Kapitel 14

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„Das ist keine gute Idee." Izumi löste die Hand von seiner geröteten Wange und sah zu seinem Freund. „Dafür könnten Köpfe rollen. Buchstäblich." Izumi fuhr sich mit dem Finger über die Kehle, um den Ernst des Unterfangens zu verdeutlichen. „Deiner, meiner und schlussendlich auch ihrer." Sukunas Griff an meiner Hüfte wurde etwas fester, doch dann ließ er mich schlussendlich los und verschränkte die Arme hinter dem Rücken. „So schnell würde das nicht von Statten gehen, Izumi. Ich bin immer noch das Oberhaupt der Ryomenfamilie." Izumi verschränkte die Arme vor der Brust. „Das sicher. Aber das ist kein Freifahrtschein, Sukuna." Sukuna lehnte sich an den Tisch und lächelte. „Aber es ist verdammt nah dran."

Gesagt, getan.

Sukuna hatte Izumi überzeugen können und so kam es, dass die beiden sich darum bemühten, heimlich aus mir eine Jujuzistin zu machen. Das das ein langer Weg war, zweifelte ich gar nicht an und so beschlossen die beiden, dass mir Izumi erst die Kampftechniken beibringen sollte, die keine Fluchkraft involvierten. So wollten die Männer die Arbeit unter sich aufteilen. Izumi machte das Grobe und Sukuna würde im Anschluss für den jujutsutechnischen Feinschliff sorgen. Und Izumi schien seine Aufgabe sehr ernst zu nehmen. Jeden Abend brannten meine Muskeln wie Feuer und auch meine Lunge wurde an ihre Grenzen getrieben, oft hatte ich das Gefühl, mein Herz würde jeden Moment den Dienst quittieren. Gerade in den muskelkaterreichen Nächten stellte ich meine Entscheidung in Frage. Aber letztendlich war es das Beste, was ich hier tun konnte. Sengender Schmerz durchschoss meinen Kiefer, als Izumis Tritt mich von den Füßen fegte und ich unsanft über den staubigen Boden des Innenhofes rollte. „Du musst dich konzentrieren, Elea. Deine Gedanken dürfen nicht abschweifen." Sagte er, seine Faust landete donnernd an der Stelle, an der ich bis eben noch gelegen hatte. Gerade noch rechtzeitig hatte ich mich zur Seite gerollt und war auf die Füße gesprungen. Meinem Schlag wich Izumi ohne Mühe aus und verfrachtete mich dafür wieder auf den Boden, der Staub kam tief in meine Lungen und ließ mich husten. Seit einer Stunde ging das jetzt schon so. Izumi hetzte mich durch den ganzen Hof, es gab keine Stelle des Bodens, die ich noch nicht hatte intensiv kennenlernen dürfen.

„Wie wärs, wenn ihr mal eine Pause macht." Sukunas Stimme riss mich aus meinem Trübsal. Sein helles Haar schimmerte im Sonnenlicht, als er, gelehnt an eine der Säulen der Veranda, das Spektakel beobachtete. Er trug, wie Izumi, eine helle Leinenhose und ein dazu passendes Hemd, dass sich an seinen Oberkörper schmiegte und seine Muskeln betonte. „Wie lange stehst du da schon?" hustete ich und schlug Izumis Hand aus, als er mir auf die Füße helfen wollte. „Lang genug, um zu sehen, dass du eine Verschnaufpause brauchst." Izumi vergrub die Hände in den Taschen seiner Leinenhose und verschwand im Haus. Sukuna legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter, als er an ihm vorbeilief und schenkte seinem Freund ein warmes Lächeln, dass Izumi schließlich erwiderte. Ich hatte Izumi noch nie lächeln sehen. Wenn er das tat, sah er schon fast sympathisch aus. Sukuna kam zu mir herüber und half mir schließlich auf die Füße. „Du blutest." Stellte er leise fest und wischte mit seinem Daumen sanft das Blut von meiner Unterlippe, seine roten Augen schimmerten friedlich, als er mich ansah. Für einen Moment hielt er inne und studierte mein Gesicht, sanft strichen seine Finger über meine Wangen, die langsam aber sicher rosig wurden. „Mir fallen deine Sommersprossen erst jetzt auf." Flüsterte er, sein Atem strich über meine Lippen, ich bekam trotz der warmen Temperaturen Gänsehaut, als sich seine Finger um mein Kinn schlangen und mich näher an ihn heranzogen. Kurz hatte ich den Eindruck, er würde mich küssen, so nah schwebten seine Lippen an meinen. Aber da hatte er mein Kinn schon losgelassen und war einen Schritt zurückgetreten. „Izumi scheint seinen Job gut zu machen. Deine Bewegungen werden flüssiger." Perplex sah ich ihn an, verschränkte dann die Arme vor der Brust und senkte den Blick, damit er mein enttäuschtes Gesicht nicht sehen konnte. „Ich hasse ihn für das, was er getan hat." Mein Fuß malte Kreise in den staubigen Boden, Sukuna setzte sich auf eine kleine Bank und schloss die Augen, die Sonnenstrahlen tanzten über sein Gesicht.

„Glaub mir, wenn ich sage, dass er sich dafür mehr hasst als du ihn je dafür hassen könntest."

Ungläubig hob ich jetzt doch den Blick. „Izumi hat es nicht leicht gehabt als Kind und auch, wenn er sein Bestes gibt, sich seinen Dämonen nicht hinzugeben, so schafft er es doch nicht immer." Sukuna streckte sich und lächelte. "Ich erinner mich noch an meine Zeit an der Akademie. Ich war acht, als mein Vater uns einen neuen Schüler vorgestellt hatte. Den ersten Bürgerlichen, der den Aufnahmetest geschafft hatte, den es für die bürgerlichen Kinder gibt. Vor und nach ihm, bis jetzt, hat das keiner geschafft." Jetzt lachte er und strich sich die Haare aus der Stirn. „Ich weiß noch, dass ich es nicht glauben konnte, dass der kleine schmächtige Junge, der daraufhin den Platz betrat, das geschafft haben sollte. Die anderen Kinder haben ihn verspottet. Mit Bürgerlichen gibt sich keiner von unserem Rang ab und wenn doch, dann nur zum drangsalieren. Zudem hatte er damals schon die Narbe." Sukuna fuhr sich selbst in seinem Gesicht über die Stelle, an der Izumi seine Narbe trug. Sein hübsches Gesicht wurde für einen Moment düster, bevor er fortfuhr. „Später hat er ... hat er mal erzählt, wo sie herstammt." Er seufzte. "Und dann sind wir Freundegeworden. " Leise setzte ich mich neben den Jujuzisten auf die Bank und nahm ihm den Wasserkrug ab, den er mir daraufhin reichte. „Mein Vater war ein stolzer Mann, auch er hatte nicht viel für Bürgerliche übrig und war ein Verfechter der Monarchie. Aber er wusste, wann jemand Potential hatte. Und er hat dieses Potential in Izumi gesehen und ihn darum vorgeschlagen, damit er den Test machen konnte. Und jetzt, fast 20 Jahre später ist Izumi mein engster Vertrauter und mein Freund. Ich würde sogar so weit gehen und ihn als Bruder bezeichnen."

Als Sukuna mein nach wie vor misstrauisches Gesicht sah, legte er den Kopf schief und lächelte mich an. „Izumi hat viele Fehler gemacht, so wie wir alle und ich will damit auch nicht sagen, dass du ihm verzeihen musst. Das ist ganz allein deine Entscheidung, Elea. Und so wie mein Vater ein Verfechter der Monarchie war, bin ich ein Verfechter der zweiten Chancen und ich glaube, dass Izumi eine verdient hat. Tief drin ist er ein guter Kerl und er würde für jeden der Bürger hier in Kyoto ohne zu fragen sein Leben geben." Nachdenklich fuhr mich mit dem Finger über den Rand des Wasserkruges. „Warum zieht er dann durch die Dörfer und sammelt die Bezahlungen ein, wenn er ein ach so guter Mensch ist?" meine Gedanken schweiften zurück zu einem blutenden Hita und einer weinenden Riyaka. Sukuna seufzte, nahm mir den Krug ab und trank einen Schluck. „Irgendjemand muss die Drecksarbeit machen. Und weil er der Einzige ist, der ohne Rang geboren wurde, ist das seine Aufgabe. Ich habs versucht, aber ich kann ihn davor nicht bewahren. Und weil sich keiner der anderen von der Akademie die Finger schmutzig machen will, werden jedes Mal Söldner bezahlt, die ihn begleiten. Sie sind keine Jujuzisten und stellen deshalb auch keine Fragen bezüglich der Arbeit, solange die Bezahlung stimmt." Er streckte seine Hand aus und legte sie auf meine. „Denk einfach darüber nach." Sukuna stand auf und streckte sich, der Wind frischte auf.

„Wir sollten reingehen. Akara war fast fertig mit dem Essen, als ich zu euch raus bin."

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Guess whos back, back again? Eure Erin mit Kapitel 14!

Ich hoffe, dass es euch gefallen hat, lasst es mich gern in den Kommentaren wissen. Ich nehm dort natürlich auch Kritik und Anregungen an, also nur raus damit wenn ihr welche habt!

Eure Erin xx

Ancient Love (Sukuna X MC)/FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt