„Ich hatte es nie gewollt. Oberhaupt zu sein. Ich war in dem Glauben aufgewachsen, mich nie mit dieser Bürde herumschlagen zu müssen." Sukunas Stimme war kräftig und ruhig, nur seine zitternden Hände auf meinen Schultern verrieten mir seine Nervosität. „Und dann, von einen Tag auf den anderen, war es vorbei. Diese Illusion, nie Verantwortung für jemand anderen übernehmen zu müssen als für mich selbst. Mein Bruder war fort und nicht lange danach auch mein Vater." Sukuna atmete einmal tief durch. „Das ich jetzt heute hier spreche und nicht Suka liegt unter anderem an dem, was Ragiki eben ausgeführt hat." Sukuna löste eine seiner Hände von meiner Schulter und deutete auf das Okkataoberhaupt. „Es liegt aber auch an etwas anderem, an etwas Bösem." Seine Finger verkrampfen sich an meinen Schultern, als er fortfuhr. „Mein Bruder war verflucht, schon von Geburt an." Sukunas Worte waren ruhig, bedacht und im Angesicht der Tatsache, dass zum ersten Mal derart öffentlich über die Sache gesprochen wurde, war das mehr als verständlich. „An mir ist der Kelch vorbeigegangen, nur darum bin ich nie in Raserei verfallen, so wie es er tat. Dieser Fluch hat es ihm unmöglich gemacht, sich zu kontrollieren, sobald der Fluch an die Oberfläche kam, wurde er zu einer emotionslosen Bestie. Einem Monster." Vorsichtig drehte ich den Kopf, um Sukunas Gesicht zu sehen und als ich den unterdrückten Schmerz in seinen Augen sah, wurde mir schlecht. Letztlich hatte er auch sich selbst beschrieben und ich wusste, wie sehr ihm das zusetzte.
Und dass es ihm zunehmend schwerer fiel, es geheim zu halten.
„Doch mit der Zeit hat er es kontrollieren können, wurde besser und besser damit. Er hat das Dorf nicht aus Raserei heraus zerstört. Sondern weil er es so gewollt hat." Sukuna machte eine kurze Pause und räusperte sich. „Und jetzt ist er zurück. Wir wissen noch nicht genau, warum. Aber Fakt ist, dass er es ist. Und das sein Auftauchen nichts Gutes bedeutet." Erinnerungen fluteten meinen Geist, Sukas Hände auf meiner Haut, der selbstgefällige Blick, als er Sukuna in der Türe hatte stehen sehen. Stille machte sich breit, bis Ragiki schließlich lachte. „Das ist die albernste Geschichte, die ich je gehört habe, Ryomen. Was habt Ihr dieses Mal geraucht, dass so eine Geschichte Eurer Fantasie entspringt?" Hayao stimmte in das Lachen mit ein. „Wir erinnern uns alle an Eure Jugend, junger Freund. Die Pfeife ist doch heute noch Euer Begleiter, nicht wahr?" Izumi stand auf. „Es ist alles wahr." „Ach wirklich, Pöbeljunge?" Ragiki lehnte sich vor. „Hast du ihn selbst gesehen? Mit eigenen Augen? Hast du gesehen, dass er zurück ist?" ich sah die Überraschung in Izumis Augen, sah ihn dann langsam den Kopf schütteln. Nein, Izumi hatte Suka nicht zu Gesicht bekommen. Darauf schien Suka geachtet zu haben. Ragiki schnaubte bloß. „Dachte ich es mir. Mal wieder will sich der Pöbel wichtiger machen als er ist." Es folgte eine wegwerfende Handbewegung.
„Ihr irrt euch!"
Alle Köpfe wanderten in Richtung Langbank. Kiyo war wutentbrannt aufgesprungen und einige Schritte nach vorn getreten. „Er ist da, war da und wird es wieder sein. Und er kommt mit einer gewaltigen Flucharmee! Woher ich das weiß? Ich habe es gesehen, mit meinen eigenen Augen. Und Elea auch!" jetzt sahen die Oberhäupter alle mich an. „Heb ruhig weiter den Blick, Elea." Fujis warme Stimme sprach mir Mut zu, also hob ich den Blick. Ich ging sogar noch einen Schritt weiter, stand auf und strich meinen Stofffetzen glatt. „Kiyo hat Recht. Suka hat mich und ihn in einem unterirdischen Höhlenlabyrinth eingesperrt. Kiyo ist da nur zufällig hineingeraten, eigentlich wollte er nur mich, um ... um Sukuna zu schwächen." Fuji nickte mir kaum merklich zu, doch Ragiki grätschte dazwischen. „Lassen wir jetzt wirklich eine Frau und obendrein noch eine Nutte hier sprechen?" Takeru rollte mit den Augen und sah mich dann interessiert an. „Ich will hören, was Sukunas Spielzeug zu sagen hat." Ich ignorierte sowohl Ragiki als auch Takeru und fuhr fort, kämpfte gegen den Drang an, die Hände zu Fäusten zu ballen. Das hätte den Spott nur weiter gefüttert. „Auch ich habe die Armee gesehen und Kiyo und ich, wir sind ihr nur knapp entkommen. Ich habe dafür mein Augenlicht gelassen." Ich hob die Hand und deutete auf mein trübes Auge. „Ist man hier wirklich der Annahme, ich würde das aus Spaß tun? Mein Augenlicht verlieren?" meine Stimme bekam einen leicht wütenden Unterton. „Kiyo wäre fast verblutet, dort unten in dem viel zu engen Gang, in dem man sich weder umdrehen noch richtig atmen konnte!" die Hände in die Hüften gestemmt lief ich auf die Männer zu. „Wir sind dort unten durch die Hölle gegangen, dem Tod von der Schippe gesprungen und ihr wagt es hier, uns unser Leid und vor allem unser Überleben abzusprechen?"
Hayao wollte gerade den Mund öffnen, da erklang plötzlich eine zarte Frauenstimme. Takerus Schwester war aufgestanden, sie sprach so leise, dass man sie kaum verstand. Um ehrlich zu sein, ich hatte schon ganz vergessen, dass sie hier war. Wo doch Frauen grundsätzlich verboten waren. „Wenn Ihr ihnen nicht glaubt, dann glaubt mir." Takeru sah seine Schwester ungläubig an. „Was sagst du da, Tarana?" Tarana hob ihren Schleier an und offenbarte ein zartes, weiches Gesicht mit großen, dunklen Augen. „Ich habe ihn gesehen. Aber das ist schon etwas her. Es ... ." sie schluckte. „Es war in einer Gewitternacht, es hatte schlimm gestürmt draußen. Er hat ein Mädchen durch die Stadt gejagt und sie dabei verhöhnt." Mein Blick huschte zu Sukuna, er und ich wussten, wen sie da gesehen hatte in jener Nacht.
Und Suka war es nicht gewesen.
„Warum warst du draußen, unten in der Stadt?" fragte Takeru jetzt und stand auf. „Du sollst das Haus nicht allein verlassen! Schon gar nicht den Kaiserberg!" Tarana zuckte unter der donnernden Stimme ihres Bruders zusammen und wich einen Schritt zurück. „Ich ... ich wollte bloß spazieren gehen. Ich konnte nicht schlafen. Aber dann hab ich das Mädchen schreien gehört und habe nachgesehen. Und der Mann sah aus wie Sukuna, nur mit vielen schwarzen Zeichen und rot leuchtenden Augen. Es war so beängstigend, er war so brutal und gemein. So könnte Sukuna nie sein." Mir fiel mit einem Mal wieder ein, wer sie war. Sukunas ehemalige Braut. Und offenbar war sie Hals über Kopf in ihn verliebt. Die Oberhäupter tauschten jetzt einige Blicke aus, bis Takeru aufstand und zu Sukuna sah. „Wenn meine Schwester das sagt, dann glaube ich ihr. Sie lügt nicht." Er nickte mir zu. „Die Zenins helfen den Ryomens, allerdings unter einer Bedienung." Sein dunkler Blick wurde schadenfroh, bohrte sich bis in meine Seele und mit einem Mal wusste ich, warum Tarana hier war.
„Die Verlobung zwischen den Häusern Ryomen und Zenin wird erneuert."
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Uuuuund Kapitel 50!
Eure Erin xx
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Ancient Love (Sukuna X MC)/FanFiction
Fanfiction18+ Holt die Vergangenheit dich ein? Oder kommst du ihr zuvor? Elea war schon immer eine Weltenbummlerin. Nie hatte sie etwas lange an einem Ort gehalten. Immer hatte es sie weitergezogen, von Land zu Land, von Stadt zu Stadt. Bis ihr Weg sie schli...