Es war tatsächlich ganz lustig gewesen, als wir alle am Boden gesessen und den Tee getrunken hatten. Mit jeder Minute hatte ich mich besser gefühlt. Muri hatte lachend erzählt, wie er im Teich im Garten die Kois gefüttert hatte. Wie sich herausstellte war er der Einzige, der die vielen Fische auseinanderhalten konnte und hatte ihnen deshalb Namen gegeben, die er mir alle aufzählte, als Yarana Sukuna um ein Gespräch unter vier Augen bat. Sie waren zwar außer Hörweite, aber ich konnte sehen, wie Yarana auf den Jäger einredete, sich Sukunas Gesicht verfinsterte und er schließlich nickte, als sie ihm eine Schriftrolle reichte. „Keine Sorge, dabei geht es nicht um dich." Muri schien meinen Blick bemerkt zu haben. „Betrifft die Arbeit von Sukuna. Er ist viel unterwegs und oft ist es auch gefährlich." Der Junge senkte die Stimme. „Immerhin kämpft er gegen Monster! Roar!" Muri verzog sein Gesicht zu einer Fratze, bleckte die Zähne und kringelte sich schließlich vor Lachen. „Du solltest ins Bett, Muri." Sukuna und Yarana kamen wieder zu uns zurück. „Es ist spät und du schon viel zu lange auf. Du warst heute Morgen vor mir wach." Muri sprang auf Sukunas Worte hin auf. „Ich wollte doch nur wissen, dass du sicher nach Hause kommst!" Sukuna strich dem Jungen liebevoll über das dunkle Haar. „Das weiß ich sehr zu schätzen, mein junger Freund. Und jetzt geh."
Muri verbeugte sich und verließ dann das Zimmer, ich konnte ihn am Gang laut gähnen hören. „Wir sollten wohl alle schlafen gehen." Yarana räumte die Teetassen auf und begleitete Sukuna und mich in den ersten Stock, in dem sich wohl die Schlafzimmer befanden. Doch auf der Treppe hielt der Jäger plötzlich inne, seine Hand am Geländer verkrampfte sich, ich hörte das Holz unter seinem Griff ächzen. „Yarana. Sei so lieb und zeig Elea ihr Zimmer." Seine roten Augen glühten trotz des spärlichen Lichtes, als er die alte Dame ansah. „Ich komme dann nach." Yarana nickte bloß, Sorge flutete ihre Augen, als er am Absatz kehrt machte und schon fast übereilt das Haus verließ. „Was ist los?" Yarana seufzte, als sie Sukuna hinterhersah und führte mich weiter die Treppe hinauf. „Mir steht es nicht zu, darüber zu sprechen, Elea. Das soll er selbst tun. Aber auf seinen Schultern lastet viel. Manchmal frage ich mich, wie er das alles stemmen kann, ohne zu wanken."
Sie führte mich in einen kleinen Seitenflügel des Hauses, in dem wohl die Schlafzimmer waren. „Platz haben wir hier wahrlich genug." Meinte sie. „Dort drüben schlafe ich, das Zimmer daneben gehört Muri. Sollte etwas sein, zögere bitte nicht, zu mir zu kommen Herzchen." Mit diesen Worten öffnete sie eine weitere Türe, die zu einem recht spärlich dekorierten Zimmer führte. Doch das Wichtigste, ein Bett und eine Kommode, waren da. „Du wirst es dir so einrichten können, wie du möchtest. Sag mir, wenn du etwas willst und ich lass es besorgen." Yarana half mir aus dem Kimono, ihr Blick wurde düster, als sie den Hauch von Nichts an meinem Körper sah. „Morgen wird etwas Neues für dich zum Anziehen da sein, ja? Mach dir keinen Kopf." Schnell eilte sie in ihr Zimmer und kam mit einem von ihren, für mich etwas zu kleinen Kimonos zurück. „Hier. Das sollte für die Nacht ausreichen."
Zum ersten Mal seit langem schlief ich tief und fest. Ich träumte nicht und dafür war ich dankbar. Bisher hatten mich grausame Bilder gejagt, von einem Traum in den Nächsten, immer weiter und tiefer. Doch das schien endlich ein Ende zu haben. In der Nacht wurde ich nur einmal wach, ich meinte, einen Schrei gehört zu haben. Doch als ich barfuß auf den Gang trat und lauschte, war es totenstill im Haus, also ging ich wieder zurück ins Bett.
„Du bist die Neue? Wie aufregend!" erschrocken fuhr ich aus dem Schlaf auf und stieß mir prompt die Stirn am Kopf der jungen Frau, die sich über mich gebeugt hatte. „Aua! Stürmisch bist du auch noch." Jetzt kicherte sie, ihre roten Locken wippten, als sie sich an mein Bett setzte. „Yarana meinte schon, dass du wohl länger schlafen würdest und Sukuna sagte, wir sollen dich lassen. Aber die Sonne ist schon fast am Zenit und wenn wir dir hübsche Sachen kaufen wollen und ich rechtzeitig zum Kochen zurücksein soll dann müssen wir langsam los!" ihre violetten Augen schimmerten aufgeregt. „Du bist Elea? Schöner Name! Ich bin Akara. Die zweite Haushälterin und Köchin. Nur die Ahnen wissen, wie nötig das hier war. Yarana kann viel, aber kochen? Hast du mal Muris Zimmer gesehen? Der Junge kann auch viel, aber Ordnung halten? Pah!" sie kicherte und senkte dann ihre Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern. „Aber das scheint so eine Männersache zu sein. Sukuna schafft es auch nicht, Ordnung zu halten. Aber wen wundert das, wenn man mit Hausangestellten groß wird, die einem den Allerwertesten pudern?"
„Lass Elea doch auch mal was sagen." Akara zog mir das Kissen unter dem Hintern weg und warf es dem grinsenden Jäger an den Kopf. „Das ist ein intimes Gespräch unter Frauen! Noch nie was von Privatsphäre gehört?" rief sie gespielt empört und nahm Sukuna das Kissen wieder ab. „Unverschämtheit. Sieh zu, dass du Land gewinnst, sonst mach ich heute Abend so viel Chilli in dein Ramen das die Toilette dein bester Freund wird kommende Nacht!" Sukuna hob ergeben die Hände und verschwand dann wieder, ich konnte ihn am Gang lachen hören. Zugegeben, es war ein schönes Lachen. Strahlend wand sich Akara wieder mir zu. „Ich habe dir einen Kimono mitgebracht. Wir haben ungefähr die gleiche Größe! Zieh dich an und dann geht's los!"
Akara verbrachte den Nachmittag damit, mich über den Markt auf dem Kaiserberg zu schleppen und eifrig alles zu kaufen, was mir ihrer Meinung nach stand. Sie schien ein Auge für Kleidung zu haben, denn die Sachen, die sie raussuchte, waren wunderschön. Die Farben passten zu meinen Augen und die Stoffe schmiegten sich eng an meinen Körper. Doch so richtig konzentrieren konnte ich mich nicht. Immer wieder sah ich Leute, die ebenfalls von diesen Monstern befallen waren. Aber es waren die kleineren Ausführungen, kein so Großes wie im Bordell. „Wir nennen sie Flüche. Das ist das, was sie eigentlich sind." Akara war an meine Seite getreten und sah mich ernst an. „Flüche?" sie nickte. „Flüche entstehen aus den negativen Emotionen der Menschen. Hass, Wut, Neid. All sowas eben." Zu zweit machten wir uns auf den Weg zurück zur Villa. „Manche Menschen können sie sehen, aber der Großteil kann es nicht. Und die, die sie sehen können, treiben sie aus. Für die Leute, die keine Flüche sehen können, heißen sie schlichtweg Jäger. Aber eigentlich sind es Jujuzisten." Jetzt grinste sie breit. „Aber erklär mal der breiten Masse, was Flüche sind, wenn sie sie nicht sehen können. Darum hat man sich das Modell mit den Jägern und Monstern ausgedacht. Das ist leichter zu verstehen als Jujuzisten und Flüche."
„Dann ist Sukuna ...?" Akara nickte und strich sich die roten Haare aus dem Gesicht. „Ein Jujuzist, genau. Aus einer sehr mächtigen Familie muss ich dazusagen. Es gibt mehrere große Jujuzistenfamilien. Aber seine? Mit einem Ryomen legt sich niemand an, darum steht die Familie auch dem Kaiserhaus sehr nah. Macht ist hier alles, Elea. Merk dir das. Das ist überlebenswichtig hier in Kyoto." Der Weg wurde steiler, je höher wir den Berg hinaufstiegen. „Bist du auch eine Jujuzistin? Du kannst die Flüche ja augenscheinlich sehen." Akara lachte laut und schüttelte den Kopf. „Frauen werden keine Jujuzisten, Elea. Und selbst wenn ich könnte, würde ich es nicht wollen." Sie schloss die Augen und blieb stehen. „Ich möchte niemanden töten, weder Flüche noch Menschen. Ich möchte bloß kochen können. Das ist meine Passion." Lächelnd hob sie den Korb hoch, den sie am Markt mit allerlei frischem Gemüse gefüllt hatte. „Und Sukuna macht mir das möglich." „Wie hast du ihn kennengelernt?" Akara warf mir über die Schulter einen nostalgischen Blick zu, als sie weiterlief.
„Er hat mich gerettet. Wie dich und Muri auch."
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Eure Erin zurück mit Kapitel 12!
Ihr merkt es (vielleicht) noch nicht, aber wir nehmen langsam Fahrt auf :D
xx
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Ancient Love (Sukuna X MC)/FanFiction
Fanfiction18+ Holt die Vergangenheit dich ein? Oder kommst du ihr zuvor? Elea war schon immer eine Weltenbummlerin. Nie hatte sie etwas lange an einem Ort gehalten. Immer hatte es sie weitergezogen, von Land zu Land, von Stadt zu Stadt. Bis ihr Weg sie schli...