Unter dem Erwachen des untoten Giganten veränderte sich das Flair in der gewaltigen Höhle schlagartig. Die Decke, die man aufgrund ihrer schier endlosen Entfernung in der Dunkelheit nicht ausmachen konnte, war über und über mit Stalaktiten behangen, die dank der Jahrtausende, wenn nicht Jahrmillionen unter der Erde und dem kalkhaltigen Wasser zu langen Todesfallen herangewachsen waren. Dafür sprachen zumindest ihre langen Spitzen, die man geradeso noch im Zwielicht ausmachen konnte und die bedrohlich im Schein der Fackeln glitzerten. Sollten hier drinnen noch ein paar Mal die Wände wackeln, würde man von ihnen binnen Millisekunden entweder aufgespießt oder erschlagen werden.
Sofern die wandelnden Skelette einen vorher nicht zerrissen.
Dank der vom Boden in Richtung Himmel wachsenden Stalagmiten war es schwer, die sich nähernden Tiere alle im Auge zu behalten. Dafür bot die Höhle zu viele Versteckmöglichkeiten, die sich die toten Tiere zu Nutze machten und immer wieder aus dem Hinterhalt angriffen. Fast schon koordiniert schienen sie zu arbeiten und hatten uns schnell in zwei kleine Gruppen unter den wackelnden Stalaktiten separiert. Bedacht und gnadenlos zogen sie die Kreise um uns immer kleiner, dass Klappern ihrer knochigen Tatzen und Klauen auf dem harten Steinboden erfüllte zu tausend die bebende Höhle und brachten mein Innerstes zum Zittern. Jeder Atemzug fiel mir schwer, die Angst drohte, mir die Luft abzudrehen. Trotz der kühlen Temperaturen schwitzte ich, sodass ich mich darauf konzentrieren musste, nicht den Dolch aus der Hand rutschen zu lassen, sei es jetzt vor Schweiß oder aufkeimender Mutlosigkeit. Egal, wie oft man die wandelnden Knochen mit Fluchkraft oder Waffenhieben wieder in ihre Einzelteile zerschlug, sie fügten sich jedes Mal wieder aufs Neue zusammen, ohne davon Schaden zu nehmen.
Sukuna stand mit mir Rücken an Rücken, doch auch seine Fluchtechniken schienen hier nicht auf allzu fruchtbaren Boden zu fallen. Zwar schaffte er es, die Knochen in derart kleine Teile zu zerschneiden, dass sie sich nicht mehr zusammenfügen konnten. Dafür traten an die Stelle eines gefallenen Knochenhaufens zwei neue Skelette, scheinbar noch rasender und entschlossener als ihr Vorgänger. Die Skelette, die er verbrannte, torkelten zusammengeschmolzen und durch den Ruß schwarz und damit kaum mehr sichtbar weiter auf uns zu, sodass er das mit dem Feuer schnell wieder sein ließ, um nicht noch mehr Skelette der Schwärze der Höhle anzupassen. Kiyo war der Einzige, der sich auf einen Felsvorsprung hatte retten können, doch ob das wirklich seine Rettung war, wagte ich angesichts der vielen Höhlenlöwen zu bezweifeln, die sich an den rauen Steinwänden zu ihm hochzogen. Mit einem lauten Schrei schlug er einem der Löwen einen scharfkantigen Stein an den Kopf. Fauchend fiel der Löwe in die Tiefe, riss dabei zwei seiner Kameraden mit und zerschellte mit ihnen in seine Einzelteile, die sich auch gleich wieder knurrend zusammenfügten und die verlorene Distanz im Bruchteil einer Sekunde wieder rausgeholt hatten.
Fuji war zusammen mit Hita ein gutes Stück von uns weg zum Stillstand gekommen und schlug erbarmungslos auf die untoten Höhlenbewohner ein. Die Klinge seines Katanas glühte hell im Licht der darumtanzenden Fluchkraft, doch genau wie wir anderen konnten auch er und Hita keinerlei Erfolge verzeichnen. Hita schlug sich überraschend gut, auch wenn ihm die blanke Angst offen ins Gesicht geschrieben stand, als er sich schreiend in den Nacken packte, dass kleine Skelett eines Skorpions aus seinem Hemd zog und achtlos in die Menge warf. „Das bringt alles nichts!" Fuji wich den blitzenden Klauen eines Bären aus und scheiterte bei dem Versuch, zu mir und Sukuna zu kommen. „Das ist Nekromantie! Solange der Nekromant also noch steht, ist alles, was wir tun, für'n Arsch!" ein Blick in Richtung des toten Giganten. Der Nekromant war verschwunden. Er stand zumindest nicht mehr auf dem Kopf des toten Riesen, sondern zog die Fäden jetzt viel mehr aus den Schatten der Höhle heraus. Fast so, als hätte er Fujis Worte gehört, riss der tote Riese den echsenartigen Kopf herum. Seine Augenhöhlen mochten leer sein und doch meinte ich, wie bei dem Kind im Gefängnis, darin Emotionen lesen zu können. Glühender Hass brannte in dem leeren Schädel, als der Boden erneut zu beben begann. Dicke Risse öffneten sich unter dem gewaltigen knochigen Brustkorb im Boden, aus denen der echsische Gigant seine über die Jahrtausende im Stein eingesperrten Beine samt klauenbewehrter Pranken zog und brüllend auf Fuji zustapfte. Unter jedem donnernden Schritt verlor jeder von uns samt der untoten Tiere um uns herum das Gleichgewicht und stürzten zu Boden. Ich schmeckte Blut, als ich mich instinktiv auf den Rücken fallen ließ, um meinen Bauch zu schützen.
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Ancient Love (Sukuna X MC)/FanFiction
Hayran Kurgu18+ Holt die Vergangenheit dich ein? Oder kommst du ihr zuvor? Elea war schon immer eine Weltenbummlerin. Nie hatte sie etwas lange an einem Ort gehalten. Immer hatte es sie weitergezogen, von Land zu Land, von Stadt zu Stadt. Bis ihr Weg sie schli...