Kapitel 64

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Es wurde ein ... intensives Gespräch und nachdem ich sicher eine Stunde auf Izumi eingeredet hatte, lag er eine Weile still in seinem Bett und beäugte immer wieder misstrauisch den Zugang in seinem Arm, durch den Schmerzmittel und Antibiotika in seinen Körper flossen. Bis jetzt hatte er nicht ein Wort gesagt und ich hatte mir alle Mühe gegeben, so gut wie möglich zu erklären, was passiert war, seit wir hier waren. Das alles hatte er ja nicht mehr mitbekommen.

Wo wir waren.

Die Zeitreise.

Nicht, dass ich die Sache mit dem Tunnel besser verstehen würde als er es könnte. „Bitte. Bitte, sag was, Izumi." Seine hellbraunen Augen zuckten zu mir und zum x-ten Mal, seit er aufgewacht war, drückte er den Knopf für das Licht auf der kleinen Fernbedingung, die auf dem Nachttisch gelegen hatte.

Ein.

Aus.

Ein.

Aus.

Fasziniert sah er dabei zu, wie das Deckenlicht immer wieder an- und ausging. Jetzt hob er die Fernbedienung, so gut es mit den dick bandagierten Händen ging, hoch und begutachtete sie von allen Seiten. Nachdem nur seine halben Finger aus den Verbänden herausschauten, fiel sie ihm wieder aus den Händen. Doch er ließ sich davon nicht beirren, hob sie wieder auf und roch daran.

Ein.

Aus.

Ein.

Aus.

Gott, die Leute in den Häusern gegenüber mussten denken das er eine Nachricht per Lichtsignal überbringen wollte. Unschlüssig und auch etwas überfordert sah ich ihm dabei zu, wie er die Fernbedienung wieder fallen ließ und jetzt mich ansah. Erst wusste ich nicht, was da in seinen Augen war, doch dann wurde es mir klar.

Es war doch tatsächlich Schalk.

„Das erklärt viel, was dich betrifft, Kleines."

Ein geschnieftes Lachen später hatte ich ihn in den Armen, spürte, wie er ebenfalls seine Arme um mich schlang und mich an sich drückte. „Ich weiß, dass du mich nie anlügen würdest. Ich vertraue dir mit meinem Leben, Kleines. Immer." Immer mehr Tränen liefen mir über das Gesicht und auch immer mehr tropften mir auf die Schulter. „Nicht weinen." Sanft wischte ich meinem Freund die Tränen vom Gesicht und küsste seine Stirn. „Es wird alles gut werden. Ich bin da und pass auf dich auf." Izumi nickte, der Schalk in seinen Augen war endloser Überforderung gewichen und ich sah, dass er bloß versuchte, durch Humor die neuen Umstände zu verarbeiten. „Ich werde jetzt einige der netten Leute holen, von denen ich dir erzählt habe, ja? Sie werden nach dir schauen, ob alles okay ist." Izumi nickte. „Die Heiler." „Wir sagen Ärzte." „Ärzte. Ein schweres Wort." Sanft nahm ich wieder seine Hand. „Sie werden Fragen stellen. Ob du Schmerzen hast und wie es dir geht. Einfach ehrlich sein, dann wird das werden." Als ich an der Türe angekommen war, rief Izumi nach mir. „Elea?" ich drehte mich zu ihm um und sah dabei zu, wie er etwas herumdruckste. „Kommst du wieder zurück?" fragte er dann leise und sah mich verunsichert an. Mir blutete das Herz, als ich ihn wie ein Häufchen Elend in dem Krankenhausbett sitzen sah.

„Ich würde dich nie zurücklassen, Izumi. Niemals."

Ich war ganz überrascht davon, wie gut Izumi mitarbeitete. Er wirkte fast so, als wäre er aus dieser Zeitlinie und redete mit der Ärztin sogar über Pferde und das Wetter. Sicher, hier und da sagte er schräge Sachen, zum Beispiel dass wir nach den jüngsten Vorfällen einen neuen Kaiser bräuchten. Aber die Ärztin schob das alles schmunzelnd auf die Schmerzmittel und bat eine der Nachtschwestern, etwas zu essen zu bringen, bevor sie uns wieder allein ließ.

„Wie geht es dir?" fragte er nach dem Essen und musterte mich von oben bis unten. „Gut denke ich." „Aha." Izumi nickte und löffelte, so gut es eben mit den bandagierten Händen ging, den Rest Fruchtjoghurt aus der Schale. „Und jetzt probieren wir es Mal mit der Wahrheit. Dich bedrückt doch etwas." Etwas nervös zupfte ich an dem Saum meines Shirts herum. „Diese Behandlungen an solchen Orten," ich deutete auf unsere Umgebung, „sind sehr teuer und du bist nicht versichert. Von daher weiß ich nicht, wie ich das zahlen soll." Izumi wusste zwar nicht, was eine Versicherung war, aber ich sah ihm an das er begriff, dass es ernst war. Doch mit einem Mal sprang er so schnell aus dem Bett, dass ich ihm kaum mit dem Auge hätte folgen können und drückte mich hinter sich. „Wer bei den Ahnen bist du?" fauchte er außer sich vor Wut, seine bernsteinfarbenen Augen glühten, als ich über seine Schulter spähte.

Und den weißhaarigen Mann entdeckte, der mit den Füßen auf dem Tisch in einem der Sessel saß und lächelnd eine Kreditkarte schwenkte.

„Euer Geldsegen, mein Freund. Das nenn ich mal Timing."

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Viel Liebe für euch von

Eurer Erin xx

Ancient Love (Sukuna X MC)/FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt