Kapitel 24

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„Bereit?"

Ich saß mit Sukuna und Izumi in der Höhle hinter dem tosenden Wasserfall. Sukuna sah erst mich, dann Izumi unschlüssig an, nickte dann aber. „Hier drin kann nichts Schlimmes passieren. Sofern es böswillige Ausmaße annimmt, wird die Höhle das schon irgendwie deichseln. So wie immer." Meinte Izumi und ließ sich neben mir auf der Decke nieder, die wir mitgebracht hatten. „Kannst du die Kräfte denn spüren?" fragte ich. Konzentriert beobachtete ich die Fluchkraft, die meine Hand umspielte. Es forderte all meine Konzentration, sie nicht wieder ausgehen zu lassen und so musste Sukuna sich drei Mal wiederholen, bis ich die Antwort auf meine Frage verstanden hatte. „Sie ist immer irgendwie da." Im Augenwinkel sah ich, wie er sich auf die Brust tippte. „So, als würde sie schlafen und dann immer mal wieder aufwachen und Spazierengehen wollen." Izumi giggelte leise vor sich hin. „Ein sehr bildlicher Vergleich, mein Freund." Sukunas schiefes Grinsen kehrte zurück, als er den Kopf schüttelte und neben meinem Ohr in die Hände klatschte. Vor lauter Schreck verlor ich die blaue Fluchkraft und gab ihm einen Schubs. „Hey! Was soll das denn?"

„Du sollst dich doch konzentrieren und nicht ablenken lassen." Sukuna lächelte, hüllte seine Hand in blaue Fluchkraft und ließ sie dann auf meine Hand überspringen. „Hier. Nicht ablenken lassen." Wiederholte er dann und zog sich an die gegenüberliegende Wand der Höhle zurück. Izumi und ich wechselten einen irritierten Blick. „Ich glaube nicht, dass so viel Sicherheitsabstand nötig ist." Meinte er, doch Sukuna blieb sitzen. „So fühl ich mich besser dabei." Ich sah dem Rotäugigen an, dass er nervös war. „"Probier es einfach. Du schaffst das, dass weiß ich." Die Fluchkraft an meiner Hand flackerte jedes Mal, wenn ich sprach und mich so nicht vollständig auf sie konzentrierte. Izumi nickte. „Na los. Das wird schon." Sukuna seufzte und schloss dann die Augen, nur noch das Rauschen des Wasserfalles war zu hören, als sich mit einem Mal Sukunas Ausstrahlung veränderte. Izumis Hand wanderte automatisch zu seinem Schwert, als auf Sukunas Haut die schwarzen Zeichen erschienen. Beruhigend legte ich meine Hand auf seine und schüttelte leise den Kopf. Immer wieder zuckten Muskeln in Sukunas hübschem Gesicht. Plötzlich riss er die Augen auf, zwei strahlend rote Sterne erhellten die Höhle, die erst Izumi und dann mich musterten, bevor Sukuna den Kopf schief legte und grinste. Er wäre wohl gern auf uns zugestürmt, doch kaum, dass er das tun wollte, sackte er zu Boden und die Zeichen verschwanden wieder.

Schnell ging ich zu ihm herüber und wischte ihm sanft das Blut vom Kinn, dass ihm wieder aus dem Mund lief. „Das war doch ein guter Anfang. Stimmts, Izumi?" Izumi nickte bloß und biss in einen Pfirsich. „Sehr guter Anfang. Aber dieses irre Grinsen beschert mir jedes Mal Gänsehaut. Es wirkt so ... so fremd." Er schob seinen Ärmel hoch, damit ich seine Gänsehaut sehen konnte. „Davon werd ich träumen, ganz sicher." Schmunzelnd sah er dabei zu, wie Sukuna die Augen aufschlug und sich aufsetzte. „Ich probier es gleich nochmal." Izumi und ich reckten beide zustimmend einen Daumen in die Luft.

So ging das den ganzen Tag lang. Sukuna gab sich alle Mühe, die Kräfte im Griff zu haben, sobald er sie zugelassen hatte. Aber jedes Mal schaffte er es nicht und wurde kurz darauf von der Wirkung der Höhle wieder zu Boden gerungen. Nach dem fünften Mal hatten Izumi und ich dann auch erkannt, dass uns hier drin wirklich nichts zustoßen konnte. Also beachteten wir Sukuna irgendwann kaum noch, wenn er Zentimeter von uns entfernt, wieder zu Boden sackte, nur um es gleich darauf erneut zu probieren. In der Zeit erklärte Izumi mir, wie ich die Fluchkraft besser im Griff hatte und wie ich sie in Gegenstände leiten konnte, wenn wir uns nicht gerade vor der Höhle die Füße vertraten. Als Übungsgegenstand nahmen wir kurzerhand einen der Steine, die hier herumlagen. „Wenn die zerspringen, ist das egal." Meinte er und reichte mir einen neuen Stein, nachdem der Letzte unter zu viel Fluchkraft zersprungen war. Mit einem Mal realisierte ich, wie still es in der Höhle war. Ein Blick zu Sukuna verriet mir auch, warum. Mit geschlossenen Augen saß er an der Wand, die schwarzen Male überzogen seine Haut. Irgendwann hatte er sich nicht mehr die Mühe gemacht, sich das Blut vom Mund zu wischen, sodass er aussah, als hätte er ein Reh bei lebendigem Leib gegessen. Izumi schien den gleichen Gedanken gehabt zu haben, er grinste nämlich breit und hielt sich die Finger wie Rehgeweihe an den Kopf.

Leise kichernd gab ich ihm einen Stoß und ging dann einen Schritt auf Sukuna zu. „Alles okay?" Izumi und ich hielten beide den Atem an, gespannt, was passieren würde. Schließlich nickte Sukuna und öffnete die Augen. Gleißendes Rot traf mich. Doch dieses Mal machten mir seine Augen keine Angst. In ihnen lag derselbe weiche Ausdruck, mit dem er mich immer ansah. „Alles okay." Ich seufzte zufrieden. „Du hast es geschafft!" freudig warf ich meine Arme um ihn, was er schließlich vorsichtig erwiderte. Fasziniert fuhr ich mit meinem Finger die Zeichen in seinem Gesicht nach, auf seiner Stirn, seinem Kiefer, seinem Kinn. „Der hier ist süß." Lächelnd strich ich über den dünnen Strich, der quer über seine Nase verlief. Sukuna schloss unter meiner Berührung die Augen. „Dann hast du ... keine Angst?" fragte er leise. Kopfschüttelnd gab ich ihm einen Kuss. „Nein, ich habe keine Angst." Izumi zog mich von seinem Freund herunter. „Lass ihn mal aufstehen. Geh ein paar Schritte, Sukuna."

Sukuna lief einige Runden durch die Höhle, einige der großen Steine hob er ohne Mühe auf und trug sie mit einer Hand herum. Das konnte Izumi natürlich nicht auf sich sitzen lassen und als Sukuna einen der Steine wieder abstellte, gab sich Izumi alle Mühe, ihn ebenfalls hochzuheben. Doch egal, wie sehr er sich auch anstrengte, er schaffte es nicht. Seine Bemühungen wurden mit der Zeit auch immer alberner und als er sich irgendwann mit dem Rücken dagegenstemmte und sich immer noch nichts rührte, gab er schließlich auf. Grinsend sah ich dabei zu, wie ihm fast die Augen aus dem Kopf fielen, als sein Freund den Stein wieder aufhob. Das kratzte an seinem Ego, dass konnte ich sehen. „Bei den Ahnen, da kann man glatt neidisch werden." Meinte er dann und stemmte die Hände in die Hüften. Sukuna stellte den Stein wieder ab, sein leuchtender Blick streifte den Wasserfall. „Das ich es hier drin im Griff habe heißt nicht, dass es außerhalb der Höhle auch so ist." Izumi kratzte sich am Kopf. „Hast du es hier drin denn vollständig im Griff?" wie bei einem Chamäleon der Farbwechsel huschten die Zeichen über Sukunas Haut und verschwanden wieder, zusammen mit dem Licht in seinen Augen. „Das ist ein ja. Oder?" Sukuna nickt auf meine Frage hin. Doch kaum, dass wir die Höhle verließen, machte Sukuna am Absatz kehrt und kam ohne Zeichen wieder heraus, einen verzweifelten Ausdruck in den Augen.

„Wie erwartet. Außerhalb ist es bei Weitem nicht so einfach wie in der Höhle."

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Kapitel 24 coming right up!

Eure Erin xx

Ancient Love (Sukuna X MC)/FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt