Kapitel 122

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Das Fuji die Linie übertrat, schien der Fluchkönig zu spüren. Er hielt mitten in der Bewegung inne, drehte langsam seinen Kopf und sah über seine Schulter zum Eingang. Blaue Fluchkraft umspielte Fujis Katana und tanzte anmutig in dessen Hand, die lange Klinge schillerte im Licht der Fluchkraft und summte bedrohlich, unterstrich den dunklen Ausdruck in den orangen Augen. „Ich dachte, ich erhöhe den Einsatz in diesem Spiel um ein weiteres Leben." Fuji hob die Klinge und deutete damit auf den Fluchkönig, der ein leises Glucksen von sich gab und sich dem Kaiser jetzt vollständig zuwendete. „Sieh mal einer an. Ein Kaiser, der gern mit dem Tod auf Messerschneide tanzt." Fujis kaiserlicher Kimono musste ihm Fujis Stellung verraten haben, der jetzt eine Verbeugung andeutete und weder verängstigt noch beunruhigt wirkte. „Und darf ich hinzufügen, dass ich diesen Tanz schon oft getanzt und jedes Mal das Gleichgewicht gehalten habe?"

Die Reißzähne des Fluchkönigs blitzten auf, als er sich genüsslich Sukunas Blut von der Wange wischte und die blutbesudelten Finger ableckte, ohne Fuji dabei aus den Augen zu lassen. „Oh da habe ich keinen Zweifel dran, Fuji, dass das so war." Die Beiden begannen, sich lockeren Schrittes zu umkreisen und ich fragte mich unweigerlich, was mit Fuji geschehen war. Hatte er wirklich keine Angst? Oder war an ihm bloß ein begnadeter Schauspieler verloren gegangen, der ohne Anstrengung das Kalkül des Fluchkönigs kopieren konnte? „Auch wenn ich zugeben muss, dass das in der heutigen Zeit kein Kunststück mehr ist," fuhr der Fluchkönig fort und verstaute seine Hände in seinen Hosentaschen. „Meine Flüche sind auch nicht mehr das, was sie mal waren, darum fällt es mir schwer, euch Jujuzisten von heute denselben Respekt zu zollen wie euren Vorfahren." Der Fluchkönig tippte sich an die Schläfe und zwinkerte Fuji zu, als in dessen Kiefer ein Muskel zuckte. „Aber der Wille zählt ja bekanntlich auch etwas, nicht wahr?" über Fuji brach eine derartig helle Feuersbrunst herein, dass es mein Freund nur noch knapp schaffte, den Arm zu heben und das Feuer mit seiner Fluchtechnik von sich wegzudrücken, genau auf den Fluchkönig zu, der vollends in den retrograden Flammen aufging und unversehrt mitten in der Höhle stand, als sie versiegten und lediglich etwas Ruß auf seiner Haut übrigließen. „Scheint, als wäre es schwer, dich zu treffen, junger Freund."

Und diesen Vorteil, den Fuji im Gegensatz zu Sukuna hatte, machte mein Freund sich zu Nutze und demonstrierte uns allen, was es hieß, der mächtigste Mann des Landes zu sein.

Der neue Kaiser einer ganzen Nation.

Der Sohn eines gefürchteten Kaisers.

Die Hoffnung dieses Landes.

Ein Gott in den Augen seiner Untertanen.

Der Fluchkönig hatte seinen Satz noch nicht beendet, da flog Fuji bereits durch die Luft, wehrte die feurigen Angriffe des Fluchkönigs unter einiger Anstrengung ab und schlug ohne Gnade auf den Fluchkönig ein. Cadis hatte sich zusammen mit Izumi neben mir aufgebaut, sie beide hielten, wie ich, den Atem an, als wir dem Spektakel zusahen, dass sich uns bot. Immer mehr Blut zierte den schroffen Höhlenboden, es war unmöglich zu sagen, zu wem es letzten Endes gehörte und so, wie Fuji einen Vorteil hatte, der den Fluchkönig in seinem Tun einschränkte, so hatte auch der Fluchkönig einen, der Fuji seinerseits einschränkte. Denn jede Wunde, die Fuji dem Fluchkönig mit viel Mühe und Glück zufügte, konnte dieser sofort und ohne Probleme wieder heilen. Dieses Spiel würde Fuji nicht lange mitspielen können, denn er konnte, im Gegensatz zu seinem Kontrahenten, seine stark blutenden Wunden eben nicht heilen und würde irgendwann außer Puste kommen und so langsamer werden.

Das Los des sterblichen Daseins und eine todbringende Schwäche.

„Warum konzentriert er sich nur auf Fuji?" hinter Cadis' Stirn arbeiteten die Zahnrädchen auf Hochtouren, das Gold in seinen Augen richtete sich auf Sukuna, der sich zitternd auf die Füße gekämpft hatte. Sein weißer Kimono, oder das, was davon noch übrig war, hing schlaff und blutgetränkt an seinem Körper, ich konnte über die Distanz hinwegsehen, dass ihm mehr als nur eine Rippe gebrochen worden war, dicht begleitet von einer ausgekugelten Schulter, unzähligen Schnittwunden und großflächigen Brandwunden, die bereits Blasen warfen und entzündet schillerten. Sein helles Haar war versengt und rußgeschwärzt und die Stellen, die noch hell waren, waren mit Blut verklebt. „Das macht keinen Sinn ... warum beendet er es nicht und geht stattdessen auf Fujis Ablenkung ein?" fuhr Cadis neben mir fort und sah dabei zu, wie Izumi Sukuna hektisch zu uns herüberwinkte. „Das ist sicher Fujis Plan. Er will Sukuna Zeit verschaffen, damit er zu uns kommen kann, hinter die Barriere." Sagte er leise und ging so nah an die Barriere heran wie nur möglich, um Sukuna die Hand zu reichen, sobald er hier war. Doch auch Izumi fiel schnell auf, dass Sukuna das nicht schaffen würde. Dafür floss das Blut zu schnell aus all den Wunden, die nicht durch das Feuer kauterisiert worden waren.

„Es würde nichts bringen, selbst wenn er es herschaffen würde, Izumi. Die Barriere würde ihn nicht durchlassen. Genauso wenig wie sie zugelassen hat, dass Elea und Fuji das Zeichen entfernen. Es gibt nur einen Weg heraus für Sukuna." Der Nekromant richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Höhle und verschränkte die Arme hinter seinem Rücken. „Und der scheint geradewegs durch die Hölle zu führen." Aus Izumis Gesicht wich alle Hoffnung, genauso, wie es bei mir und Fuji eben noch gewesen war. Keiner von uns konnte etwas ausrichten, dass Sukuna diese Bürde abnehmen oder erleichtern konnte. Wenn überhaupt, dann konnten wir ihm nur Verschnaufpausen verschaffen, so wie Fuji es gerade tat. Und hoffen, dass wir dabei nicht ins Gras bissen. Aber sahen wir den Tatsachen ins Auge; das änderte nichts an Sukunas Zustand. Die Umkehrtechnik war ebenfalls eine Gabe, die dem Fluchkönig gehörte und so fiel es ihm genauso schwer, sie zu aktivieren, wie es mit den Flammen der Fall war. Meine Gedanken kreisten immer schneller und ich begann, an der Barriere auf und abzutigern, ließ alles, was bisher geschehen war und was ich über den Fluchkönig wusste, Revue passieren.

„Weil er sonst auch stirbt ..." die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag ins Gesicht. „Wenn der Fluchkönig Sukuna tötet, dann stirbt er mit ihm! Darum hat er ihn noch nicht getötet, obwohl er das schon längst hätte tun können! Darum lässt er sich auf Fuji ein! Weil er Zeit braucht, um eine Lösung zu finden!"

Meine Worte trafen auf furchterregende Stille, als sie ungebremst durch die Höhle rasten.

Fuji und der Fluchkönig standen sich gegenüber, ich bekam Gänsehaut, als der Fluchkönig seinen hasserfüllten Blick von mir abwendete und ihn auf Fuji richtete, der diesen sofort erwiderte. Das blutige Katana in Fujis Hand hatte mittlerweile zu Zittern begonnen, seine Brust hob und senkte sich schwerfällig unter seinen Bemühungen, in all dem Rauch, der die Höhle nach den Kämpfen so langsam füllte, Luft zu bekommen. „Weißt du, Fujiwara," die Stimme des Fluchkönigs schien mit einem Mal von überall zu kommen, als sich der Rauch plötzlich verdichtete und uns allen den Blick auf Fuji, Sukuna und den Fluchkönig versperrte. „Ein Krieg erfordert immer und unausweichlich unnötige Opfer. Manche fallen dem Hunger zum Opfer. Andere Krankheiten oder dem Winter. Und manche ... tja." Der Rauch lichtete sich, erschrocken schlug ich mir die Hände vor den Mund. Der Fluchkönig stand nicht mal einen Meter hinter Fuji, ein heller Funke tanzte zwischen seinen langen Nägeln und erhellte das amüsierte Grinsen auf seinen Lippen. „Manche der Lust nach Gewalt anderer." Auf Fujis Stirn stand Schweiß, ich sah noch, wie er herumfahren wollte, den Arm heben wollte ...

Mein Schrei vermischte sich mit denen von Izumi, Cadis und Sukuna, als der Funke in der Hand des Fluchkönigs anschwoll, explodierte und Fuji noch während seiner Drehung von Kopf bis Fuß einhüllte.

Ancient Love (Sukuna X MC)/FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt