Kapitel 54

126 16 8
                                    

„Woran denkst du?" Izumi war auf den Hof getreten und setzte sich neben mich auf die wackelige Holzbank. Über uns blinkten die Sterne und aus dem kleinen Haus hinter und drangen gedämpft die Stimmen der anderen. „An Muri. Ich hör ihn immer noch meinen Namen schreien." Izumi brummte und schloss die Augen. „Was ist seine Geschichte?" „Muris?" ich nickte und atmete einmal tief durch. „Yarana sagte einmal zu mir, dass jeder in dem Haus eine Geschichte hat. Eine Unschöne." Der junge Jujuzist neben mir blinzelte ein paar Mal und kratzte sich im Nacken. „Muris Geschichte ist so kurz wie schmerzhaft. Eines Tages kam Sukuna spät abends zurück nach Hause, an der Hand hielt er einen kleinen Jungen. Muri war damals zwei oder drei. Konnte gerade laufen, noch nicht wirklich sprechen aber hatte dabei zusehen müssen, wie seine Mutter ermordet wurde. Sie war eine Sklavin gewesen und in ihrer Zeit als solche wohl auch schwanger geworden. Sukuna hatte mir erzählt, dass er nur noch gesehen hatte, wie man Muri aus den Armen ihres zerschlagenen Leichnams gerissen, sie auf einen großen Berg voller toter Tiere geworfen und diesen schließlich angezündet hatte. Und Muri ..." Izumi stoppte kurz und strich sich das dunkle Haar aus dem Gesicht. „Muri muss vor dem brennenden Berg gestanden und gebrüllt haben. Doch niemand hat ihn beachtet. Also hat Sukuna ihn mitgenommen und in der Villa großgezogen."

Nickend wischte ich mir die Tränen von den Wangen. „Drückst du ihn einmal von mir, wenn du zurück bist?" Izumis warme Hand legte sich auf meine Schulter. „Aber natürlich. Ich werde ihm sagen, dass du sicher bist." Sanft legte ich meine Hand auf seiner ab und lächelte ihn an. „Danke dir. Du bist ein guter Freund, Izumi." Erneut sah ich in den Himmel. „Willst du wirklich jetzt schon los?" er stand auf und nickte. „Nachts reise ich am liebsten. Ich weiß nicht, warum, aber die Stille beruhigt mich." Schnell stand ich ebenfalls auf. „Pass auf dich auf, versprich mir das. Und auf die anderen auch." er nickte. „Natürlich. Pass auch du auf dich auf." Ein warmer Schimmer trat in seine Augen. „Kleines." Ein geschluchztes Lachen kam über meine Lippen, als ich ihm um den Hals fiel. Das letzte Mal, als er mich so genannt hatte, hatte ich ihn dafür geohrfeigt und heute würde ich alles dafür geben, ihn das jeden Tag sagen zu hören.

„Du gehst?" Riyaka und Hita waren aus dem Haus getreten und gesellten sich zu uns. „Es wird Zeit. Und ich werde zuhause gebraucht." Hita nickte, sein blondes Haar schillerte im Mondlicht, als er ausholte und Izumi mit der Faust auf die Nase schlug. Blut spritzte, aber Izumi gab keinen Ton von sich. Stumm betrachtete er das Blut auf seinen Händen. „Jetzt sind wir quitt, Jäger." Sagte Hita und reichte Izumi zum Einschlagen die Hand. Izumi zeigte uns ein blutiges Grinsen und schlug ein. „Ja, jetzt. Passt mir gut auf Elea auf." Izumi wischte sich das Blut aus dem Gesicht und ging zu seinem Pferd. „Warte!" Riyaka reichte ihm einen kleinen Beutel mit Proviant und brachte das zweite Pferd aus dem Stall, auf dem ich hergekommen war. „Vergiss dein Tier nicht." Sie reichte Izumi die Zügel, doch dieser sah sie nur einen Moment lang an und schüttelte dann lächelnd den Kopf. „Behaltet es eine Weile. Ich werde es einfach in zwei Monaten mitnehmen. Als euren Beitrag zum Schutzabkommen." Riyakas blaue Augen wurden groß, als sie das hörte. „Du erlässt uns eine Rate?" fragte sie und sah Izumi ungläubig an, als er nickte. „Das ... das ist sehr großzügig von dir." Riyaka verbeugte sich schnell, doch Izumi winkte ab. „Lass das, bitte." Zögerlich streckte er seine Hand aus, ich sah die Unsicherheit in seinen Augen, die schnell Ungläubigkeit Platz machte, als Riyaka ihm dankbar um den Hals fiel. Sie winkte ihm nach, als Izumi auf sein Pferd stieg und den Hof verließ. „Pass auf dich auf, Izumi!" rief sie ihm hinterher. Sofort drehte er sich nochmal um und hob lächelnd die Hand.

„Das werde ich."

-------

Zwei Wochen waren schnell ins Land gezogen und am Tage von Sukunas Hochzeit schaffte ich es nicht, irgendetwas bei mir zu behalten. Das bisschen Frühstück, das ich heruntergewürgt hatte, stieg eine Stunde später wieder aus. „Es tut mir so leid, Liebes." Juna hatte sich neben mich auf das zerschlissene Sofa gesetzt und strich mir über den Rücken. Ich hatte den vieren in den letzten Wochen erzählt, was mir widerfahren war. Anfangs war es ihnen allen schwergefallen, mir zu glauben. Doch als vor einigen Tagen ein Bote des Kaiserhauses in das Dorf kam und am Dorfplatz die Hochzeit der Häuser Ryomen und Zenin verkündete, so wie es ich erzählt hatte, glaubten sie mir. „Ich weiß, wie sich ein gebrochenes Herz anfühlt." Juna zog einen kleinen Kamm aus einer Truhe und begann, meine Haare zu entwirren. „Es tut weh, raubt einem den Atem und die Freude am Leben." Warm strichen ihre Hände durch mein langes Haar, als sie es vorsichtig kämmte. „Ich hatte ... ich hatte gehofft, dass es funktionieren würde. Irgendwie." Sagte ich leise und starrte auf den Boden. „Das tun wir alle, Liebes. Wir alle klammern uns mit allem, was wir haben an den Dingen fest, die wir über alles lieben. Aber oft, zu oft, kommt der Punkt, an dem man loslassen muss. Loslassen kann aber auch ein Zeichen der Liebe sein, Elea." Juna begann, meine Haare zu flechten. „Ich kenne den Ryomenerben zwar nicht, nur Geschichten." Sie machte eine kurze Pause. „Er kann unglaublich grausam sein, Liebes. Aber das muss man sein, wenn man sein Leben lang mit Wölfen zu tun hat so wie er." Ein kleines Lachen entwich ihr. „Aber nach dem, was du uns erzählt hast, liebt er dich von ganzem Herzen." Sie seufzte leise. „Die Zenins sind grausam, Elea, und ich bin mir sicher, dass er dich darum hat kampflos gehen lassen, als sie es verlangten. Sie hätten dich mit Sicherheit dazu gezwungen, der Hochzeit beizuwohnen." Sie kam um mich herum und nahm mein Gesicht in ihre Hände. „Und ich kenne dich, Liebens, um zu wissen, dass du das nicht verkraftet hättest." Meinte sie und legte mir den Zopf über die Schulter.

Juna hatte Recht, allein die Vorstellung, auf Sukunas Hochzeit zu sein verknotete mein Innerstes zu einem harten Knoten. „Die Zenins hätten mir dir gespielt, Elea, wenn sie dich nicht sogar totgespielt hätten wie eine Katze eine Maus." Vor der Türe begann es plötzlich, zu knallen. „Kommt schnell!" Riyaka streckte den Kopf zur Türe herein und als ich mit Juna auf den Hof trat, sah ich in einiger Entfernung, in der Richtung, in der Kyoto lag, das große Feuerwerk am Himmel glitzern. Es war klein, aber doch noch groß genug, um mir zu sagen, was passiert war.

Das Sukuna geheiratet hatte.

---------------

Soo, Kapitel 54 mit etwas altem neuem von dem wir alle wussten, dass es passiert.

Es gibt kein Zurück. Oder?

Eure Erin xx

Ancient Love (Sukuna X MC)/FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt