Hinter mir, wir waren bereits einige Meter gegangen, öffnete sich das Hoftor erneut, Hita und die anderen stürmten heraus. „Elea!" als ich mich umdrehte, sah ich, wie sich Riyaka die Tränen aus dem Gesicht wischte. Ich tat mein Bestes, ihr ein warmes Lächeln zu schenken, doch die Tränen auf meinen Wangen verrieten, was für eine Scheißangst ich hatte. „Ist schon in Ordnung." Meinte ich und beobachtete Torito, der an die Seite seiner weinenden Tochter getreten war. „Vielleicht ist das meine Aufgabe, von der du gesprochen hast, Torito." Der Blick des alten Mannes wurde düster, er schüttelte kaum merklich den Kopf. „Wir kommen dich holen! Das verspreche ich dir!" Hita war einige Schritte nach vorn getreten, was einige der Jäger dazu veranlasste, sich vor ihm aufzubauen. Ich schüttelte bloß den Kopf. „Ihr seid mir nichts schuldig, Hita. Wenn, dann bin ich euch etwas schuldig. Mein Leben. Du hast mich gerettet. Vielleicht kann ich euch jetzt retten." Izumi verpasste mir von seinem Pferd aus einen harten Klaps auf den Hinterkopf, der mich wanken ließ. „Mir kommen gleich die Tränen. Und jetzt beweg dich." Sein Blick war starr auf die Gebirgskette vor uns gerichtet. „Wenn wir uns ranhalten, schaffen wir es in zwei Wochen."
Oft drehte ich mich um, in Richtung Dorf, sah dabei zu, wie meine Gastfamilie immer kleiner wurde. Ich war knapp eine Woche bei ihnen gewesen. Aber sie hatten mich gerettet, aufgenommen und versorgt, ohne mich zu hinterfragen. Sie hatten mir vertraut. Die ganze Zeit über hatte ich mich schon gefragt, wie ich je meine Schuld bei ihnen begleichen konnte. Und als ich die wachsende Angst in Riyakas Augen gesehen hatte, war mir klar, dass das meine Chance war. Das ich für sie gehen würde, um sie vor dem zu retten, was jetzt unweigerlich auf mich zukam. Diese Ausmaße meiner Angst. Eine solche Angst hatte ich noch nie gespürt. Es war, als hätte Izumi mir brutal die Zügel meines Lebens aus den Händen gerissen und zerrte mich hinter sich her wie einen sturen Esel, um ihn an den Höchstbietenden zu verschachern.
In diesen zwei Wochen hatte ich mir oft gewünscht, aus diesem Alptraum wieder aufzuwachen.
Doch mein Wunsch war nicht erhört worden und so kam es, dass ich zwei Wochen lang durch das antike Japan eskortiert wurde, umringt von lauter Männern, die sich die Finger nach mir leckten. Durch Zufall hatte ich ein Gespräch überhört. Izumi war der Meinung, unbeflecktes Fleisch ließe sich besser verkaufen. Nur darum schien ich noch nicht vergewaltigt worden zu sein und ich war nicht sicher, ob ich Izumi dafür gegenüber dankbar sein musste. Gefallen würde es ihm sicher. Verdammter Wichser. Ich hätte ihm und den anderen am liebsten die Augen ausgekratzt. An dem Abend, nach diesem Gespräch, hatte ich mich einige Male übergeben, dass bisschen Essen, dass ich hier bekam, wieder ausgekotzt. Schade darum war es sicher, ich wusste ja, woher das Essen kam. Drei weitere Dörfer besuchten wir auf unserem Rückweg, in jedem Dorf wurden mir mitleidige Blicke zugeworfen, Väter zogen ihre Töchter instinktiv von den Jägern weg, als sie meine hagere und dreckverschmierte Gestalt sahen. Sie alle wussten, was mich erwartete und ich sah ihnen an, dass sie froh waren, dass es keinen von ihnen getroffen hatte. Die erste Woche kämpfte ich jeden Tag mit den Tränen, wurde dafür von den Männern verhöhnt und als schwaches Weibsbild tituliert. In der zweiten Woche trottete ich nur noch vor mich hin. Zum Weinen hatte ich keine Kraft mehr und die Blöße wollte ich mir auch nicht mehr geben, wenn man bedachte, dass es nichts bringen würde. Als ich fragte, wohin wir gingen, wurde ich mit Schweigen und einer blutigen Ohrfeige von einem der Männer Izumis gestraft.
Wie jeden Tag lief ich brav neben Izumis Pferd her. Wir stiegen gerade einen Hügel hoch, immer wieder ging mir die Luft aus. Ich hatte viel zu wenig zu essen bekommen, um noch länger durch die Ödnis zu wandern. Doch endlich, oben angekommen, erstreckte sich unter mir, am Fuße der Gebirgskette, die größte Stadt, die ich je gesehen hatte. Ihr Ende konnte man nur erahnen, irgendwo in weiter Ferne. Gewaltige Holzpalisaden schraubten sich in den Himmel, die regelmäßig von schwer bewaffneten Männern bewacht wurden, in der Mitte der Stadt, auf einem kleinen Berg, erhob sich eine Art Palast. Der Weg zum Palast wurde von allerlei altertümlichen Villen gesäumt, die den ganzen Berg bedeckten, umringt von offenbar prächtigen Gärten. Trotz den Schmerzen in meiner aufgeplatzten Wange und meinen wunden Füßen klappte mir der Mund auf, als ich zusammen mit den Männern das mächtige Holztor passierte. Izumi wechselte einige Worte mit den Wachen, die mich kurz darauf flüchtig musterten und uns dann durchwinkten. Nach zwei Wochen in der Ödnis Japans brach die Geräuschkulisse unbarmherzig über mir zusammen. Reges Treiben füllte die Straßen, einige Marktstände säumten die breite Hauptstraße, die direkt auf den Palast zuzuführen schien. Tiere wurden angeboten, Essen, Stoffe, Kleidung. Ich roch Gewürze und Seife.
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Ancient Love (Sukuna X MC)/FanFiction
Fanfiction18+ Holt die Vergangenheit dich ein? Oder kommst du ihr zuvor? Elea war schon immer eine Weltenbummlerin. Nie hatte sie etwas lange an einem Ort gehalten. Immer hatte es sie weitergezogen, von Land zu Land, von Stadt zu Stadt. Bis ihr Weg sie schli...