Kapitel 22

277 20 2
                                    

Sturm und Wolke, Muri hatte die beiden Kätzchen nach ihren Fellfarben benannt, turnten munter unter dem niedrigen Tisch herum und hin und wieder quiekte einer von uns auf, wenn er von den kleinen Krallen getroffen wurde. Muri kam gar nicht dazu, richtig zu essen, immer wieder verschwand sein Kopf unter dem Tisch, um den Kätzchen beim Spielen zuzusehen. „Ich hab mir Gedanken gemacht. Wegen deinem Problem. Vielleicht gibt es eine Lösung." Ich deutete lächelnd mit meinen Essstäbchen auf Sukuna, der sich augenblicklich versteifte. Izumi, der zum Frühstück gekommen war und bereits einen Kratzer von Wolke im Gesicht hatte, zog die Augenbrauen hoch. „Ich möchte nicht, dass du dir darum Gedanken machst, Elea." Sukuna atmete tief durch sah mich dann an. „Das ist nicht dein Problem." „Aber ..." „Kein aber." Sein Blick wurde ungehalten und schürte den Frust in mir. Wütend legte ich die Stäbchen auf dem Tisch ab. „Ich will dir helfen, Sukuna!"

„Man kann mir nicht helfen!"

Mit einem lauten Rumms landete seine Faust auf dem Tisch, Wolke und Sturm rasten mit schreckgeweiteten Augen unter dem Tisch hervor und sprangen mir zitternd in die Arme. Das Rot in Sukunas Augen sprühte quasi Funken, sein Kiefer spannte sich an, als er mich ansah. „Niemand kann mir helfen, Elea! Auch du nicht! Also misch dich nicht in Angelegenheiten ein, die dich nichts angehen!" eilig stand ich auf und nahm die beiden Kätzchen auf die Arme. Noch nie hatte Sukuna mir gegenüber die Stimme erhoben. Dementsprechend erschrocken war ich auch. „Wie kann man nur so stur sein." Meine Stimme zitterte, als ich mich umdrehte und das Esszimmer verließ in Richtung Innenhof. Dort angekommen ließ ich mich auf einer der Bänke nieder und setzte die beiden Kätzchen am Boden ab, die sich ängstlich umsahen. „Na geht schon. Hier passiert euch nichts. Geht ruhig spielen." Ich strich beiden beruhigend über die kleinen Köpfchen und atmete erleichtert auf, als sie begannen, sich durch den Hof zu jagen.

„Alles in Ordnung?" Izumi hatte den Hof betreten und lief zu mir herüber, immer darauf bedacht, nicht auf die beiden Katzen zu treten. „Warum lässt er sich denn nicht helfen?" der Jujuzist setzte sich neben mich auf die Bank und sah den Kätzchen beim Spielen zu. „Du weißt doch, wie er ist." Augenrollend nickte ich. „Sicher weiß ich das. Aber ich mein es doch bloß gut. Jedes Mal straft er sich damit, allein in dieser verflixten dunklen Höhle zu sitzen, bis es vorbei ist. So kann das doch nicht weitergehen. Und ich kann mir das auch nicht mehr lange ansehen, das zerreißt mir jedes Mal das Herz." Ich schlug die Beine übereinander. „Ich glaube, dass er lernen kann, das zu kontrollieren. Was man Unterdrücken kann, wenn auch nicht ewig, kann man auch kontrollieren. Unterdrücken ist auch eine Art der Kontrolle." Izumi zauste sich das Haar. „Ja, das stimmt. Kontrollieren könnte er es. Tut er schon zu einem Teil dadurch, dass er es ein Stück weit im Griff hat." Jetzt nickte er mir anerkennend zu. „Das hast du alles richtig erkannt. Aber das möchte er nicht." Ich hob den Blick und ließ die warmen Sonnenstrahlen über mein Gesicht tanzen. Wolkes weißes Fell war mittlerweile ganz braun von all dem Staub, nießend rannte das Kätzchen über den Hof, seinem Bruder hinterher. „Warum nicht, Izumi?" Izumi sah mich an und wand dann den Blick ab. „Weil es ihn an etwas ... Dunkles erinnert. An etwas Böses. Und damit möchte er nichts mehr zu tun haben." Izumi hatte nicht unrecht mit dem, was er sagte. Sukuna war mehr als nur böse gewesen in jener Nacht.

Er war nicht er selbst gewesen.

Nie hatte ich mich mehr gefürchtet als in diesen Momenten. „Sagt er immer die Wahrheit, wenn er so ist?" eine vorsichtige Frage. Izumi hatte einen Stock aufgehoben und ließ ihn über den Boden huschen, dicht gefolgt von den Kätzchen. „Wenn er damit jemandem schaden oder sich selbst eine Freude bereiten kann. Ja." Ich schluckte und betrachtete Izumis Gesicht genauer. Schon fast selig sah er den beiden Kätzchen dabei zu, wie sie versuchten, den Stock zu fangen. „Was hat er zu dir gesagt in jener Nacht, Elea?" überrascht zog ich die Augenbrauen in die Höhe. Schmunzelnd schüttelte Izumi den Kopf. „Deine Frage kommt nicht von Ungefähr." Unsicher kneteten meine Finger den Stoff meines Kimonos, ich konnte ihm nicht in die Augen sehen, als ich es aussprach. „Er sagte, du seist ein Kindermörder." Der Stock hörte auf, über den Boden zu huschen. Wolke war so schnell gewesen, dass er nicht rechtzeitig bremsen konnte und über den Ast stolperte, dicht gefolgt von Sturm. In einem weißgrauen Fellhaufen purzelten sie über den Platz und rappelten sich niesend wieder auf die Pfoten. Izumis braune Augen waren groß, der Stock zerbrach unter seinem festen Griff. „Dann ... dann stimmt es?" alles in mir brüllte danach, aufzustehen und Izumis Präsenz zu verlassen. Meine Angst rannte panisch im Kreis, schrie mir zu, dass er wirklich durch und durch ein schlechter Mensch war und Sukuna sich in ihm geirrt hatte.

Ancient Love (Sukuna X MC)/FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt