Die Stille, die die Höhle von jetzt auf gleich füllte, wirkte fremd. So viele verschiedene Geräusche der Verzweiflung und des Verderbens hatten hier derart gewalttätig gewütet, dass sie schon fast trügerisch wirkte. Ich traute der Stille nicht. Das Gold in den Augen des Nekromanten schimmerte, als er seinen Blick von meinen ramponierten Freunden abwand und mich nachdenklich betrachtete, als ich einen Schritt zurückwich. „Ihr seid mir nach wie vor unterlegen und Ruhe nicht immer gleich Frieden." Er nickte in Richtung der reglosen, gigantischen Echse. „Sie schläft nur so lange, wie ich es für richtig halte." Mit seinem schlanken Stab tippte er mir auf die Stirn.
„Und Monster, die schlafen, wachen irgendwann wieder auf."
Ein Schmunzeln tanzte in seinen Mundwinkeln, als er sich auf seinen Stab stützte und für den Bruchteil einer Sekunde meinte ich, dass seine rechte Hand nicht länger aus Fleisch und Blut war, sondern blanke, hell schimmernde Knochen. Doch ein Blinzeln, und seine Hand war wieder voller Leben. „Mir also dafür zu danken ist durchaus optimistisch und im Idealfall nicht lächerlich im Anbetracht der Tatsache, dass wir noch nicht wissen, wie das hier enden wird." Eine knappe Geste folgte, sein Zeigefinger wanderte einmal im Kreis, um mir die Situation zu verdeutlichen. „Also lasst uns zum Punkt kommen, so sparen wir unser aller Zeit." er drehte sich zu den anderen um, die teils schon wieder, wenn auch wackelig, standen oder noch am Boden lagen. Sogar Sukuna war derart an den Rand seiner Kräfte gedrängt worden das er es noch nicht mal fertigbrachte, sich selbst zu heilen. Schwer atmend kniete er am Boden und hustete Blut herauf.
Unglauben huschte über das Gesicht des Langhaarigen neben mir, als er in einigen schnellen Schritten zu den anderen gelaufen war, vor Sukuna stehenblieb und mir keine Beachtung schenkte, als ich ihm nacheilte. Er schob seinen Stab unter Sukunas Kinn und zwang ihn so, ihn anzusehen. Waberndes Rot traf auf stechendes Gold, als sich ihre Blicke kreuzten. Der Nekromant schien Sukuna mit seinem Blick schier auseinanderzunehmen, doch nach ein paar Herzschlägen entspannte sich sein Gesicht etwas. „Ich habe den Zweiten, also dich, nie zu Gesicht bekommen." Der Nekromant kratzte sich am Kinn, ohne Sukuna aus den Augen zu lassen. „Nur den anderen." Ein raues Lachen. „Suka. So nennt er sich doch, nicht wahr? Eine hübsche Maskerade, die er da abgezogen hat, keine Frage. Clever noch dazu. Ein Paradebeispiel dafür, aus seinen Umständen das Beste zu machen." Er zog seinen Stab unter Sukunas Kinn hervor, ließ ihn elegant durch seine Finger tanzen und verstaute ihn dann in einer kleinen, wohl extra dafür vorgesehenen Lederschlaufe auf seinem Rücken, bevor sein Blick mich traf.
„Wir scheinen das gleiche Ziel zu haben. Dein Dank war also doch im angemessenen Rahmen optimistisch und nicht lächerlich." Die Anspannung, die er mir mit diesen Worten von den Schultern nahm, war so immens, dass mir eine Träne der Erleichterung über das Gesicht lief. Er deutete eine Verbeugung in die Runde an. „Wenn ich mich vorstellen darf. Cadis Adrastus. Nekromant der fernen Welt und höchst erfreut, dass sich das Schicksal endlich dem Guten zuzuwenden scheint." Er zog die Augenbrauen zusammen. „Auch wenn ihr mir allesamt ein recht bunt zusammengewürfelter Haufen zu sein scheint. Ein normaler Mensch, ein Jujutusdilletant, eine Schwangere, ein wohl recht Belesener und das gejagte Teil der alten Macht." Cadis schüttelte amüsiert den Kopf. „Und ramponiert seid ihr noch dazu. Aber das geht auf mein Konto. Dafür möchte ich mich aufrichtig entschuldigen."
„Cadis." Sukuna war aufgestanden und wischte sich langsam das Blut vom Kinn, ohne seinen Blick von Cadis abzuwenden. „Was tust du hier unten? Und was weißt du über meinen Bruder?" Cadis schnalzte mit der Zunge, wurde aber von einem Knacken und Rascheln aus dem kläglich zusammengeschrumpften Knochenhaufen unterbrochen. Sofort zog Sukuna mich hinter sich und packte Cadis am Kragen. Doch der hob abwehrend die Hände und seufzte. „Jetzt mach mal nicht die Pferde scheu, mein Freund." Er sah über seine Schulter in Richtung Haufen. „Na komm schon raus. Dir passiert nichts." Fasziniert sah ich dabei zu, wie sich ein kleiner, blanker Schädel aus den Knochen schob und sich vorsichtig umsah, um zu prüfen, ob die Luft auch wirklich rein war. Ein fragendes Krächzen ertönte. „Seit wann traust du mir nicht mehr?" Auf Cadis' Worte hin folgte wieder ein Krächzen. "Ich lüge nicht!" Cadis grinste und rollte mit den Augen. Die Knochen des Haufens klackerten, als sich das kleine Skelett eines Raben schnatternd aus dem Haufen wühlte und von Knochen zu Knochen den Berg herunterhopste. Im ersten Moment wusste ich nicht, was ich davon halten sollte. War es süß oder grotesk? Aber als sich der kleine Rabe trotz fehlender Muskeln und Federn in die Luft erhob, auf Cadis' Schulter landete und seinen kleinen Schädel krächzend an dessen Wange schmiegte, entschied ich mich für Ersteres. Cadis strich dem Raben sanft über den knochigen Kopf und lächelte. „Das ist Kolki. Er begleitet mich schon eine ganze Weile und wird es, bis ich nicht mehr bin und er mit mir stirbt. Ein zweites Mal." Kolki hüpfte auf Cadis' ausgestreckte Hand und legte neugierig den Kopf schief, als Cadis ihn uns entgegenreckte. „Kolki, dass sind unsere neuen Freunde. Sag doch Hallo."
„Hallo!"
Hita's Gesicht zierte ein breites Grinsen, als er den kleinen toten Raben sprechen hörte. „Wir haben viel zu besprechen. Aber nicht hier." Cadis lächelte.
„Ihr geht vor und wir folgen euch unauffällig."
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Eine Maskerade sagte Cadis ... es scheint als würden die Masken so langsam fallen.
Eure Erin xx
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Ancient Love (Sukuna X MC)/FanFiction
Fanfiction18+ Holt die Vergangenheit dich ein? Oder kommst du ihr zuvor? Elea war schon immer eine Weltenbummlerin. Nie hatte sie etwas lange an einem Ort gehalten. Immer hatte es sie weitergezogen, von Land zu Land, von Stadt zu Stadt. Bis ihr Weg sie schli...