Kapitel 113

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Izumi war wie ein verwundetes Tier vor dem engen Eingang, der zu uns führte, auf und ab getigert. Die lange Höhle, in der er neben dem reißenden Fluss auf uns gewartet hatte, war von wütenden Ausbrüchen der riesigen Echse nicht verschont geblieben, die Vibrationen mussten durch den Stein bis hier her gelangt sein. Im Wasser lagen große Steine, die wohl unter dem Wackeln der Wände von der Decke gestürzt waren und Izumi von oben bis unten gebadet hatten. Tropfnass stand er auf dem kleinen Vorsprung und als er uns im Zwielicht des engen Ganges ausmachte, fiel ihm eine zentnerschwere Last von den Schultern und er ließ sich bereitwillig von mir in die Arme schließen. Ich konnte ihn vor Erleichterung zittern spüren, als er mich an sich drückte. „Dir geht es gut?" fragte er mit einem Blick auf meinen Bauch und lächelte, als ich nickte. „Und dir?" mit dem Daumen strich ich über die vielen Kratzer in seinem Gesicht. Es wirkte, als wäre er von kleineren Steinen getroffen worden und hatte nicht ausweichen können. Aber ansonsten schien es ihm gut zu gehen und das reichte mir.

Die Erleichterung auf seinem Gesicht wurde von Unglauben und Misstrauen abgelöst, als er im Licht von Sukunas Feuer sah, wie wir alle aussahen. Hita und Kiyo stützten einander, um nicht umzukippen. Beide waren voller blutiger Biss- und Kratzwunden, die im Licht von Sukunas schwachem Feuer beunruhigend ernst wirkten. Fujis Arm war nach wie vor gebrochen und ich wollte gar nicht mehr darüber nachdenken, wie schwer es gewesen war, ihn die steile Wand hinaufzubekommen, um weiter durch den kleinen Gang zum Fluss zu kommen. Sukunas Gesicht war eine einzige blutige Maske, den Tritt der Echse aufzuhalten hatte ihn alles an Kraft gekostet, sodass es ihm schwerfiel, sowohl das Feuer als auch sich selbst aufrecht zu erhalten. Der Einzige, der ohne einen Kratzer als Letzter aus dem Gang trat, war Cadis.

Und das fiel Izumi natürlich auf.

Kolki krähte verschreckt auf und versteckte sich unter Cadis' Hemd, als Izumi sich vor Cadis aufbaute und ihn mit leerem Blick musterte. Ihm war nicht entgangen, wie ruhig wir alle in Cadis' Nähe waren und schien daraus auch die richtigen Schlüsse zu ziehen. „Wenn es dir hilft, Freund meiner neuen Freunde; du wärst tot noch ehe du mich erreicht hättest." Cadis' Stimme war so ruhig wie immer, als er mit seinem Stab auf den Boden klopfte und sich irgendwo, weiter hinten den Fluss entlang in der Dunkelheit, klappernd Knochen erhoben. Schwerfällige Schritte hallten durch die lange Höhle, erneut hörte ich lange Zähne klappern und kaum einen Herzschlag später stand zwischen uns das Skelett eines großen Höhlenlöwen. Sein langer, knochiger Schwanz begann zu wackeln, ein tiefes Schnurren ertönte, als Cadis ihm liebevoll über den Schädel strich und amüsiert dabei zusah, wie Izumi weiß um die Nasenspitze wurde.

„Der Tod ist überall und meine Macht damit so gut wie grenzenlos."

Cadis lächelte ein warmes Lächeln und schickte den Löwen zurück in die Dunkelheit, wo er sich klappernd wieder schlafen legte, bevor er sich zu uns umdrehte. „Es tut mir sehr leid, dass ich euch so zugerichtet habe. Aber als ich Sukas Zwilling in der Höhle habe stehen sehen dachte ich, es wäre er selbst. Und nicht Sukuna. Ich dachte, er wäre gekommen, um mich aus dem Verkehr zu ziehen, also habe ich alle Register gezogen, die mir zur Verfügung standen." Er schüttelte den Kopf, Sorge schimmerte in seinen goldenen Augen, als er den Stab wieder auf seinem Rücken verpackte. „Ihr solltet euch ausruhen und wieder in Form bringen, bevor wir sprechen." Er zückte einen Zettel samt einem Kohlestück und kritzelte etwas darauf, bevor er mir den Zettel reichte. „Dort treffen wir uns. Morgen Abend. Ich werde dort auf euch warten." Mit diesen Worten kehrte er uns den Rücken zu und verschwand wieder in den kleinen, engen Gang und ließ uns neben dem reißenden Fluss zurück.

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Fuji wurde in einem unserer Gästezimmer untergebracht und schlief trotz seines gebrochenen Armes relativ schnell ein, genau wie der Rest. Dafür war es zu viel Aufregung gewesen, zu viel Adrenalin, dass uns allen den letzten Funken Kraft geraubt hatte und mir den Geist vernebelte. Kiyo und Hita waren auf dem Sofa eingeschlafen, Sukuna hatte es hoch in unser Zimmer geschafft und Izumi lag in einem weiteren Gästezimmer und schnarchte vor sich hin, als ich leise die Türe schloss und ebenfalls ins Bett ging. Im Halbschlaf nahm mich Sukuna in seine Arme und bekam von dem Gedankenkarussell in meinem Kopf nichts mit. Mir wollten Cadis' Worte einfach nicht aus dem Kopf. Er hatte von einer Maskerade gesprochen. Suka hatte nie mit offenen Karten gespielt, genauso wenig wie Kenjaku, der sich einen Spaß daraus gemacht hatte, sich als Suguru in sein krankes Spiel einzubringen. Das wir also auch jetzt nicht alles wussten war durchaus nicht undenkbar und in einem beunruhigend großen Maße wahrscheinlich. Ich hoffte inständig, dass Cadis' Licht ins Dunkel bringen und die Masken aller Beteiligten endgültig zum Fallen bringen würde.

Wollen wir hoffen, dass die Maske Sukas bedrohlicher war als das, was er bis jetzt hinter ihr verborgen gehalten hatte.

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Ihr Lieben,

Wir sind noch genau ein Kapitel von der Wahrheit entfernt, die sich über 113 Kapitel im Verborgenen aufgehalten und sich köstlich über all das amüsiert hat, was wir und unsere Lieblinge haben durchmachen mussten.

Wenn wir eine Sache aus dieser Geschichte mit ins echte Leben nehmen sollten, dann diese:

Oft ist nichts, wie es scheint und ein zweiter Blick kann nicht schaden. Man könnte überrascht sein von dem, was sich unter der Oberfläche versteckt.

Eure Erin xx

Ancient Love (Sukuna X MC)/FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt