Schlange gebildet hatte.
„Danke, dass Sie mit uns gefahren sind. Schönen Aufenthalt." „Danke, dass Sie mit uns gefahren sind. Schönen Aufenthalt." In Dauerschleife wiederholte der Matrose seinen Text und drückte jedem, der das Schiff verließ ein kleines Päckchen in die Hand. Das war dann wohl das erwähnte Souvenir. „Danke, dass Sie mit uns gefahren sind. Schönen Aufenthalt." Schnarrte er mir entgegen und reichte mir das kleine Päckchen. Ich nickte ihm dankbar zu, nahm es ihm ab und atmete erstmal tief ein und aus, als ich endlich wieder festen Boden unter den Füßen hatte und sich mein Magen langsam beruhigte. Kein Wunder, dass man das Flugzeug erfunden hatte. Das hielt ja niemand aus auf einem Schiff. Ich checkte fix meine Sachen durch, stellte fest, dass alles noch da war und zückte dann mein Notizbuch, in das ich einige Hoteladressen notiert hatte, als ich auf das Schiff gewartet hatte. Mal sehen, welches mir davon eher zusagen würde.
Letzen Endes entschied ich mir für ein mittelpreisiges Hotel im Herzen Tokyos. Bis dahin war ich zwar ewig mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs, aber das war es wert als ich endlich in meinem Zimmer stand und die Aussicht von dem kleinen Balkon aus genoss. Von hier oben hatte ich einen tollen Ausblick auf die vielen Hochhäuser. Erinnerte mich zugegeben etwas New York, auch dort waren die Häuser schwindelerregend hoch und man bekam schon weiche Knie, wenn man unten am Eingang stand und nach oben schaute. Aber diese Erfahrungen kamen mir hier in Tokyo jetzt zugute und ich beschloss, der Müdigkeit endlich nachzugeben und ins Bett zu gehen. Morgen würde sicher ein spannender Tag werden. Zumindest hoffte ich das.
Immerhin steckte doch jede Stadt voller Überraschungen.
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So! Ich konnte nicht mehr warten, darum gehts hier doch so langsam los!
Kapitel 1 ist online und mit ihm der Auftakt in eine spannende neue Sukuna FanFiction :D
Ist noch vergleichsweise langweilig, aber wer meine anderen FanFictions schon gelesen hat weiß, dass das nicht lange so bleibt :D
xx
Eure Erin
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Ancient Love (Sukuna X MC)/FanFiction
Fanfiction18+ Holt die Vergangenheit dich ein? Oder kommst du ihr zuvor? Elea war schon immer eine Weltenbummlerin. Nie hatte sie etwas lange an einem Ort gehalten. Immer hatte es sie weitergezogen, von Land zu Land, von Stadt zu Stadt. Bis ihr Weg sie schli...