Kapitel 130

44 8 0
                                    

Der ganze Boden wackelte, von der Treppe unter unseren Füßen und dem Palast hinter uns lösten sich einzelne Bruchstücke, als Kenjakus hohles Purpur auf das grelle Feuer traf, dass Sukuna zur Abwehr vor der Barriere aufgespannt hatte. Die erste Hälfte der purpurnen Technik verschwand im Feuertunnel und wurden dort anscheinend von den Flammen absorbiert, bis die Wand aus Feuer mit einem Mal wieder verschwunden war und der Rest von Kenjakus Technik ungebremst auf die jetzt ungeschützte Barriere traf. Der Aufprall war, trotz der fehlenden anderen Hälfte so stark, dass die Palastwände hinter uns zu ächzen begannen, zusammen mit der Barriere, die erste, feine Risse bekam, dem Angriff aber sonst standhielt. Das Sukunas Feuer den Angriff nicht ganz geschluckt hatte lag einzig und allein daran, dass es noch jemanden gab, der Macht über die Flammen hatte. Und der sie kurzerhand wieder aufgelöst hatte. Schmunzelnd ließ der Fluchkönig seine Hand wieder sinken und fixierte Sukuna neben mir mit seinen vier Augen.

„Was du kannst, kann ich schon lange, mein Freund."

Die schreckliche Gewissheit traf mich, als ich Kenjakus blaue Augen triumphierend zwischen all den Flüchen strahlen sah, sah, wie er die Hand hob und sich erneut der kleine, lilane Ball über seinen Fingern bildete. Die Barriere würde heute noch fallen. Das war alles nur noch eine Frage der Zeit. Als ich diese Technik zuletzt gesehen hatte, hatte sie samt Satoru auf unserer Seite gestanden und ich war dankbar gewesen für die enorme Macht, die dem jungen Gojo geschenkt worden war. Ich war dankbar gewesen, dass er mein Freund gewesen war und alles dafür gegeben hatte, uns zu beschützen. Doch jetzt, wo ich nicht mehr die Verbündete, sondern das Ziel war, begann ich, diese Macht zu fürchten.

Und das offenbar zurecht.

Fuji biss wütend die Zähne zusammen, hinter seiner Stirn konnte ich die Zahnrädchen sehen, die sich immer verzweifelter drehten. „Ich hab die Barriere noch nie wanken gesehen. Einmal würde sie die halbe Ladung wohl noch halten können, aber eine volle Ladung ist nicht mehr drin." Erneut begann die Luft zu summen, mein Sichtfeld wurde von wachsendem Purpur gefüllt. Rasend schnell baute sich rund um die gewaltige Barriere erneut eine Feuerwand auf. Wie dickflüssige Lava zog sie sich außen über die Barriere und verschluckte sie, und damit uns, ganz. Doch sie verlor immer wieder an Dichte und Licht, bevor sie wieder an Kraft zu gewinnen schien und sich die kleinen Lücken, die immer entstanden, schlossen. Sukuna stand der Schweiß auf der Stirn, als er alles daranlegte, die Wand aufrechtzuerhalten und den Versuchen des Fluchkönigs, sie wieder einzureißen, standzuhalten. In der Feuerwand direkt über unseren Köpfen entstand ein gewaltiger Wirbel, der schnell an Fahrt aufnahm. Es schien, als würde das Feuer sich selbst auslöschen wollen mit allem, was es hatte.

Kenjakus Technik traf in einem Moment der Schwäche auf die Barriere, die durch die Lücken in der Feuerwand hindurch bombardiert wurde und immer lauter ächzte, die Risse darin wurden länger und dicker. „Wenn wir leben wollen, dann müssen wir jetzt gehen! Die Barriere schafft das kein drittes Mal!" brüllte ich über das Knarren der Jahrhunderte alten Wände hinweg und war erleichtert, als ich Izumi zustimmend nicken sah. Er hatte einen Rundumblick vorgenommen und die Situation wie ich als aussichtslos eingestuft. „Ich ... ich hab nichts von dem toten Gojo gewusst. Das schwöre ich ..." Cadis hatte sich trotz seiner Verletzungen hinter uns auf die Füße gekämpft. In seinen goldenen Augen schimmerten Schuld und Schmerz, als er dabei zusah, wie die Barriere langsam einknickte. Sukuna hatte seine Heilung abbrechen müssen, um seine ganze Kraft in die Feuerwand zu stecken, die er jetzt ein drittes Mal aufzuspannen versuchte. Doch mit einem Mal stand er zweimal neben mir und wurde vom Fluchkönig mit in den Flammentunnel gerissen. Sofort verschwand die schützende Wand aus Feuer und als ich Kenjakus Grinsen sah, wusste ich, dass wir nur noch eine Option hatten.

„LAUFT!"

Cadis machte, gestützt von Izumi, am Absatz kehrt und rannte mit ihm in den Palast zurück. Immer wieder sah ich im Laufen über die Schulter, sah, wie Sukuna und der Fluchkönig sich immer wieder gegenseitig aus dem Feuertunnel rissen und wild verteilt über das Gelände aus dem Nichts auftauchten. Die Feuerwand flackerte immer wieder auf, sobald Sukuna den Feuertunnel verließ, verschwand aber sofort wieder, kaum, dass der Fluchkönig ihn zurück in den Tunnel zog. Hita hatte Fuji kurzerhand am Kragen gepackt und schleifte den jungen Kaiser mit sich mit. In Fujis Augen stand purer Unglauben und als sich das Purpur ein drittes Mal von Kenjaku löste, verlor Fuji alles, was er bisher sein zuhause hatte nennen können.

„RUNTER!"

Izumi schubste uns alle in der Mitte des gewaltigen Foyers hinter der großen steinernen Treppe zu einem Haufen zusammen, schlang seine Arme um uns und verschleierte uns. Ein gewaltiger Knall ertönte, als die Barriere kollabierte, das hohle Purpur ungebremst durch den Palast hindurchraste und eine große Schneise in dessen Mitte hinterließ. Als das Purpur durch uns hindurchrauschte, spuckte Izumi Blut, doch er hielt die Verschleierung vor Schmerz schreiend aufrecht, bis das Purpur uns passiert hatte und in der Ferne verschwand in Richtung Bergkette. Hustend rappelte ich mich auf die Füße, sank aber gleich wieder zurück auf den Boden, als ich Nase an Nase mit Kenjaku stand. In seinem Rücken konnte ich sehen, wie die Flüche das Palastgelände betraten und alles niedertrampelten, an dem sie vorbeikamen. Die Pfähle, die Leichen darauf, einfach alles wurde dem Erdboden gleichgemacht auf der Suche nach den restlichen Menschen, die noch auf dem Gelände waren.

„Kennt ihr das Hütchenspiel?"

Kenjakus ruhige Frage überraschte mich und als wir zitternd nickten, lächelte er. „Viele überschätzen sich bei dem Spiel, glauben aus Übermut heraus, immer zu wissen, wo der Ball ist, nur um dann glorreich zu scheitern und dabei teils alles zu verlieren." Er seufzte und strich mir eine Strähne meines Haares hinter die Ohren. „Aber wenn ihr der Ball seid und ich der Spieler, dann solltet ihr wissen, dass ich bei Glücksspielen noch nie verloren habe." Er wendete sich ab, drehte sich aber nochmal um, bevor er sich, genau wie Satoru es gekonnt hatte, wegteleportierte.

„Und dass ich euch finden werde, sobald alles erledigt ist. Egal, unter welchem Hütchen ihr euch auch versteckt."

Ancient Love (Sukuna X MC)/FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt