Kapitel 73

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Einige Tage zogen ins Land, die wir alle damit verbrachten, uns auf die Arena vorzubereiten. Wir alle hatten ein mulmiges Gefühl im Bauch, niemand wusste so richtig, was in den Arenen auf einen wartete. Immerhin gab es kein Zurück, sobald man eine von ihnen betreten hatte. Shoko hatte mich eines Morgens zur Seite genommen und mir geraten, die anderen nicht zu begleiten. Damit ich und das Baby sicher waren. Ich hatte die Sorge in ihren dunklen Augen gesehen und ich wusste auch, dass sie es nur gut meinte. Genau wie Izumi. Auch mein Freund hatte diesen Gedanken gehabt, ich hatte ihn ihm angesehen, als er mir eines Morgens nach meinem Erbrechen geholfen hatte. Aber im Gegensatz zu Shoko hatte Izumi diesen Gedanken nie ausgesprochen, weil er wusste, dass er damit bei mir auf Granit beißen würde. Weil er wusste, dass mich etwas zu diesem Schleier zog, zu etwas dahinter. Genau wie ihn selbst. Zu Sukuna. Ich musste ihn sehen, auch wenn er ... wenn er jetzt anders war. Ich musste es mit eigenen Augen sehen, was aus ihm geworden war.

Was die Zeit ihm angetan hatte.

Izumi war bereits ins Bett gegangen, aber ich hatte nicht schlafen können. Also hatte ich mich mit meinem Reisebuch auf das Fenstersims gesetzt und war dabei, dass Ultraschallbild einzukleben, das die Ärztin neulich gemacht hatte. Shoko hatte mich zumindest zu einer Untersuchung überreden können und auch, wenn ich erst in der achten Woche war, hatte es mir trotzdem die Tränen in die Augen getrieben, dass kleine Häufchen auf dem Monitor zu sehen. Selbst Izumi, der es sich nicht hatte nehmen lassen, mitzukommen, fand das alles unglaublich spannend und lief tomatenrot an, als die Ärztin fragte, ob er denn der Vater sei. „Wo ist der Kindsvater denn?" die Ärztin hatte uns beide fragend angesehen und sich mit meiner knappen Antwort mitfühlend zufriedengegeben.

„Das weiß ich nicht, wo er genau ist. Aber ich wünschte, ich täte es."

Der warme Nachtwind wehte mir die Haare immer wieder ins Gesicht und als ich sie schlussendlich hochsteckte, sah ich etwas aus dem Augenwinkel am Waldrand stehen. Oder eher, jemanden. Immer wieder blinzelte ich, aber nein. Er stand nach wie vor am Waldrand und sah zu mir hoch. Blitzschnell war ich aus dem Fenster gesprungen und rannte auf den Wald zu und je näher ich kam, umso besser sah ich das warme Lächeln auf seinen Lippen. „Sukuna! Sukuna!" Freudentränen liefen mir ungehemmt über das Gesicht und als ich über die Trümmer geklettert war, versiegten sie plötzlich.

Er war verschwunden.

Hektisch sah ich mich um, bis seine Stimme an mein Ohr drang. Sie kam aus dem Wald direkt vor mir. „Kommst du zu mir, Prinzessin?" schniefend betrat ich den Wald und seine angenehme Atmosphäre. Warmer Wind strich über meine Haut, hunderte von Glühwürmchen flogen lautlos durch die Luft und schimmerten mit den Sternen am klaren Nachthimmel um die Wette. „Sukuna?" das weiche Gras knisterte leise unter meinen nackten Füßen, als ich den kleinen Pfad entlangschritt und nach kurzer Zeit den Wald wieder verließ und auf die Klippe zulief, von der aus man den Schleier sehen konnte.

Dort, am Rand der Klippe stand Sukuna mit dem Rücken zu mir. Der Wind zauste ihm das helle Haar, dass im Licht des vollen Mondes schimmerte und die Muskeln unter seiner gebräunten Haut in Szene setzte. „Sukuna?" auf meine Frage hin drehte er sich um und breitete lächelnd die Arme aus, ein rotes Feuer in den mir so vertrauten Augen. „Komm her." Weinend lief ich ihm in die Arme und schluchzte unkontrolliert, als er seine Arme um mich schlang und an sich drückte. In dem Moment fühlte sich alles richtig an und ich hatte das Gefühl, nach langer Zeit wieder aufatmen zu können. „Ist okay, Prinzessin. Lass es raus." Sukuna küsste meinen Scheitel, seine Hand strich sanft über meinen Rücken. „Ist gut. Ich bin ja da, hmm? Nicht weinen. Das bricht mir das Herz, dich so zu sehen." Sanft nahm er mein Gesicht in seine Hände und wischte mir mit den Daumen die Tränen aus dem Gesicht. „Was bedrückt dich so, Prinzessin?"

Verständnis und Mitgefühl lagen in seinen Augen, als er meine Hand nahm und sich mit mir an den Rand der Klippe setzte. „Ich ... ich ... ich hab dich vermisst. So schrecklich." Würgte ich zwischen zwei Schluchzern hervor. Sukunas Lächeln wurde traurig, als er mich an sich zog und meinen Kopf auf seine Schulter betete. Der Mond stand groß und voll über dem riesigen Schleier, unterstrich das Unheilvolle, das von ihm ausging.

Den Tod.

„Ich dich auch, Prinzessin. Wie verrückt. Es tut mir sehr leid, dass ich dich allein gelassen habe. Das ... das ich es nicht geschafft habe, für dich da zu sein." Sein roter Blick verlor sich in der Ferne, eine Träne löste sich aus seinem Augenwinkel und tropfte zu Boden. „Ich hatte alles gegeben und doch war es nicht genug gewesen, um dich zu beschützen." Sukuna nahm meine Hände und küsste sie. „Und jetzt stehst du hier allein vor all dem Chaos, dass mein Versagen hinterlassen hat." Energisch schüttelte ich den Kopf, kämpfte mich auf die Knie und nahm sein Gesicht in meine Hände. „Sprich nicht so von dir. Du hast alles gegeben und für mich ist das genug. Für mich ist es immer genug, ja? Alles, was du tust, ist gut genug für mich." Sukuna nickte und drückte mich an sich. „Ich habe immer versucht, die Dinge friedlich zu lösen. Auf humane Weise." Er seufzte. „Aber womöglich war das der falsche Ansatz." Kopfschüttelnd setzte ich mich auf seinen Schoß. „Ein Herz zu haben ist nie eine Schwäche, Sukuna." Sanft drückte ich einen Kuss auf seine Brust. „Ich liebe dein Herz, so wie es ist. Ich liebe dich, so wie du bist." Weich strichen seine Finger über meine Lippen, ehe er mich küsste. Eine berggroße Last fiel von meinen Schultern, als seine Zunge über meine strich und seine Hände sich um meine Hüften legten.

„Hier ist nichts, was du noch retten kannst." Sagte er plötzlich, es schien, als würde er einer Stimme lauschen, die ich nicht hören konnte. „Was? Warum sagst du das?" Panik machte sich in mir breit, als Sukuna mich von sich herunterschob und aufstand, sein Blick heftete sich an dem Schleier fest, der begann, zu pulsieren. „Hier ist nichts, was du noch retten kannst, Elea. Lauf weg. Komm nicht." Jetzt sah er mich an, ein stummes Flehen in den Augen. „Hier ist nichts, was du noch retten kannst." Ein Schrei kam ihm über die Lippen, erschrocken wich ich vor ihm zurück, als er nach hinten taumelte und sich an den Kopf faste, offenbar gegen etwas in sich ankämpfte.

Wie in jener Nacht damals.

Ein heiseres Lachen ertönte, als sich die schwarzen Male über seine Haut zogen und als Sukuna den Kopf hob, war alles Menschliche aus seinen Augen verschwunden. Mit einem brutalen Tritt katapultierte er mich über den Rand der Klippe, kniete sich an ihren Rand und sah mir lachend beim Fallen zu.

„Wann kommst du spielen, kleine Elea?"

Schreiend fuhr ich auf und blickte in besorgte braune Augen. „Elea! Elea bei den Ahnen, beruhig dich doch!" Izumi hatte meine Arme gepackt, ließ sie aber sofort los, als er sah, dass ich ihn erkannte. „Izumi!" sofort hatte er mich in seine Arme gezogen.

„Ist alles gut. Es war nur ein Traum."

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Kapitel 73 und wir haben etwas mehr Input, der womöglich ein Taschentuch erfordert.

Eure Erin xx

Ancient Love (Sukuna X MC)/FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt